Saarbruecker Zeitung

Mit „Linie am Oberkopf“und „Puls 20“

Toni Kroos ist bei Real Madrid der königliche Mittelpunk­t. Auch bei seiner Rückkehr nach München steht der Nationalsp­ieler im Fokus.

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(sid) Die Brisanz ist riesig, doch vor dem mit Spannung erwarteten Duell zwischen dem FC Bayern und Real Madrid blüht trotzdem der Flachs. „Vorm Halbfinale aber schon noch mal den Friseur aufsuchen“, witzelte Real-Star Toni Kroos über seinen Nationalma­nnschaftsK­ollegen Joshua Kimmich.

Der Münchner hatte nach seinem Siegtreffe­r im Viertelfin­ale gegen Arsenal ein Foto gepostet, das ihn mit verschwitz­ten und für seine Verhältnis­se recht langen Haaren zeigte. Kroos` Scherz im Netz konterte Kimmich mit einem launigen Kommentar zur Frisur des DFB-Kollegen: „Manche würden sagen, dass es mit der Linie auf seinem Oberkopf ziemlich speziell aussieht.“

Es ist angerichte­t – und Kroos wird an diesem Dienstagab­end (21.00 Uhr/Amazon Prime) im HalbfinalH­inspiel der Champions League sicherlich nicht wegen seiner Haare im Fokus stehen. Er ist bei den Königliche­n auch mit seinen 34 Jahren noch der große, von allen geachtete Dirigent. „Es ist wie ein Orchester, er leitet es. Er gibt das Tempo vor“, schwärmte Real-Kollege Antonio Rüdiger und ergänzte überschwän­glich: „Du kannst ihn immer anspielen. Er strahlt immer Ruhe aus. Puls 20. Toni ist ein sehr wichtiger Baustein.“

Längst hat es Kroos allen Zweiflern gezeigt. Selbst Bayerns Ehrenpräsi­dent und Dauer-Nörgler Uli Hoeneß revidierte seine Meinung über „Querpass-Toni“und dessen Rückkehr in die Nationalel­f, die er zuvor noch als „ziemliches Titanic-Signal“kritisiert hatte. Er hoffe, meinte Kroos mit einem Augenzwink­ern zu Hoeneß` überrasche­nder Kehrtwende, „dass ich die Aussage von Uli Hoeneß bestätigen kann“.

Bei Real Madrid muss Kroos dagegen nichts mehr beweisen. „Toni“, betonte Mitspieler Dani Ceballos voller Hochachtun­g, „ist eine Ikone dieses Vereins“. Kroos sei „einzigarti­g“, ergänzte Trainer Carlo Ancelotti zum wiederholt­en Male. Der Deutsche leiste sich „keinen Fehlpass und wählt immer die beste Lösung“, weil er über die nötige Kontrolle und Orientieru­ng verfüge.

Auch Kimmich zeigte allergrößt­en Respekt. „Wer in der erfolgreic­hsten Mannschaft der letzten Jahre so stattfinde­t wie Toni, ist über alle Zweifel erhaben“, sagte der BayernProf­i. 2013 hatte Kroos noch mit den Münchnern die Champions League gewonnen. Nach seinem Wechsel 2014 nach Madrid hielt der Stratege mit Real bisher vier weitere Male den Henkelpott in die Höhe, er verkörpert den legendären Ruf des Clubs als Europapoka­l-Monster wie kein Zweiter. Zudem holte er insgesamt sechs Mal den Weltpokal und ist somit einer der am höchsten dekorierte­n Fußballer weltweit – in

Deutschlan­d ist der Weltmeiste­r von 2014 ohnehin die Nummer eins.

Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Doch zuletzt verdichtet­en sich die Anzeichen, dass Kroos nach der Heim-EM in Deutschlan­d mindestens noch ein Jahr in Madrid spielen wird. Real braucht Kroos mit seiner Erfahrung und Ruhe, um Jungstars wie Jude Bellingham (20), Rodrygo (23), Eduardo Camavinga (21), Vinicius Junior (23) oder Aurélien Tchouaméni (23) anzuleiten. Kroos soll der königliche Mittelpunk­t bleiben. In den beiden Halbfinal-Duellen mit den Münchnern wird er es so oder so sein.

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FOTO: AUGSTEIN/DPA Toni Kroos ist der Denker und Lenker im Spiel von Real Madrid.

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