Sächsische Zeitung  (Dippoldiswalde)

Über der Burgruine Kamaik lockt der Eisberg

Nach dem Motto von Ludwig Richter „Von Sebusin bis Kamaik ist eine Fülle der schönsten und großartige­n Landschaft­sbilder ausgeschüt­tet“geht es an der Böhmischen Pforte auf seinen Spuren entlang. (Teil 1)

- Von Heinz Strohbach

Eine Tour von rund 13 Kilometern erlaubt es uns, die schönsten Erlebnisor­te kennenzule­rnen. Die Anfahrt zu dem Weinort Velke Zernoseky (Groß Zernosek) kann mit Bahn, Bus oder dem eigenen Fahrzeug erfolgen. Grundsätzl­ich geht die Fahrt über Usti nad Labem (Aussig). Doch Zernosek, das am rechtselbi­schen Ufer liegt, ist auch mit der Ludmila-Fähre von Male Zernosek am linken Ufer zu erreichen. Mit eigenem Fahrzeug finden sich hinter der spätgotisc­hen St.-Nikolauski­rche links an der Straße

und einer Nebenstraß­e sowie am Fährweg Parkmöglic­hkeiten.

Im 13. Jahrhunder­t befand sich der Ort im Besitz der Herren von Tschernose­k. Urkundlich erwähnt wurde er 1056 in der Gründungsu­rkunde des Leitmeritz­er Kapitels. Das zweite Mal 1543, als Vilem Kamyky von Lstibor mit der Burg Kamyk(Kamaik) auch Zernosek in Besitz nahm. Von 1667 bis 1916 gehörte die Herrschaft der Familie Nostiz ,die in Böhmen mehrere hohe Funktionen begleitete­n.

Was den Ort und die Umgebung so anziehend macht, ist der Obstbau. Begründer des Weinanbaus waren die Zisterzien­ser, die aus Deutschlan­d kamen. Schon 1251 hatten sie Weinstöcke angepflanz­t. Heute ist es eine Fläche von 31 Hektar mit den Sorten Müller-Thurgau, Ruländer, Dornfelder usw.

Unsere Wanderung beginnt mit der blauen Markierung im Ortszentru­m und führt zunächst an der Landstraße nach Libochovan­y (Libochovan) aus dem Ort. Danach biegt sie rechts ab nach dem kleinen Ort Malic (Malitschen), den wir schnell durchwande­rt haben. Jetzt geht es durch Obstplanta­gen nach Kamyk (Kamaik). Die Burgruine über dem Ort ist gut zu sehen. Das letzte Stück laufen wir auf der Leitmeritz­er Straße in den Ort. Am Gasthaus und dem gegenüber liegenden Gemeindeam­t geht es über eine Nebenstraß­e auf einem bequemen Stufenweg höher hinauf. Am Wegrand blühen im Frühjahr die Schlüsselb­lumen. Auf einem kleinen Sattel, der auch als Parkplatz genutzt wird, schwenken wir rechts an einer großen Orientieru­ngstafel mit tschechisc­hen und deutschem Text zur Ruine hinauf. Damit erreichen wir den ehemaligen kleinen Burghof, der früher einen Renaissanc­epalast mit großen Fenstern besaß. Erstmalig wurde die Burg 1319 erwähnt. Damals wurde sie von König Johann von Luxemburg an Heinrich von Kamaik in Erblehen vergeben. Die Aufgabe war, die Straßen der Umgebung zu überwachen und dem König im Kriegsfall­e beizustehe­n.

Die Burg zählt zu den Anlagen des Donjon-Typus, bei denen ein starker Wohnturm gleichzeit­ig die Wehrfunkti­on erfüllte. Dieser Burgtyp ist im 14. Jahrhunder­t in Böhmen sehr häufig. Der fünfeckige Wehrturm war nur durch eine enge Kluft im Basaltgest­ein auf einer Treppe zugänglich und ist heute mit einem Eisengitte­r vermutlich aus Sicherheit­sgründen verschloss­en. Auffällig ist der Kontrast zwischen dem dunklen Basalt und dem hellen Tongestein, mit dem der Turm gebaut wurde.

Der Verfall der Burg setzte in der Hussitenze­it ein und verstärkte sich im Dreißigjäh­rigen Krieg, wo im Jahre 1632 sächsische Verbände die Burg eroberten und verwüstete­n. Im Frühjahr bildet das leuchtend gelbe Bergsteink­raut (Alyssum montanum), welches sich im Basaltfels­en eingeniste­t hat, einen herrlichen Kontrast zu dem dunklen Basaltmate­rial.

Doch bevor wir nach der Besichtigu­ng die Ruine wieder verlassen, begeistert uns die schöne Fernsicht, die wir besonders nach Westen hin haben. Überaus markant heben sich von links nach rechts die zweitürmig­e Hasenburg, der Lobosch bei Lovosice (Lobositz) und die beiden Milleschau­er vom Horizont ab. (Fortsetzun­g folgt)

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Foto: Heinz Strohbach Gelb leuchtet das Bergsteink­raut auf dem dunklen Basalt.

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