Sächsische Zeitung  (Dresden)

Heimwerker­n an Dresdens Bürgerbühn­e

„Respekt, wer’s selber macht“ist das Motto im Kleinen Haus des Dresdner Staatsscha­uspiels: eine skurrile Reise in die Welt des Selbermach­ens.

- Von Fionn Klose

Verdammt, warum macht die Spülmaschi­ne so komische Geräusche? Eine Frage, die sich viele schon einmal gestellt haben. Wenig später kracht oder knirscht es laut, und die Maschine macht gar nichts mehr. Was ist in der Not zu tun? Wahrschein­lich sollte man erst mal per Hand spülen und schleunigs­t den Techniker rufen. Nur – das kann teuer werden. Lieber gleich eine neue Spülmaschi­ne kaufen? Das kann noch teuer werden. Vielleicht sollte man die Sache selbst in die Hand nehmen. Eventuell klappt das ja.

„Respekt, wer’s selber macht“ist nicht nur der Slogan eines Baumarktes, sondern auch das Motto der Inszenieru­ng „Do it yourself“an der Bürgerbühn­e des Staatsscha­uspiels Dresden. Regisseur Tobias Rausch hat mit Menschen, die irgendetwa­s selbst angepackt haben, ein Stück entwickelt, das viele individuel­le Geschichte­n über das Selbermach­en einbezieht. „Es geht viel um Kreativitä­t, um sich selbst Ausdruck zu verschaffe­n“, sagt Rausch. „Aber auch um das Thema: Was kann ich eigentlich selbst, und warum will ich was selber machen?“Das Thema sei auch durch Baumarktwe­rbung inspiriert und die Situation in der Coronazeit, „als man gemerkt hat, es scheint das Wichtigste zu sein, dass die Baumärkte nicht zumachen.“

Während der Pandemie dürften Baumärkte über längere Zeit geöffnet bleiben. Aber auch sie mussten zeitweise schließen. Lange Schlangen zogen sich damals über die Parkplätze vieler Märkte. Etliche Menschen entdeckten ein neues Hobby: Heimwerken. Sie hübschten ihr Zuhause auf, reparierte­n Dinge, die schon lange hätten repariert werden müssen. Es war die Zeit des Selbermach­ens. Auch im fiktiven Haus der Spielerinn­en und Spieler von „Do it yourself“muss einiges repariert werden. „Das Haus ist marode und steht eigentlich vor

dem Zusammenbr­uch“, sagt Tobias Rausch. Aber das scheint niemanden in der Hausgemein­schaft zu interessie­ren. Nur wenige sprechen die Probleme im Haus an. „Da entstehen natürlich Konflikte wie in jeder Gemeinscha­ft, und die werden teilweise ganz heftig ausgetrage­n“, sagt Ensemblemi­tglied Bertolt List.

Es gibt jene, die das selbst anpacken wollen, aber auch andere, die versuchen, die Handwerker zu erreichen. „Man kommt aber am Telefon nie durch“, sagt Rausch. „Dann werden zwei in den Baumarkt geschickt, und es gibt eine Gruselszen­e.“Es sei eine surreale Welt, in die das Publikum mitgenomme­n wird. „Am Anfang

wirkt das wie eine ganz normale HausWG“, so Rausch. „Aber es wird immer skurriler auf eine Art und Weise.“

Nefertari Nachtigall ist zum ersten Mal bei der Bürgerbühn­e dabei. „Ich bin gar nicht so die handwerkli­che Person“, sagt sie. „Vor allem im Vergleich zu den Leuten um mich herum, die alles Mögliche selber machen können.“Dabei macht sie einiges selbst: Tattoos, Pullis stricken. Beim Nachdenken über diese kleinen Sachen, die sie selber macht, entstanden große Fragen, die auch Teil der Inszenieru­ng sind. Wann wird einem überhaupt wirklich zugetraut, etwas selber zu machen? Warum kann es passieren, dass, wenn man etwas selber

machen will, es einem wieder weggenomme­n wird, weil das Vertrauen fehlt?

Viele Fragen, die sich die Spielerinn­en und Spieler bei „Do it yourself“stellen wollen. Dabei kommt ihren individuel­len Geschichte­n und gesammelte­n Erfahrunge­n eine wichtige Rolle zu. Ihre Reise in die schräge Welt des Selbermach­ens kann spannend werden. Und Inspiratio­n sein für einige, die sich gerne selbst ans Spülmaschi­nenreparie­ren machen wollen, anstatt sofort den Handwerker zu rufen.

Uraufführu­ng am 24. Februar um 20 Uhr; Kleines Haus, Glacisstra­ße 28, 01099 Dresden Weitere Termine am 6. März um 20 Uhr und am 26. März um 20 Uhr

 ?? Foto: Sebastian Hoppe ?? Spülmaschi­ne reparieren lassen oder lieber selbst ans Werk gehen? „Do it yourself“an der Bürgerbühn­e in Dresden (hier eine Szene mit Stella Jathe und Christina Schechter) ist ein Stück für alle, die etwas selber machen, oder selber machen wollen.
Foto: Sebastian Hoppe Spülmaschi­ne reparieren lassen oder lieber selbst ans Werk gehen? „Do it yourself“an der Bürgerbühn­e in Dresden (hier eine Szene mit Stella Jathe und Christina Schechter) ist ein Stück für alle, die etwas selber machen, oder selber machen wollen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany