Das Paradies verlangt Eintritt
Bali hat eine Touristensteuer eingeführt. Das Geld soll das Müllproblem lösen helfen. Geht das? Eindrücke von der Insel der Götter.
Für den Start ihrer Touristensteuer haben die Behörden auf Bali einen günstigen Zeitpunkt ausgewählt. Der Februar gehört noch zur Regenzeit, es ist Nebensaison. Häufig prasseln Tropenschauer vom Himmel. Auch wenn danach meist wieder die Sonne strahlt, ist die indonesische Urlaubsinsel mit ihren Tempeln und Reisterrassen doch weit weniger voll als in der Hauptsaison im Juli oder August.
Das gilt auch für den Flughafen. Hier werden ab sofort für jeden bei der Einreise 150.000 Rupien fällig – umgerechnet neun Euro. An den Visa-Schaltern herrscht weniger Gedränge – ideal, um zu testen, ob die neue Steuer die Wartezeiten verlängert und so manchem die Urlaubsstimmung vermiest. Der Valentinstag als Starttermin – Zufall oder Kalkül? Das blieb offen.
Das Geld will die Regierung nach eigenen Angaben in den Schutz der großartigen Natur und Kultur der „Insel der Götter“sowie in nachhaltigen Tourismus und Serviceleistungen investieren. Bali ist die einzige hinduistisch geprägte Insel im muslimischen Indonesien und berühmt für ihre Traditionen und Rituale. Rund 70 Prozent der Einnahmen sollen aber – zumindest anfangs – in die Bewältigung des Abfallproblems fließen. Das ist gewaltig.
Die Strömung treibt am Surferstrand von Kuta derzeit Berge von Müll ans Ufer. Jeden Tag sammeln Helfer tonnenweise Flaschen, Becher und Verpackungen ein, die mit Lastern abtransportiert werden. Am nächsten Morgen türmt sich schon wieder Unrat. Sonnenbaden im Müll – so mancher Tourist ist konsterniert. Traumurlaub sieht nun wirklich anders aus. Und Kuta ist kein Einzelfall. „Auch weniger bekannte Attraktionen wie Wasserfälle im Dschungel sind oft total vermüllt“, sagt Taxifahrer Ketut Oka.
Hinzu kommen ständig verstopfte Straßen. Bali hat kaum öffentliche Verkehrsmittel, dafür ungezählte Autos und Motorroller. Nicht nur Einheimische, auch Touristen knattern durch Canggu, Sanur oder Seminyak. Bei Regen steht oft alles still.
Abgase in der Wellness-Oase
Eine Kanadierin, die auf Bali lebt, berichtet von stundenlangen Staus vom Süden nach Ubud, einem Hotspot nicht nur der YogaCommunity. Endlose Autoschlangen, Hupen und Abgase – ein krasser Kontrast zur Zen-Atmosphäre in Reisfeldern. Schon länger plant die Regierung ein Bahnsystem, das den Flughafen mit Kuta und anderen Ferienorten verbinden soll.
Seit Monaten wird über die „Tourism Tax“diskutiert, doch selbst Mitarbeiter der Reisebranche geben sich überrascht. „Das wusste ich gar nicht“, sagt Laksmi, die in Ubud als Rezeptionistin arbeitet. Sie bezweifelt, dass die Steuer viel ändern wird. „Es gibt schlichtweg zu viele Menschen auf Bali, und gerade die Balinesen selbst werfen ihren Müll meist einfach in die Landschaft – das ist schon fast Teil der Kultur“, sagt sie. „Bali ist eben nicht Singapur, und so sauber wird es hier auch nie werden.“Zudem habe fast jede Familie „mindestens zwei Autos und drei Motorräder“.
Kaela aus Australien, die zum Yoga in Ubud ist, sagt: „150.000 Rupien sind doch wirklich eine geringe Summe, wenn wir damit helfen können, die Probleme zu lösen, die ja größtenteils von uns Touristen mitverursacht werden.“Für Alleinreisende mag das gelten, für Familien geht sie ins Geld: Denn die Steuer kommt zu den 500.000 Rupien (30 Euro) für ein 30-Tage-Visum. Die Touristensteuer gilt für jede Person, auch für Kinder. Wer einen Abstecher auf Nachbarinseln wie die Gili Islands, Lombok oder Java macht, muss bei der Rückreise erneut zahlen. Zum Vergleich: In Thailand, Malaysia oder Vietnam kostet die Einreise deutsche Staatsangehörige nichts. Indonesien will auch noch die Vergnügungssteuer deutlich erhöhen. Balis Bars, Nachtklubs und Spas dürften also auch erheblich teurer werden.
Etwa 18.000 Gäste kommen im Durchschnitt pro Tag auf Bali an. Die Touristensteuer bringt so jährlich 60 Millionen Euro ein. Es soll „für den Kulturerhalt und die Abfallentsorgung verwendet“werden.
Wer Wartezeiten am Flughafen gering halten möchte, kann die Steuer, wird Urlaubern geraten, vorab online über Love Bali (https://lovebali.baliprov.go.id/) oder die Love Bali App bezahlen. (dpa)