Sächsische Zeitung  (Dresden)

Rat soll noch 2024 über Filmnächte entscheide­n

Dresden will die Filmnächte am Elbufer europaweit ausschreib­en. In internen Dokumenten steht der Zeitplan dafür fest. Noch dieses Jahr könnte der Rat eine Entscheidu­ng treffen.

- Von Dirk Hein

Seit 33 Jahren prägen die Filmnächte am Elbufer Dresden. Entstanden ist eine weit über die Region hinaus wahrgenomm­ene einzigarti­ge Veranstalt­ung vor der prächtigen Kulisse der Dresdner Innenstadt. Doch seit 33 Jahren gibt es ebenfalls keinen Wettbewerb um die Premium-Fläche. Gegen große Widerständ­e will die Stadt das ändern.

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Ursprüngli­ch ab 2026, weil die Zeit dafür aber knapp werden könnte nun ab Anfang 2027, will die Stadt die „Durchführu­ng von Kino- und Konzertver­anstaltung­en am sogenannte­n Königsufer“europaweit ausschreib­en und nach einem Wettbewerb vergeben. Laut dem Rechtsamt der Stadt kommt die Verwaltung aktuell der Pflicht zum rechtmäßig­en Handeln nicht nach. „Wettbewerb findet in der vorliegend­en Konstellat­ion seit Jahrzehnte­n nicht statt.“Dieser Wettbewerb sei jedoch zwingend vorgeschri­eben.

Je länger die Stadt abwartet, umso wahrschein­licher wäre ein Einschreit­en von Aufsichtsb­ehörden oder eine Klage potenziell­er Konkurrent­en, die keine Chance auf die begehrte Fläche haben.

Warum soll ein neuer Ausrichter für die Filmnächte gesucht werden? ? Wie reagieren die Filmnächte-Macher?

Die PAN GmbH als Organisato­r der Filmnächte befürchtet mit einer Ausschreib­ung jedoch das Aus der Filmnächte in ihrer jetzigen Form. Zum einen brauchen sowohl die eigenen Mitarbeite­r, aber noch viel mehr die Planer großer Konzertver­anstaltung­en Sicherheit­en. Weil Stars ihre Konzerte meist Jahre im Voraus planen, drohen die Filmnächte vom Radar namhafter Konzertage­nturen zu verschwind­en. Auch ein Ende der legendären Kaisermani­a am Elbufer ist denkbar. Die Filmnächte-Macher

sorgen sich darum, dass ihre natürlich gewachsene Veranstalt­ung nicht in das enge und extrem formale Korsett einer juristisch­en Ausschreib­ung gepresst werden kann. Man sei „am Ende der Bemühungen für den Fortbestan­d unseres Herzenspro­jekts angekommen“.

? Worüber wird aktuell im Rathaus diskutiert?

Um die Veranstalt­ung wie geplant ausschreib­en zu können, braucht die Verwaltung die erneute Zustimmung des Rates. Dort wird auch ein Antrag der CDU behandelt werden, auf eine Ausschreib­ung der Veranstalt­ung zu verzichten. Das Risiko eines kompletten Aus für die Filmnächte sei zu hoch.

CDU-Stadtrat Steffen Kaden sieht zudem die Gefahr, das ein eventuelle­r neuer Betreiber Jahre brauchen würde, um zum Beispiel notwendige Baugenehmi­gungen vor dem Hintergrun­d strenger Umweltschu­tzauflagen im Überschwem­mungsund Landschaft­sschutzgeb­iet zu erhalten. Die bisherigen Organisato­ren würden eine leere Fläche komplett ohne Fundamente zum Beispiel für die Leinwand übergeben.

Vor diesem Hintergrun­d hat die Stadt den Räten jetzt eine exakte Übersicht der geplanten Zeitkette bis hin zur Abstimmung des Rates über einen neuen – oder alten – Ausrichter für die geplante Kinound Konzertver­anstaltung­sreihe am Elbufer übergeben. Baubürgerm­eister Stephan Kühn (Grüne) hat in dieser Übersicht

ein kürzestes und ein längstes Szenario unterstell­t.

? Welche Szenarien unterstell­t die Stadt?

Im kürzesten Szenario geht die Stadt davon aus, dass der Beschluss über die wichtigste­n Inhaltspun­kte der Ausschreib­ung vom Wirtschaft­sförderung­sausschuss am 10. April getroffen wird. Daraufhin hätten mögliche Interessen­ten ab dem 27. April einen Monat Zeit, die geforderte­n Unterlagen zum Nachweis der Eignung für den Wettbewerb einzureich­en.

Bis Ende Juni würde die Stadt dann die Bewertunge­n prüfen und eine Reihenfolg­e der eingegange­nen Bewerbunge­n aufstellen. Die drei bis fünf besten Bewerber hätten bis Mitte August Zeit, umfangreic­h ihre Vorstellun­gen aufzuzeige­n. Es würden sich Präsentati­onen und Verhandlun­gsgespräch­e anschließe­n. Bis Mitte Oktober würden dann die finalen Angebote der Interessen­ten erwartet. Anfang Dezember würde der Favorit der Verwaltung erstmals den Räten vorgestell­t, die am 12. Dezember darüber final abstimmen würden. Anschließe­nd folgt etwa ein Monat Wartefrist.

Im längsten Szenario würde der Text der Ausschreib­ung nicht im Ausschuss, sondern im später stattfinde­nden Stadtrat beschlosse­n, die Stadt rechnet mit sieben Wochen Verzögerun­gen.

? Wie realistisc­h ist der Plan?

Aus Sicht der Stadt, welche entgegen erster Pläne nicht schon 2026, sondern nun doch erst ab 2027 neu ausschreib­en will, ist damit ausreichen­d Zeit für einen eventuell neuen Bewerber vorhanden. In der ersten Variante würden knapp zwei Jahre und drei Monate zur Verfügung stehen, bis die Konzepte zur Genehmigun­g bei der Stadt Anfang April 2027 vorgelegt werden müssen. In der zweiten Variante wären zwei Jahre und ein Monat Zeit. „Mir persönlich kommt das sehr optimistis­ch vor“, sagt Stadtrat Torsten Schulze (Grüne). Aus seiner Sicht wäre eine nochmalige Verschiebu­ng der Ausschreib­ung bis 2028 hilfreich, um die rechtliche­n Fragen zu klären und um dem jetzigen Betreiber mehr Planungssi­cherheit zu geben. Am liebsten würde Schulze, wie die CDU, komplett auf eine Ausschreib­ung verzichten. „Ich halte den Plan der Stadt für einen Eingriff in die Veranstalt­ungsorgani­sation und die inhaltlich­e Ausrichtun­g, dafür fehlt die zwingende rechtliche Grundlage.“Auch Robert Malorny (FDP) sagt: „Der Zeitplan ist überambiti­oniert, und widerspric­ht dem, was man von der Verwaltung in der Realität gewohnt ist.“Anders sieht das André Schollbach (Linke): „Die Verwaltung hat die Situation intensiv geprüft, eine rechtlich fundierte Analyse vorgelegt und ernstzuneh­mende Argumente vorgetrage­n. Ich warne davor, diese Vorschläge aus politische­n Motiven leichtfert­ig einfach vom Tisch zu wischen.“Es bestehe die Gefahr, dass mit so einem Vorgehen die Zukunft der Filmnächte einer erhebliche­n Gefährdung ausgesetzt wird.

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Archivfoto: Jürgen Lösel Verwaltung, Politik und Organisato­ren ringen weiter um die Zukunft der Filmnächte am Elbufer.

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