Sächsische Zeitung  (Dresden)

Nebenjob mit 680 PS

Für Mick Schumacher beginnt eine neue Saison an der Seitenlini­e, und doch ist einiges anders.

- Von Thomas Weitekamp

Als in der Welt des Motorsport­s der Boden wackelte, hielt auch Mick Schumacher kurz inne. Und war in diesem Moment bloß ein verblüffte­r Beobachter. „‘Krass‘“, erinnert er sich, dies sei der erste Gedanke gewesen. Der Wechsel von Lewis Hamilton zu Ferrari sendete seismische Wellen durch die Formel 1, auch Schumacher war höchst überrascht – ist aber alles andere als außenstehe­nd. In einem Jahr wird bei seinem Arbeitgebe­r Mercedes Hamiltons Cockpit frei, und Ersatzpilo­t Schumacher hat ja weiterhin ein klares Ziel.

„Mein Traum ist und bleibt die Formel 1“, sagte er vor dem Saisonstar­t, „ich verfolge das alles sehr genau. Doch letztlich kann ich mich nur mit guten Leistungen wieder für ein Cockpit empfehlen.“Zu diesem Zweck ändert der Sohn des Rekordwelt­meisters die Strategie, an der Seitenlini­e bei Mercedes steht er nicht mehr bei jedem

Rennen. Er hat jetzt einen Nebenjob.

Schumacher bestreitet für das französisc­he Alpine-Team die Langstreck­en-WM, und wenn die Formel 1 am kommenden Samstag in Bahrain ihre Saison startet, ist

Schumacher gar nicht weit entfernt gefordert: In Katar, nur gut 100 Kilometer Luftlinie entfernt, beginnt fast gleichzeit­ig die Herausford­erung in der WEC. Fünf Meter lang und zwei Meter breit sind die Prototypen dort, über viele Stunden müssen sie um die Strecke gejagt werden, der Hybridmoto­r liefert 680 PS. Schumacher will dort lernen, er will sich nach einem Jahr Pause auch wieder vermehrt präsentier­en. „Aber in erster Linie will ich dort Rennen fahren“, sagt er: „Das ist das, was ich seit meiner Kindheit mache, und was ich so vermisst habe im vergangene­n Jahr. Es war schon ziemlich hart, bei den Rennen nicht einsteigen zu dürfen.“Es gehe also vor allem darum: „Endlich wieder Zweikämpfe, endlich wieder Racing.“Die Außenwirku­ng der Langstreck­en-WM ist fraglos nicht vergleichb­ar mit der Formel 1, einen gewaltigen Höhepunkt gibt es aber doch: Die 24 Stunden von Le Mans im Juni sind eines der größten Rennen im Motorsport, Schumacher hat also durchaus Gelegenhei­t, sich ins Schaufenst­er zu stellen. Und zwar nicht ausschließ­lich für Mercedes. (dpa)

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Foto: Hasan Bratic/dpa Mick Schumacher sieht weiter Chancen auf eine Rückkehr in die Formel 1.

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