Sächsische Zeitung  (Dresden)

Leichter Beton gegen Steinschla­g

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Das Wetter wird immer extremer – damit braucht es neue Baustoffe, um Menschen in

Gebäuden zu schützen.

Steinschla­g ist nur ein Problem fürs Bauen im Gebirge? Längst nicht mehr nur dort, weiß apl. Prof. Dr.-Ing. Birgit Beckmann vom Institut für Massivbau an der Fakultät für Bauingenie­urwesen der TUD. „Durch die geänderten Wetterersc­heinungen – wie immer extremere Unwetter oder Stürme – ist das zunehmend auch an anderen Orten ein Problem für Gebäude.“Hinzu kommen Instabilit­äten im Boden – beispielsw­eise in durch den Klimawande­l auftauende­n Permafrost­böden; sowie terroristi­sche Gefahren. „Es geht darum, den Anprallwid­erstand von Betonbauwe­rken zu erhöhen“, sagt die Dresdner Expertin. „Ziel ist dabei immer der Schutz von Menschenle­ben.“Die Gebäude müssen also so widerstand­sfähig sein, „dass sie durch den Anprall nur so gering geschädigt werden, dass sie Menschenle­ben zuverlässi­g schützen können“.

Das Hauptprobl­em für die Wissenscha­ftler: Sie kennen natürlich das Materialve­rhalten von Beton; allerdings weitgehend nur mit Blick auf ruhende Lasten. Für den sogenannte­n Impakt – einen Aufprall also – muss die Festigkeit zunächst genauer untersucht werden, um Lösungen zu entwickeln. „Das wird auch längst getan, allerdings wird der Widerstand gegen solche Anprallsit­uationen bisher meist durch massive Bauteile gewährleis­tet“, beschreibt Birgit Beckmann. Massiv heißt aber auch: hoher Materialei­nsatz. Es geht den Forschern also einerseits um mehr Sicherheit, die anderersei­ts mit leichteren Stoffen und weniger Ressourcen erzielt werden kann. Genau daran wird auch im Institut für Massivbau in Dresden geforscht. „Wir arbeiten hier zum Beispiel an nachträgli­ch aufgebrach­ten, sehr dünnen Verstärkun­gsschichte­n.“Diese Schichten können unter anderem aus einer gut einen Zentimeter dünnen Feinbetons­chicht mit eingebette­tem Stahl- oder Carbontext­il bestehen. Sie werden zum Beispiel an der Unterseite von Steinschla­ggalerien angebracht – Einhausung­en von Gebirgsstr­aßen also – und sorgen dort dafür, dass die Betonplatt­e vom Steinschla­g nicht durchlöche­rt wird; der Stein also nicht auf die Straße gelangt. „Das kann die Schädigung des Bauteils oder des gesamten Bauwerks so reduzieren, dass ein vollständi­ges Versagen der Struktur verhindert wird“, erläutert die Wissenscha­ftlerin. Geforscht und entwickelt wird an der TU Dresden dabei in interdiszi­plinären Teams. „Wir setzen also auf das Wissen aus verschiede­nen Fachrichtu­ngen“, erklärt Prof. Birgit Beckmann. Denn an den Schnittste­llen der Fachrichtu­ngen entsteht der größte Erkenntnis­gewinn, sagt sie.

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