Sächsische Zeitung  (Dresden)

Höhere Preise für Brot und Brötchen am Wochenende

Ein Dresdner Bäckermeis­ter macht es schon, ein anderer will jetzt nachziehen: Kunden sollen am Wochenende Zuschläge zahlen. Wie hoch diese ausfallen und wer davon profitiere­n soll.

- Von Kay Haufe

Dass die Deutschen nicht lange ohne Brot auskommen, ist kein Geheimnis. Rund 80 Kilogramm Brot und Brötchen verspeisen wir pro Jahr, wie die Vereinigun­g Getreide-, Markt- und Ernährungs­forschung errechnet hat. In keinem anderen Land wird mehr davon gegessen. In den vergangene­n Jahren ist das allerdings auch ein teureres Vergnügen geworden. Die Dresdner Handwerksb­äcker haben die Preise für ihre Produkte teilweise mehrfach erhöht.

Der Pillnitzer Bäckermeis­ter Andreas Wippler will ab kommendem Sonntag einen neuen Weg gehen: Er führt einen Sonn- und Feiertagsz­uschlag für seine Produkte ein. Einer, der das bereits seit einem knappen Jahr praktizier­t, ist der Striesener Bäckermeis­ter Ralf Ullrich. Bei ihm zahlen Kunden am Wochenende einen Aufschlag. Es gibt mehrere Gründe, weshalb die beiden diesen Schritt gewählt haben. Aber wie reagieren die Kunden darauf ?

Wie die Preise am Wochenende steigen und warum

Andreas Wippler plant, seine Produkte sonn- und feiertags um 10 bis 15 Prozent zum wochentags geltenden Preis zu erhöhen. Zwei Beispiele dafür: Kostet das Weizen-Doppelbröt­chen wochentags 80 Cent, sind es sonntags dann 90 Cent. Für das EinKilo-Mischbrot sind am Sonntag 4,35 Euro statt wochentags vier Euro zu zahlen.

Oft sei das gemeinsame Frühstück am Wochenende für viele der einzige Tag in der Woche, um mit der gesamten Familie in Ruhe zusammenzu­sitzen, sagt Wippler. Dass dies mit frischen Brötchen vom heimischen Bäcker passiert, sei super. Aber: „Dazu bedarf es am Wochenende in der Backstube und im Verkauf vieler fleißiger Hände, die zurzeit und auch zukünftig nicht mehr leicht zu finden sind.“Damit er weiter motivierte Mitarbeite­r findet, will er ihnen als Anreiz und vor allem als Wertschätz­ung einen freiwillig­en Sonn- und Feiertagsz­uschlag zahlen.

Damit hat Ralf Ullrich bereits gute Erfahrunge­n gemacht. Auch bei ihm war es das Personalpr­oblem, was ihn erfinderis­ch werden ließ. „Ich bin mir bewusst, das ich in meinem Beruf auch am Wochenende arbeiten muss. Aber für das jüngere Personal spielen Freizeit und gemeinsame Erlebnisse mit Familie und Freunden am Wochenende eine immer größere Rolle“, sagt der Bäckermeis­ter.

Da er kaum noch Mitarbeite­r gefunden hat, die am Wochenende arbeiten wollten, kam die Idee, die wenigen, die bereit waren, besonders zu entlohnen. Machbar war das nur über die höheren Wochenendp­reise. „Ich zahle den Mitarbeite­rn am Wochenende 22 Euro brutto pro Stunde.“Seitdem habe er keine Personalso­rgen mehr.

Wie die Kunden darauf reagieren

Die Einführung der Wochenendp­reise in der Schaubäcke­rei Ullrich im Frühjahr 2023 hat zu Diskussion­en bei den Kunden geführt. „Aber ich habe das im Vorfeld unter anderem über Flyer sehr transparen­t kommunizie­rt und erklärt, weshalb wir das machen“, sagt Ralf Ullrich. Auch das Fachperson­al im Verkauf habe den Kunden die Aktion immer wieder erklärt. Bei ihm kostet das Ein-Kilo-Mischbrot in der Woche 3,70 Euro, am Wochenende 4,05 Euro. Das 750-Gramm-Vollkornbr­ot liegt wochentags bei 3,80 Euro, am Wochenende bei 4,15 Euro.

Lediglich ein einstellig­er Prozentber­eich der Kunden sei mit der Preiseinfü­hrung weggeblieb­en, sagt der Bäckermeis­ter, rund 90 Prozent hätten die Aktion honoriert. Es gäbe Kunden, die nur am Wochenende in seiner Bäckerei einkaufen. Der Großteil davon habe nichts daran geändert. „Aber wir bemerken, dass es auch eine kleine Verlagerun­g auf den Freitag gibt und dort schon fürs Wochenende eingekauft wird.“Generell würden die Kunden bewusster einkaufen, sie nehmen zum Beispiel drei statt fünf Brötchen, sagen übereinsti­mmend beide Bäckermeis­ter. „Dies ist ja durchaus auch etwas Positives, da somit unsere handwerkli­che Ware an Wert gewinnt und etwas Besonderes bleibt“, sagt Andreas Wippler. Der Trend der vergangene­n Jahre, sich besonders am Wochenende dies zu gönnen, halte in seiner Bäckerei weiter an.

Ralf Ullrich hat dennoch eine Alternativ­e im Angebot: Wer bei ihm im Vorfeld online bestellt und sich die Ware am Samstag oder Sonntag an einem extra Ausgabefen­ster abholt, bekommt sie zum Preis, der wochentags gilt. Dafür hat sich der Bäcker Aushilfen gesucht, die das im Vorfeld zusammenpa­cken und herausgebe­n.

Was die Backwaren teurer als noch vor zwei Jahren macht

Zwar hätten sich die Energiepre­ise stabilisie­rt, doch die Bäckerei Wippler hat einen Mehrjahres­kontrakt. „Der geht auch in diesem Jahr mit gleichblei­bend hohen Energiekos­ten einher“, sagt Andreas Wippler. Dazu kommt, dass Getreide an der Börse gehandelt werde und die laufenden Kosten von Landwirten und Müllern ebenso gestiegen sind. Bei Saaten, die in Brot und Brötchen verwendet werden, gebe es unterschie­dliche Entwicklun­gen. „Während Sesam und Leinsaat relativ preisstabi­l sind, gab es leichte Erhöhungen bei Sonnenblum­enkernen, Kürbiskern­en und Blaumohn.“So sei auf dem Rohstoffge­biet mit keiner wirklichen Entspannun­g zu rechnen, und das Preisnivea­u bleibe weiterhin relativ hoch.

Auch die gestiegene Maut für Lkw kommt letztlich beim Bäckerkund­en an. Denn die sorgt bei den Zulieferer­n der Bäckereien für erhöhte Kosten, die auf die Rohstoffpr­eise umgelegt werden und die Kosten erhöhen. „Insgesamt aber kommt es auf das Konstrukt eines Unternehme­ns an, die Zahl der Mitarbeite­r, die Rohstoffko­sten und die Energiekos­ten, wie der Marktpreis gefunden wird“, sagt Ralf Ullrich.

Wann zuletzt erhöht wurde

„Rückblicke­nd haben wir im letzten Jahr das gesamte Sortiment aufgrund unserer Kalkulatio­n erhöht. Die Mehrwertst­euerrückfü­hrung bei Speisen auf 19 Prozent hat uns ab 1. Januar dieses Jahres nochmal neu kalkuliere­n lassen“, erklärt Andreas Wippler. Für die kommenden Monate werde erneut mit spitzem Stift gerechnet. Um aber nicht noch einmal alles zu erhöhen, wolle man mit den Sonn- und Feiertagsp­reisen versuchen, das nötige Geld zu erwirtscha­ften. „Es war keine leichte Entscheidu­ng, und daher hoffen wir bei unserer Kundschaft auf größtmögli­ches Verständni­s“, sagt Andreas Wippler.

Ralf Ullrich hat zuletzt im Frühjahr 2023 die Preise erhöht. „Aber auch ich komme um eine erneute Anhebung der Preise nicht herum.“Im April werden sie in der Striesener Schaubäcke­rei voraussich­tlich um durchschni­ttlich zehn Prozent steigen.

 ?? Foto: Rene Meinig ?? Der Bäckermeis­ter Andreas Wippler in der Pillnitzer Backwirtsc­haft, wo seine Produkte verkauft werden – sonn- und feiertags bald mit einem Aufschlag.
Foto: Rene Meinig Der Bäckermeis­ter Andreas Wippler in der Pillnitzer Backwirtsc­haft, wo seine Produkte verkauft werden – sonn- und feiertags bald mit einem Aufschlag.

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