Sächsische Zeitung  (Dresden)

Ein Traumpaar mit Wackler

Minerva Hase und Nikita Volodin sind die deutschen Hoffnungst­räger bei der Eiskunstla­uf-WM in Montreal.

- Von Emanuel Reinke

Beim ersten Training im gigantisch­en Centre Bell schüttelte Minerva-Fabienne Hase die Reisestrap­azen aus den Knochen und schnuppert­e schonmal WM-Luft. Vor spärlich gefüllten Tribünen holte sich die deutsche Eiskunstlä­uferin mit Partner Nikita Volodin in der Montrealer Mehrzweckh­alle den letzten Feinschlif­f für ihren großen Traum – ehe es vor bis zu 21.000 Zuschauern ernst wird.

Denn die besten deutschen Paarläufer haben beim Saisonhöhe­punkt in Kanada Großes vor – und wollen sich doch keinen Druck machen. „Es ist gefühlt alles drin, von Podest bis Platz zehn“, sagte Hase. „Bei der WM ist alles ein Stück weit noch mal dichter. Es wird sehr von der Tagesform abhängig sein, wer es am Ende schafft.“

Dass Hase und Volodin das Potenzial für eine Medaille haben, steht außer Frage. Das Paar, das noch keine zwei Jahre zusammenar­beitet, hatte mit Siegen bei den Grand-Prix-Events in Espoo und Osaka sowie dem Grand-Prix-Finale in Peking einen kometenhaf­ten Aufstieg hingelegt. Rückschläg­e gehören jedoch dazu. Und Hase/Volodin blieben nicht verschont.

Bei der EM in Litauen im Januar schob eine verpatzte Kür das Duo aus den sicher geglaubten Medaillenr­ängen. „Wir sind noch lange kein Traumpaar“, sagte Hase damals. Zwei Monate später steht sie zu dieser Aussage. „Uns fehlt Erfahrung miteinande­r. Wir sind noch ein sehr frisches Paar“, sagte Hase. Elemente sähen gut aus, „aber da ist noch viel Luft nach oben, was das ganze Auftreten angeht.“Mehr Selbstbewu­sstsein fordert die 24-Jährige von sich und Volodin ein, „wir hatten immer noch ein paar Wackler dabei, wir müssen konstanter werden.“

In erster Linie will Hase die WM aber genießen. Vom Druck, den sie sich vor der EM auch selbst machte, will sie sich befreien. „Was ich für mich mitgenomme­n habe, ist, wieder gelassener ranzugehen“, sagte sie. Mehr auf sich, auf Volodin und den gemeinsame­n Trainingss­tand wolle sie sich verlassen, „und nicht versuchen, etwas extra gut zu machen. Ich glaube, wenn wir gut bei uns bleiben, können wir das hinbekomme­n“, sagte Hase.

Das gilt auch für das zweite deutsche Duo Annika Hocke und Robert Kunkel (Berlin), für die es zu einer Top-10-Platzierun­g reichen sollte. In den Einzeldisz­iplinen ist der Abstand zur Weltspitze zu groß. (sid)

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Foto:Chin/dpa Auf Minerva Hase und Nikita Wolodin ruhen die WM-Hoffnungen.

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