Ein Traumpaar mit Wackler
Minerva Hase und Nikita Volodin sind die deutschen Hoffnungsträger bei der Eiskunstlauf-WM in Montreal.
Beim ersten Training im gigantischen Centre Bell schüttelte Minerva-Fabienne Hase die Reisestrapazen aus den Knochen und schnupperte schonmal WM-Luft. Vor spärlich gefüllten Tribünen holte sich die deutsche Eiskunstläuferin mit Partner Nikita Volodin in der Montrealer Mehrzweckhalle den letzten Feinschliff für ihren großen Traum – ehe es vor bis zu 21.000 Zuschauern ernst wird.
Denn die besten deutschen Paarläufer haben beim Saisonhöhepunkt in Kanada Großes vor – und wollen sich doch keinen Druck machen. „Es ist gefühlt alles drin, von Podest bis Platz zehn“, sagte Hase. „Bei der WM ist alles ein Stück weit noch mal dichter. Es wird sehr von der Tagesform abhängig sein, wer es am Ende schafft.“
Dass Hase und Volodin das Potenzial für eine Medaille haben, steht außer Frage. Das Paar, das noch keine zwei Jahre zusammenarbeitet, hatte mit Siegen bei den Grand-Prix-Events in Espoo und Osaka sowie dem Grand-Prix-Finale in Peking einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Rückschläge gehören jedoch dazu. Und Hase/Volodin blieben nicht verschont.
Bei der EM in Litauen im Januar schob eine verpatzte Kür das Duo aus den sicher geglaubten Medaillenrängen. „Wir sind noch lange kein Traumpaar“, sagte Hase damals. Zwei Monate später steht sie zu dieser Aussage. „Uns fehlt Erfahrung miteinander. Wir sind noch ein sehr frisches Paar“, sagte Hase. Elemente sähen gut aus, „aber da ist noch viel Luft nach oben, was das ganze Auftreten angeht.“Mehr Selbstbewusstsein fordert die 24-Jährige von sich und Volodin ein, „wir hatten immer noch ein paar Wackler dabei, wir müssen konstanter werden.“
In erster Linie will Hase die WM aber genießen. Vom Druck, den sie sich vor der EM auch selbst machte, will sie sich befreien. „Was ich für mich mitgenommen habe, ist, wieder gelassener ranzugehen“, sagte sie. Mehr auf sich, auf Volodin und den gemeinsamen Trainingsstand wolle sie sich verlassen, „und nicht versuchen, etwas extra gut zu machen. Ich glaube, wenn wir gut bei uns bleiben, können wir das hinbekommen“, sagte Hase.
Das gilt auch für das zweite deutsche Duo Annika Hocke und Robert Kunkel (Berlin), für die es zu einer Top-10-Platzierung reichen sollte. In den Einzeldisziplinen ist der Abstand zur Weltspitze zu groß. (sid)