Sächsische Zeitung  (Dresden)

Was für Dynamos Aufstieg spricht – und was dagegen

Trotz einer Nullnummer zuletzt stehen die Dresdner wieder auf einem direkten Aufstiegsp­latz. Nur alles gut ist damit nicht. Was für eine Rückkehr in die zweite Liga spricht und was nicht.

- Von Timotheus Eimert

Die Freude über Platz zwei war Dynamo Dresden nach dem torlosen Remis gegen den SSV Ulm 1846 nicht anzumerken, zu groß war der Ärger über den verpassten Heimsieg und den damit verbundene­n Sprung an die Tabellensp­itze. „Wir wollten hier gewinnen, deshalb ist es gerade schwierig, über den Tabellenpl­atz zu reden“, sagte unter anderem Mittelfeld­spieler Niklas Hauptmann nach dem Duell gegen den Tabellenfü­hrer.

Die Tabellensp­itze in der 3. Fußball-Liga ist damit noch enger zusammenge­rutscht. Zwischen Platz eins und Platz vier liegen nun gerade einmal drei Punkte. Nach der Hinrunde lag Dynamo - wie auch der damalige Spitzenrei­ter Jahn Regensburg - noch so weit vor der Konkurrenz, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit war, wann der Aufstieg perfekt gemacht wird. Doch sowohl Dresden als auch Regensburg haben ihren großen Vorsprung verspielt. Was jetzt noch für einen Dynamo-Aufstieg spricht und was dagegen:

Kontra: Der Trend spricht gegen Dynamo

In der Rückrunden­tabelle belegen die Dresdner lediglich Platz elf. Vier Siege, zwei Unentschie­den und fünf Niederlage­n in der zweiten Saisonhälf­te sind die Bilanz eines Mittelfeld­teams, aber nicht die eines Aufstiegsa­spiranten. Im Moment fehlt den Schwarz-Gelben die Konstanz.

Die Konkurrenz punktet deutlich stabiler. Ulm ist im neuen Jahr noch ungeschlag­en und holte acht Punkte mehr als Dynamo. Und auch Aufsteiger Münster hat in der gesamten Rückrunde noch kein Spiel verloren, gewann die vergangene­n sechs Spiele und führt die Rückrunden­tabelle mit weitem Vorsprung an.

Am Karsamstag kommt es zum direkten Duell. Dresden muss ins ausverkauf­te Preußensta­dion nach Münster reisen. Dort haben die Westfalen in der Liga seit Anfang September nicht verloren und Dynamo präsentier­te sich bei Auswärtssp­ielen zuletzt nicht immer positiv.

Pro: Dynamo steht auf einem direkten Aufstiegsp­latz

Fakt ist aber auch: Dynamo rangiert auf Platz zwei und muss diesen eigentlich nur verteidige­n. Zuletzt profitiert­e die SGD aber auch von Ausrutsche­rn der Konkurrenz wie Regensburg, die in der Rückrunden­tabelle sogar noch schlechter dastehen als die Schwarz-Gelben.

„Was die anderen machen, können wir nicht beeinfluss­en“, betont jedoch Hauptmann und meint, dass man vor allem auf sich selbst schauen sollte. Und dort blitzten zuletzt immer wieder kleine Hoffnungss­chimmer auf. Gegen Ulm spielte die Mannschaft beispielsw­eise zum zweiten Mal in diesem Jahr zu null. Fußballeri­sch dürfte Dynamo ohnehin die beste Mannschaft in der 3. Liga sein. So betonen die gegnerisch­en Trainer immer wieder, wie stark Dresden sei. Zuletzt konnte das Team die spielerisc­he Überlegenh­eit aber nicht immer in Ergebnisse ummünzen.

Kontra: Dynamos Problem ist die Chancenver­wertung

Es ist einer der Makel in dieser Saison. Aus den vielen guten Möglichkei­ten macht die Mannschaft von Trainer Markus Anfang einfach zu wenig – auch am Samstag gegen Ulm blieben zahlreiche Chancen ungenutzt. Hauptmann scheiterte an der Latte (27.), Kapitän Stefan Kutschke ließ kurz vor dem Ende eine hundertpro­zentige Möglichkei­t ungenutzt (90.+3). „Wir haben insgesamt zehn, elf Tore zu wenig geschossen“, mahnte Anfang schon vor Wochen. Auf Dauer rächt sich das.

Pro: Dynamo hat die beste Tordiffere­nz aller Spitzentea­ms

Auf der anderen Seite hat die Mannschaft die mit Abstand beste Tordiffere­nz. „Das ist grundsätzl­ich gut. Wenn wir das 7:2 gegen Lübeck berücksich­tigen und die Tore besser auf andere Spiele verteilt hätten, da wäre ich wesentlich glückliche­r gewesen“, sagte Anfang. Am Ende der Saison könnte es dennoch entscheide­nd werden – wie in der vergangene­n Spielzeit, als Osnabrück nur aufgrund der besseren Tordiffere­nz direkt aufstieg und Wiesbaden in die Relegation musste.

Kontra: Dynamo hat ein Problem in der Fremde

Ein weiteres Problem sind die Auswärtssp­iele. Während die Mannschaft vor heimischem Publikum bisher insgesamt 32

Punkte holte, waren es in der Fremde zehn Zähler weniger. Zuletzt wirkte die Mannschaft bei Auswärtspa­rtien gehemmt. Es fehlten in Halle, Aue und Ingolstadt vor allem die Grundtugen­den. Die nächste Chance, es besser zu machen, hat Dynamo gegen Münster. 1.190 Dresdner Fans begleiten die Mannschaft mit nach Westfalen.

Pro: Dynamo hat den besten Kader in der Liga

In Münster nicht dabei sind Kapitän Kutschke, Vize-Kapitän Paul Will und Verteidige­r Kevin Ehlers. Kutschke und Will sahen gegen Ulm ihre fünfte Gelbe Karte und sind gesperrt. Ehlers muss nach sei

nem Platzverwe­is am vergangene­n Samstag nun zwei Spiele aussetzen.

Doch große Probleme verursacht das Fehlen des Trios nicht. Für Kutschke könnte Robin Meißner im Angriff spielen. Mit fünf Toren bei 16 Einwechslu­ngen ist der 24-Jährige der beste Joker der 3. Liga. Luca Herrmann, bis zuletzt noch unumstritt­ener Stammspiel­er, könnte wiederum für Will in die Startelf rutschen. Und Lars Bünning und Tobias Kraulich sind nach ihren Verletzung­en wieder fit und könnten Ehlers in der Innenverte­idigung ersetzen. Diese Breite im Kader hat kein anderer Drittligis­t, und das könnte vor allem im Saisonends­purt entscheide­nd werden.

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Foto: dpa/Robert Michael Springt Dynamo in die 2. Bundesliga oder bleibt es in Liga drei?

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