Sächsische Zeitung  (Dresden)

Bezahlkart­e – CDU äußert sich nach Abstimmung­seklat

Der CDU-Bundesvors­itzende Friedrich Merz hat vergangene Woche nach einer Abstimmung mit Groll nach Dresden geschaut. Die CDU hatte im Stadtrat einem AfD-Antrag zugestimmt.

- Von Andreas Weller

CDU-Chef Friedrich Merz dürfte sich nicht allzu oft bei seinen Parteifreu­nden im Dresdner Stadtrat melden. Diese sind aber in seinen Fokus geraten, weil sie einem Antrag der rechtsextr­emen AfD zugestimmt haben, eine Bezahlkart­e für Geflüchtet­e in Dresden einzuführe­n. Das sorgte für massiven Wirbel, weil die CDU insgesamt und Merz vorneweg immer wieder klare Ansagen gemacht hat, nach denen ein gemeinsame­s Agieren der CDU mit der AfD auch auf kommunaler Ebene unvereinba­r sei.

Friedrich Merz reagierte umgehend. Er bezeichnet­e die Entscheidu­ng als „in der Sache richtig, im Verfahren inakzeptab­el“. Dieser „Fehler“werde mit den Betroffene­n ausgewerte­t, weil die CDU AfD-Anträgen egal in welchen Parlamente­n nicht zustimmen werde.

Am Dienstagab­end dieser Woche hat dazu der Kreisvorst­and der CDU Dresden getagt. Im Kreuzfeuer der Kritik: Heike Ahnert als Fraktionsc­hefin im Stadtrat. „Wir haben uns ausführlic­h darüber unterhalte­n“, bestätigt sie auf Anfrage von Sächsische.de. Sie habe den Werdegang erläutert.

„Zunächst haben wir versucht, unseren eigenen Antrag vorzuziehe­n“, so Ahnert. Die CDU hat beantragt, den Beschluss, Dresden zum sicheren Hafen für Geflüchtet­e zu erklären, aufzuheben. Mit dem Beschluss hatte der Rat entschiede­n, dass Dresden wie mehr als 300 weitere Kommunen in Deutschlan­d bei Bedarf mehr Geflüchtet­e aufnimmt als nach dem Königstein­er Schlüssel zugewiesen werden. Konsequenz­en hatte dieser Beschluss bisher keine, Dresden hat immer nur die Menschen aufgenomme­n, die der Stadt zugewiesen wurden. Es geht aber um die grundsätzl­iche Bereitscha­ft.

CDU für Bezahlkart­e

„In unserem Antrag war auch die Einführung einer Bezahlkart­e enthalten“, erläutert die Fraktionsc­hefin. „Der Plan war, diesen vor dem AfD-Antrag zu behandeln. Ich war überrascht, dass es dafür keine Mehrheit gab. Sonst hätten wir den AfD-Antrag ablehnen können.“

Da die Geschäftso­rdnung des Stadtrats regelt, dass über ein Thema nach einem Beschluss mindestens ein halbes Jahr nicht erneut abgestimmt werden darf, habe die CDU dem AfD-Antrag zugestimmt. Um die Bezahlkart­e zu beschließe­n, weil unklar war, ob der CDU-Antrag in der Sitzung aus zeitlichen Gründen noch behandelt wird.

„Die Entscheidu­ng von 2019, dass die CDU in Dresden mit der AfD nicht zusammenar­beitet und es keine gemeinsame­n Anträge oder Initiative­n gibt, gilt weiterhin“, erläutert Ahnert. „Es ist völlig klar, dass wir mit der AfD nicht zusammenar­beiten.“Das sei nun auch nochmals bekräftigt worden. Personelle Konsequenz­en werde der Eklat in Dresden laut Ahnert nicht haben. „Wir müssen künftig absichern, dass unsere Positionen in eigenen Anträgen zur Abstimmung gebracht werden.“Dann werde es solche Debatten wie aktuell nicht mehr geben.

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