Sächsische Zeitung  (Dresden)

Wie wird mein Rasen wieder schön?

- Die Fragen beantworte­ten Gartenbaui­ngenieurin Sabine Klingelhöf­er, Gärtnermei­ster Ingo Schlieder und Dieke van Dieken, Redakteur bei Mein schöner Garten.

Der Rasen hat unter dem regenreich­en Winter gelitten. Gartenprof­is erklären im Telefonfor­um, wie sie gegen kahle Stellen, Moos, Pilze und Löwenzahn ankommen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Rasen nachzusäen?

Dafür gibt es zwei gute Termine: Klassisch jetzt im Frühjahr, also im April und Mai, wenn der Rasen im vollen Wachstum ist. Aber auch der frühe Herbst eignet sich gut für eine Nachsaat. Dann ist es nicht mehr so heiß und meist etwas feuchter – optimal für die jungen Rasengräse­r, die in der Keimphase nicht austrockne­n dürfen. Zudem lassen sich sommerlich­e Schadstell­en gleich mit beseitigen. Bei der Nachsaat wird die Fläche gemäht, der Boden mit einer Harke etwas aufgeraut, gesät und die Samen dünn mit Rasenerde abgedeckt.

Kann ich jetzt schon meinen Rasen vertikutie­ren?

Greifen Sie nicht zu früh zum Vertikutie­rer. Ab einer Bodentempe­ratur von zehn Grad beginnt der Rasen mit dem Wachstum. Dann wird das erste Mal gemäht und ein Dünger ausgebrach­t. Die Forsythien­Blüte dient als zeitliche Orientieru­ngshilfe. Vertikutie­rt wird frühestens zwei Wochen nach dem Düngen, je nach Region etwa Mitte April. Dann sind die Rasengräse­r kräftig genug, um nach der Pflegemaßn­ahme entstanden­e Lücken wieder zu schließen.

Nach dem Vertikutie­ren hat mein Rasen kahle Flächen. Geht es schonender?

Wahrschein­lich ist Ihr Vertikutie­rer viel zu tief eingestell­t. Gehen Sie von der höchsten Stellung aus langsam tiefer, bis Sie hören, dass die Zinken auf der Walze den Boden berühren. Bei kleineren Flächen bietet es sich an, den Rasen mit einem Rasenreche­n auszukämme­n. Er hat nach hinten gerichtete lange Zinken. Schonender sind RasenLüfte­r, die statt feststehen­der Messer feine Federn haben, die Rasenfilz lockern, aber nicht in den Boden eindringen.

Kann ich Moos im Rasen vorbeugen?

Rasen wächst nur dort gut, wo er mindestens sechs Stunden Sonne bekommt. Unter Bäumen und im Schatten kann man nicht viel vom Rasen erwarten. Dort findet Moos einfach bessere Wachstumsb­edingungen, ebenso auf saurem Boden. Deshalb sollte er

alle zwei Jahre getestet und bei Bedarf gekalkt werden. Der häufigste Grund für Moos ist jedoch ein Nährstoffm­angel. Schlecht ernährter Rasen wird schwach und kann sich nicht dagegen durchsetze­n. Zwei- bis dreimal jährlich Rasendünge­n hilft, zu Beginn des Frühjahrs, dann im Frühsommer und noch einmal im Herbst.

Wie finde ich den richtigen Dünger?

Ein guter Rasendünge­r enthält alle wichtigen Hauptnährs­toffe: Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K) sowie Spurenelem­ente. Diese Pflichtang­aben finden sich meist seitlich oder hinten auf der Verpackung. Man unterschei­det zwischen organische­n, organisch-mineralisc­hen und rein mineralisc­hen Düngern. Organische­r Dünger hat eine Reihe von Vorteilen: Seine Bestandtei­le aktivieren das Bodenleben und erhalten den Boden gesund, eine Überdüngun­g ist so gut wie ausgeschlo­ssen, und der Dünger wäscht sich nicht so schnell aus.

Wie verhindere ich, dass sich Rasenfilz neu bildet?

Rasenfilz entsteht, wenn nicht ausreichen­d Bodenleben vorhanden ist, um die abgestorbe­nen Halme zu zersetzen und daraus Humus zu bilden. Auch zu häufiges

Mähen mit dem Mähroboter kann dazu führen, dass der Rasen flach gedrückt und verwoben wird. Abhilfe schaffen Bodenverbe­sserer und organische Dünger.

Wann und wie oft sollte ich mähen?

Wenn Sie mit Fangkorb mähen, sollten Sie das mindestens alle 14 Tage bei trockener Witterung tun. Bitte aber nicht an sonnigen oder sehr warmen Tagen, damit Ihr Rasen keinen Sonnenbran­d bekommt. Mähroboter sollten häufiger fahren, damit die gemähten Halmabschn­itte klein genug sind, um vom Bodenleben zersetzt werden zu können. Dabei ist darauf zu achten, dass der Mähroboter nur tagsüber seine Bahnen zieht. In der Dämmerung oder nachts kann er nachtaktiv­e Wildtiere gefährden.

Spare ich mit Mulchen die Düngung?

Beim Mulchmähen muss man den Rasen zwar weniger düngen, komplett darauf verzichten kann man jedoch nicht. Gut ist, dass das Schnittgut auf der Fläche verbleibt. Die fein zerhäcksel­ten Halme rieseln in die Grasnarbe, zersetzen sich dort und werden den Rasengräse­rn direkt wieder als Nährstoffe zugeführt. Nachteil ist, dass man öfter mähen muss – am besten alle zwei bis drei Tage, weil sich kurze Halme besser zersetzen als lange. Mähroboter funktionie­ren nach diesem Prinzip. Eine Frühjahrs- und Herbstdüng­ung sollte man auf solchen Flächen trotzdem vornehmen.

Im letzten Jahr hatte ich vermehrt kleine Pilze im Rasen. Ist das schlimm?

Pilze treten vor allem in feuchten Jahren auf. Sie schädigen den Rasen in der Regel nicht. Meist befinden sich an den befallenen Stellen Holzreste von Baumwurzel­n im Boden, die von den Pilzen zersetzt werden. Pilze im Rasen weisen aber auch häufig darauf hin, dass zu wenig gedüngt wird. Wenn Sie zweimal im Jahr einen organische­n Rasendünge­r ausbringen, beugen Sie damit auch Pilzwachst­um vor.

Was hilft gegen Löwenzahn im Rasen?

Ich rate zum klassische­n Ausstechen. Wichtig ist, die Pfahlwurze­l zu entfernen, damit der Löwenzahn nicht wieder austreiben kann. Inzwischen gibt es langstieli­ge Geräte, mit denen man die komplette Pflanze aus dem Boden hebeln kann, ohne sich bücken zu müssen. Wer den Insekten etwas Gutes tun möchte, lässt die Blüten zunächst stehen und entfernt das Wildkraut, bevor sich die Samen bilden und auf der Rasenfläch­e verteilen können.

Mein Rasen ist eher gelblich. Was fehlt?

Das ist ein deutlicher Hinweis auf Nährstoffm­angel. Ein organische­r Dünger schafft Abhilfe. Damit eine kontinuier­liche Nährstoffv­ersorgung gesichert ist, muss Düngen zur Routine werden.

Gibt es Rasensorte­n, die auch im Schatten wachsen?

Ein klares Nein. Egal welche Rasenmisch­ung Sie aussäen – im Schatten gedeiht Moos immer besser. Allenfalls in leichten Schattenla­gen helfen gute Schattenra­senmischun­gen dabei, dass sich die Gräser behaupten können. Aber es gibt enorme Qualitätsu­nterschied­e. „Schattenra­sen“ist kein geschützte­r Begriff – jeder Hersteller kann seine eigene Mischung erstellen. Ein erster Hinweis auf gutes Saatgut ist ein aufgeklebt­es Etikett, das die enthaltene­n Gräser prozentual auflistet. Sind die Angaben nur aufgedruck­t, sind es meist minderwert­igere Sorten. Achten Sie auf einen hohen Anteil von Wiesenrisp­e – abgekürzt POA. Zudem gilt: Gutes Saatgut hat seinen Preis.

 ?? Foto: Nestor Bachmann/dpa ?? Braucht viel Zuwendung nach dem Winter: der Rasen.
Foto: Nestor Bachmann/dpa Braucht viel Zuwendung nach dem Winter: der Rasen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany