Sächsische Zeitung  (Dresden)

Oberbürger­meister stoppt Bezahlkart­e für Geflüchtet­e in Dresden

- Von Andreas Weller

Am 21. März passierte ein Tabubruch im Dresdner Stadtrat. Die CDU, die bundesweit die Maßgabe ausgegeben hatte, keinen Anträgen der AfD zuzustimme­n, votierte mit der AfD für deren Antrag. Schließlic­h gab es eine Mehrheit für den AfD-Vorschlag, in Dresden eine eigene Bezahlkart­e für Geflüchtet­e einzuführe­n.

Doch jetzt wackelt dieser Beschluss wieder. Oberbürger­meister Dirk Hilbert (FDP) legte innerhalb der Frist Widerspruc­h dagegen ein. „Der gefasste Beschluss zum

Antrag ist für die Landeshaup­tstadt Dresden nachteilig“, begründet er. Der OB muss Beschlüsse­n des Rats widersprec­hen, wenn er der Auffassung ist, dass diese rechtswidr­ig sind, und kann widersprec­hen, wenn er der Auffassung ist, dass sie für die Gemeinde nachteilig sind. „Der Beschluss beeinträch­tigt die wirtschaft­lichen Interessen der Stadt durch finanziell­e und personelle Mehraufwän­de in nicht unerheblic­her Weise negativ.“Die Einführung würde mindestens 100.000 Euro und bis zu 460.000 Euro pro Jahr zusätzlich kosten. „Dies steht vor dem Hintergrun­d, dass das mit dem Antrag verfolgte Ziel – die Einführung einer Bezahlkart­e – auf andere Art und Weise, namentlich dem Abwarten auf eine bundesweit­e Bezahlkart­enlösung, besser erreicht werden kann.“Dazu komme, dass die Einreichun­gsfrist für das Vergabever­fahren zur Einführung einer bundesweit­en Bezahlkart­e heute endet. „Eine kommunale Lösung würde von der bundesweit­en Bezahlkart­e verdrängt und wäre folglich nur bis zu deren Start, der aktuell für den Zeitraum September 2024 bis spätestens Januar 2025 geplant ist, einsetzbar.“Da nach einem Widerspruc­h der Stadtrat erneut über den widersproc­henen Punkt abstimmen muss, setzt Hilbert diesen erneut auf die Tagesordnu­ng, und zwar in der nächsten Sitzung am 18. April.

„Es ist bedenklich, wie der OB mit demokratis­ch gefassten Beschlüsse­n umgeht“, so AfD-Fraktionsc­hef Thomas Ladzinski. Hilberts Argumente seien bekannt gewesen. „Insofern ist es reine Willkür.“Er kündigt an, dass die AfD erneut für ihren Antrag stimme. „Eine Nachteilig­keit ist für mich nicht zu erkennen, weil die Stadt künftig Geld spart – für Personal, das Bargeld ausgibt, und Sicherheit­spersonal.“

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