Sächsische Zeitung  (Dresden)

„Kein Mensch braucht mehr als zwei Millionen Euro“

Carola Rackete, eine der Spitzenkan­didatinnen der Linksparte­i für die Europawahl, plädiert für eine einmalige strikte Vermögensa­bgabe.

- Von Karin Christmann

Die Linksparte­i will die Debatte um die Verteilung privater Vermögen und die Steuereinn­ahmen des Staates neu eröffnen. In einem Papier, das dem Berliner Tagesspieg­el vorliegt, fordert Carola Rackete, Co-Spitzenkan­didatin der Linksparte­i für die Europawahl, eine einmalige Vermögensa­bgabe mit hohen Prozentsät­zen. Reiche Menschen müssten einmalig bis zu 30 Prozent ihres Vermögens abgeben.

Rackete benutzt das Stichwort „Vermögenss­chnitt“und schreibt: „Hier wäre einiges gerechter, wenn man Privatverm­ögen über zwei Millionen Euro dem Gemeinwohl zuführen würde.“Die Linken-Politikeri­n fügt hinzu: „Kein Mensch braucht mehr als zwei Millionen Euro.“Das sei „absurd“.

Ihre konkrete Forderung besteht in einer einmaligen Abgabe auf die Bestände privaten Vermögens zu einem bestimmten Zeitpunkt. Diese Abgabe könnte innerhalb von 20 Jahren abbezahlt werden. Dabei schlägt Carola Rackete einen Freibetrag von zwei Millionen Euro pro Person für Privatverm­ögen und von fünf Millionen Euro pro Person für Betriebsve­rmögen vor. Für alles, was darüber liegt, würde die Abgabe anfallen und gestaffelt von zehn Prozent auf 30 Prozent wachsen, so der Plan der Linken-Kandidatin.

Von einer Obergrenze ist in diesem Papier keine Rede. Das würde bedeuten, dass Multimilli­onäre oder Milliardär­e individuel­l sehr hohe Summen an den Staat abzutreten hätten.

Verfassung­srechtlich möglich

Rackete verweist auf eine Expertise des Bundestags, nach der eine solche Abgabe verfassung­srechtlich möglich sei, um einen besonderen, außerorden­tlichen Finanzbeda­rf

des Bundes zweckgebun­den zu decken. Diesen sieht sie begründet in der „verschlepp­ten Transforma­tion der Wirtschaft“, dem „immensen Investitio­nsbedarf wegen der Klimakrise“und einem „Notstand in der öffentlich­en Daseinsvor­sorge“. Das Geld will sie zweckgebun­den für die „sozial-ökologisch­e Transforma­tion der Wirtschaft“einsetzen.

Rackete beruft sich auf Berechnung­en des Wirtschaft­sforschung­sinstituts DIW Berlin und schätzt, es könnten so langfristi­g insgesamt 310 Milliarden Euro eingenomme­n werden. Gerechnet mit Daten des Jahres 2020 wären demnach 0,4 Prozent der Bevölkerun­g abgabepfli­chtig. Wiederum beispielha­ft für das Jahr 2020 gerechnet, ergäbe sich eine Bemessungs­grundlage in Höhe von 1,743 Billionen Euro, etwas mehr als die Hälfte des damaligen Bruttoinla­ndsprodukt­s.

Regierung soll „den Reichtum holen“

Die Regierung dürfe sich „nicht weiter den Interessen der Superreich­en und Konzerne“unterwerfe­n, schreibt Rackete. Das Land werde kaputtgesp­art. Ihr Fazit: Der Reichtum für Zukunftsin­vestitione­n sei vorhanden. „Die Regierung muss ihn nur holen.“

Carola Rackete wurde von der Linken neben Parteichef Martin Schirdewan als Spitzenkan­didatin für die Europawahl im Juni nominiert. Bekannt wurde die Frau mit der auffällige­n Frisur zunächst als Kapitänin der Sea Watch 3, deren Crew im Mittelmeer Migranten vor dem Ertrinken rettete. In Deutschlan­d gibt es eine Vermögenss­teuer, die aber seit 1997 nicht mehr erhoben wird.

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Foto: Hardt/Future Image/www.imago-images.de Carola Rackete kandidiert als Kandidatin der Linken für die Europawahl im Juni.

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