Dynamos Sieglos-Serie und die Folgen
Das enttäuschende 1:1 beim Tabellenletzten Freiburg II hinterlässt mehr Fragen als Antworten. Trainer Markus Anfang scheinen die Ideen auszugehen. Das sagt er selbst.
Als hätte Dynamo Dresden im Moment nicht schon genug Probleme, rennt am Sonntagabend in der Nachspielzeit auch noch ein Flitzer mit einer DynamoFahne über den Rasen im Freiburger Dreisamstadion. Während die Mannschaft noch um den Sieg beim Tabellenletzten SC Freiburg II kämpft, stehen plötzliche andere Dinge im Mittelpunkt. Ein Sinnbild für die vergangenen Wochen.
Stefan Kutschke passt die Aktion überhaupt nicht. Der Dynamo-Kapitän setzt zum Sprint über das halbe Feld an und schubst den Störer vom Rasen in Richtung Dresdner Fanblock. Nach einer kurzen Unterbrechung wird die Partie fortgesetzt. Der Siegtreffer gelingt nicht mehr, es bleibt beim 1:1. Wieder lässt Dynamo wichtige Punkte im Aufstiegskampf liegen – und hinterlässt mehr Fragen als Antworten.
? Warum kann Dynamo derzeit nicht mehr gewinnen?
Am Sonntagabend scheitert die Mannschaft wie so häufig in dieser Saison an sich selbst – vor allem in der ersten Halbzeit. Zwar geht Dynamo durch ein Traumtor von Tom Zimmerschied (28.) in Führung, doch zahlreiche gute Möglichkeiten bleiben zuvor und danach ungenutzt. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, fällt mit dem ersten Schuss des Gegners der Ausgleich. Auch das ist eine Parallele zu vorangegangenen Spielen.
„Was willst du machen, außer Chancen kreieren und wenige Torchancen zulassen?“, fragt Anfang danach genervt. Und treffend stellt er fest: „Wenn du alle Spiele zusammennimmst, sind eine Vielzahl der Spiele in so einem Muster abgelaufen.“Dynamo ist die Mannschaft in der 3. Liga, die
die wenigsten Torschüsse zulässt und gleichzeitig am häufigsten aufs Tor schießt. „Aber das bringt uns nichts“, betont der Trainer. „Am Ende muss der Ball ins Tor, und hinten solltest du zu null spielen.“
Beides gelingt Dynamo derzeit nicht. In den 13 Spielen im Jahr 2024 konnte Dynamo erst zweimal ohne Gegentor spielen. In drei der letzten sechs Partien blieb die Mannschaft zudem ohne eigenen Treffer. Das sind die Zahlen eines Abstiegskandidaten, nicht die eines Aufstiegsaspiranten.
? Ist Markus Anfang noch der richtige Trainer für Dynamo?
Die Ergebnisse sprechen klar gegen Anfang. Seit vier Spielen ist die Mannschaft nun sieglos. In der Jahrestabelle belegt Dynamo den vorletzten Platz, nur Lübeck ist 2024 noch schlechter. Selbst gegen Schlusslicht Freiburg II können die Schwarz-Gelben nicht gewinnen. „Die Enttäuschung ist riesig, auch wenn Freiburg kein klassischer Absteiger ist. Sie sind keine Mannschaft, die man aus dem Stadion schießt“, sagt Anfang über das Team, das mit 14 Punkten Rückstand auf die Nicht-Abstiegsplätze abgeschlagen auf dem letzten Platz steht.
Die Taktik dahinter ist offensichtlich.
Anfang will vor allem seine Mannschaft in Schutz nehmen – und zum Teil wohl auch sich selbst. Die Diskussionen um seine Person dürften nun nicht weniger werden – trotz ausgesprochener Jobgarantie des Aufsichtsrats und Vertrauensbeweis von Geschäftsführer David Fischer.
„Ich werde immer alles dafür tun, die Mannschaft top vorzubereiten“, betont Anfang. Er glaubt, dass er nach wie vor der richtige Trainer für Dynamo ist. „Es liegt nicht am Einstellen, der Motivation, der Zusammenstellung oder dem Klima. Das ist alles in Ordnung. Es gibt wenige Ansätze, die du ändern musst. Wir stehen und halten als Mannschaft, Betreuerstab und Trainerteam zusammen. Mehr können wir erstmal nicht tun“, erklärt er.
? Welchen Einfluss haben die Drohbriefe gegen Stefan Kutschke?
Vor dem Heimspiel gegen Saarbrücken hatten der Kapitän und dessen Familie eine Morddrohung erhalten. In der Vorwoche kamen zwei weitere an den 35-Jährigen adressierte Drohbriefe hinzu. „Wir haben versucht, eine gewisse Lockerheit hineinzubringen, aber da geht es nicht um Fußball, sondern um Menschen“, sagt Anfang.
Unter anderem steht der beim Verein angestellte Sportpsychologe und Ex-Profi Silvio Schröter für Gespräche zur Verfügung. Anfang betont: „Die Situation begleitet die Mannschaft natürlich.“Das ist phasenweise auch in Freiburg zu sehen. „Wenn ich sage, dass es mit der Mannschaft nichts macht, würde ich lügen“, erklärt Anfang.
? Wie stehen Dynamos Chancen auf den Aufstieg jetzt?
Die Plätze eins und zwei, die den Aufstieg in die 2. Bundesliga garantieren, sind bei noch fünf ausstehenden Spielen so gut wie vergeben. Dynamo hat sieben Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Ulm, sechs sind es zum Zweitplatzierten Regensburg. Dresden springt nach dem Remis in Freiburg allerdings wieder auf den Relegationsplatz und das scheint die so ziemlich einzige gute Nachricht des Abends zu sein – könnte aber am Mittwoch von Saarbrücken verdrängt werden.
Die Relegation scheint die vielleicht letzte realistische Chance zu sein, um am Ende doch aufzusteigen. Für Dynamo könnte dabei das Restprogramm sprechen. Die Dresdner müssen mit Jahn Regensburg nur noch gegen ein Team aus dem oberen Drittel spielen. Der Tabellenzweite trifft neben der SGD dagegen noch auf Ulm und Saarbrücken.
„Wir tun gut daran, uns darüber keine Gedanken zu machen. Wir müssen erstmal Spiele gewinnen, alles andere zählt erstmal nicht“, sagt Mittelfeldspieler Niklas Hauptmann und betont: „Die Gedanken sollten jetzt nur auf Viktoria Köln liegen, alles andere wird in der Endabrechnung zu sehen sein.“Das Team von Ex-Dynamo-Trainer Olaf Janßen kommt am Samstag nach Dresden – und könnte zum Aufstiegsentscheider werden. Die Kölner treffen noch auf die ersten vier der Tabelle.