Wie das Zalando-Outlet auch anderen Läden helfen könnte
Der Onlinehändler Zalando will einen zweistöckigen Laden eröffnen, in dem auch gebrauchte Kleidung angeboten werden soll. Ein Trend, der inzwischen guten Umsatz bringt.
Im Spätsommer soll es so weit sein, dann will der Online-Händler Zalando ein Outlet auf der Prager Straße 8 eröffnen. Kunden sollen dort täglich wechselnde Artikel für Damen, Herren und Kinder sowie aus dem Bereich Beauty zu günstigen Preisen finden. Ein ungewöhnlicher Schritt, meist haben sich stationäre Händler ein zweites Standbein mit dem eigenen Online-Angebot angeschafft, nicht umgekehrt. Aber der Versandhandel spürt, dass Kunden längst nicht mehr so viel bestellen wie noch in den Pandemiejahren. Nun will Zalando mit dem Outlet auch auf einen Trend aufspringen, der gerade bei jungen Menschen aus Nachhaltigkeits-, aber auch Preisgründen mehr und mehr Beachtung findet: Secondhand-Bekleidung zu kaufen.
Dabei kann der Internet-Händler gleichzeitig eines seiner Probleme lösen: Im „Pre Owned“-Bereich werden gebrauchte, neuwertige Kleidungsstücke für Frauen verkauft, die Online-Kundinnen zurückgeschickt haben.
Ein kluger Schachzug findet David Tobias vom Handelsverband Sachsen. „Der Second-Hand-Markt wächst deutlich schneller als der Gesamtmarkt.“Und Zalando habe sich das Umfeld auf der Prager Straße wohl genau angesehen. „Sie brauchen eine hohe Passantenfrequenz, um auch mit preisgünstigen Artikeln die nötigen Umsätze zu erreichen.“
Genau das bietet die nördliche Prager Straße. Im März 2024 waren auf der beliebtesten Dresdner Einkaufsstraße täglich rund 31.200 Passanten unterwegs, wie das
Passantenfrequenz-Portal Hystreet.com ermittelt hat. An besonders besucherstarken Samstagen im Vorjahr ist die Zahl auch schon mal auf über 50.000 geklettert.
Zalando hat bisher 15 Outlets in Deutschland eröffnet. In Dresden soll neben Leipzig das zweite in Ostdeutschland entstehen. „Dresden ist ein interessanter Standort von uns, weil wir in der Region bereits viele Kundinnen und Kunden haben“, erklärt Geschäftsführerin Dorothee Schönfeld die Auswahl. Die Prager Straße biete auch deshalb ein attraktives Umfeld, weil es vor Ort wie in Leipzig zahlreiche andere Klamotten- und Schuhgeschäfte gebe.
Und tatsächlich haben Kunden auf der Prager Straße eine besonders große Auswahl von Textil- und Schuhanbietern - und das in allen Preissegmenten sowie modischen Richtungen. Die Centrum Galerie hat sich auf Mode für junge Leute konzentriert und mit Anbietern wie Zara, Bershka, Pull & Bear, Primark und zuletzt Stradivarius die passenden Anbieter gefunden.
Ein positives Signal
Galeria Karstadt hat eine breite Palette verschiedener Hersteller im Angebot, genau wie Peek & Cloppenburg. Beim Modeanbieter Wöhrl, der im Februar 2020 vom alten Haus auf der Prager Straße 6 in den neuen Laden auf der Prager Straße 11 umgezogen ist, finden Kunden hochwertige Damenund Herrenbekleidung. Unter anderem von den Marken Lieblingsstück, MOP, Calvin Klein, Parajumpers, Liu Jo, Guess, Lacoste, Hugo Boss, Joop oder Gant.
Darüber hinaus haben der Jeanshersteller Levis, der schwedische Modekonzern H&M oder das Label Paolo Deluxe Shops auf der Prager Straße. Outdoorbekleidung ist im Warenhaus von Globetrotter oder bei Decathlon zu finden. Auch bei TK Maxx und Woolworth können Kunden neben anderen Dingen Mode kaufen. Und das sind längst noch nicht alle Bekleidungsläden.
Dass es in der letzten Zeit einen großen Wandel von Anbietern auf der Prager Straße
gegeben habe, sei nicht ungewöhnlich, sagt Handelsexperte Tobias. „Handelskonzepte haben sich schon immer gewandelt und gerade der Textileinzelhandel ist stark unter Druck.“Etablierte Händler hätten ihre Handelsflächen verkleinert oder ihre Filialen reduziert wie beispielsweise H&M. „Die Frage ist: Wie werden die leer stehenden Flächen nachgenutzt? Von den stationären Händlern will gerade niemand expandieren.“Umso mehr sei die Ansiedlung von Zalando ein positives Signal für die Einkaufsmeile. „Und Zalando nutzt die gute Infrastruktur, um sein neues Konzept zu erproben. Wenn die Nachfrage da ist, werden letztlich alle Händler auf der Prager Straße davon profitieren, weil die Leute auch in andere Geschäfte schauen“, ist sich Tobias sicher.
In Leipzig kommen die Angebote von Zalando auf jeden Fall gut an. Tütenweise tragen die Menschen ihre Einkäufe von der Filiale an der Burgstraße nach Hause. Darunter auch die Schnäppchen aus dem „Pre Owned“-Bereich. Dass Secondhand jetzt aus dem Nischendasein herausgetreten ist und sein Image verändert hat, könnte auch eine Chance für andere schwierige Bereiche in Dresden wie die Wilsdruffer Straße sein, glaubt der Handelsexperte. „Es geht um die langfristige Nutzung von Bekleidung, aber auch vielen anderen Dingen wie Technik, Möbel oder Fahrräder.“Allein der Bereich Secondhand-Bekleidung habe 2023 einen Jahresumsatz von vier Milliarden Euro gemacht. 56 Prozent der deutschen Konsumentinnen haben bereits gebrauchte Kleidungsstücke gekauft, wie eine Untersuchung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC ergeben hat. In der Gen Z – also jungen Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind – sind es sogar 64 Prozent. Sogenannte Repair-Cafés hätten sich inzwischen nicht nur als Selbsthilfe-Angebote etabliert, sondern erzielen gute Umsätze, sagt Tobias. „Das könnte auch in den leerstehenden Läden auf der Wilsdruffer funktionieren.“