Verkehrsversuch am Flügelweg könnte gestoppt werden
Neben dem Radweg auf dem Blauen Wunder sorgt auch die Umweltspur am Flügelweg für Wirbel.
Seit einer Woche wird eine sogenannte Umweltspur am Flügelweg getestet. Um Platz für Radfahrerinnen und Radfahrer zu schaffen, wurde eine Autospur gestrichen. Stattdessen gibt es eine gemeinsame Spur für Busse und Radfahrer. Dieser Versuch soll – wie am Blauen Wunder – noch in dieser Woche per Eilantrag gestoppt werden.
Die Freien Wähler haben den Eilantrag eingebracht, in dem sie den sofortigen Abbruch fordern. Tino Jasef ist Stadtbezirksbeirat für die Freien Wähler in Pieschen und Dachdeckermeister. „Seit dem Beginn des Verkehrsversuchs stehe ich mit meinem Firmenfahrzeug an der Flügelwegbrücke im Stau. Zusammen mit den Bussen und hunderten anderen Fahrzeugen. Ich fordere die sofortige Beendigung dieses ‚Versuchs‘, der nur Schaden anrichtet und keinem nutzt!“
In der Begründung für den Antrag heißt es, dass es an der Flügelwegbrücke zu „massiven Staus“komme, „die bei den Bussen der Linien 70 und 80 zu erheblichen Verspätungen führen“. Die DVB wollen noch keine offiziellen Zahlen nennen, ob und wie sich die Umweltspur auf die Busse auswirkt. Sie wollen die Auswertungen der Stadtverwaltung abwarten, die für die Versuche federführend ist.
Klar ist: Staus sind durchaus rund um den Flügelweg zu beobachten, aber nicht wesentlich stärker als vor dem Verkehrsversuch. Nach Informationen von Sächsische.de kommen die Busse sogar etwas schneller voran. Verspätungen auf den Linien stehen eher im Zusammenhang mit Baustellen in der Stadt. Ziel des Versuchs ist es unter anderem festzustellen, ob die Busse auf diesem Abschnitt dauerhaft schneller vorankommen. „Das ist ein reines Wahlkampfmanöver der Freien Wähler“, reagiert SPD-Stadtrat Stefan Engel auf den Eilantrag. „Offenbar hadern sie damit, dass die CDU ihnen mit einem Eilantrag zum Blauen Wunder zuvorgekommen ist. Ich sehe am Flügelweg keinen Grund, akut einzugreifen.“Trotzdem muss der Versuch nach dem Ende ausgewertet werden. „Klar stehen jetzt Autos hintereinander, die sonst nebeneinander gestanden haben“, so Engel. „Aber es geht um die tatsächlichen Fahrzeiten, die bewertet werden müssen. Die Situation ist bei weitem nicht so schwerwiegend wie beim Blauen Wunder.“
Auch Grünen-Stadträtin Susanne Krause ist gegen einen Abbruch. „Man sollte Verkehrsversuche grundsätzlich nicht nach einer Woche oder zwei Wochen abbrechen, weil die Erkenntnisse dann wenig aussagekräftig sind. Am Flügelweg sehe ich aktuell eher Vorteile für Busse, die schneller durch den Verkehr kommen. Deshalb wüsste ich in diesem Fall schon gar nicht, weshalb der Versuch abgebrochen werden sollte.“
Mit dem Eilantrag wollen die Freien Wähler erreichen, dass spätestens in der übernächsten Sitzung des Stadtrates über den Abbruch abgestimmt wird. Eigentlich ist geplant, den Versuch bis zum 23. Juni laufen zu lassen, um belastbare Erfahrungen zu sammeln. Der Versuch am Blauen Wunder ist bis zum 16. Juni geplant.
Flügelweg und Blaues Wunder sind zwei von mehreren Verkehrsversuchen, die die Dresdner Stadtverwaltung in diesem Jahr gestartet hat oder noch starten will. Beide laufen zeitlich parallel und bieten jede Menge Diskussionsstoff. Wegen der Radspur auf dem Blauen Wunder gab es sogar eine Morddrohung gegen Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne). Der Versuch am Flügelweg sorgt ebenfalls seit Beginn an für Kritik.