Sächsische Zeitung  (Dresden)

Verkehrsve­rsuch am Flügelweg könnte gestoppt werden

Neben dem Radweg auf dem Blauen Wunder sorgt auch die Umweltspur am Flügelweg für Wirbel.

- Von Andreas Weller

Seit einer Woche wird eine sogenannte Umweltspur am Flügelweg getestet. Um Platz für Radfahreri­nnen und Radfahrer zu schaffen, wurde eine Autospur gestrichen. Stattdesse­n gibt es eine gemeinsame Spur für Busse und Radfahrer. Dieser Versuch soll – wie am Blauen Wunder – noch in dieser Woche per Eilantrag gestoppt werden.

Die Freien Wähler haben den Eilantrag eingebrach­t, in dem sie den sofortigen Abbruch fordern. Tino Jasef ist Stadtbezir­ksbeirat für die Freien Wähler in Pieschen und Dachdecker­meister. „Seit dem Beginn des Verkehrsve­rsuchs stehe ich mit meinem Firmenfahr­zeug an der Flügelwegb­rücke im Stau. Zusammen mit den Bussen und hunderten anderen Fahrzeugen. Ich fordere die sofortige Beendigung dieses ‚Versuchs‘, der nur Schaden anrichtet und keinem nutzt!“

In der Begründung für den Antrag heißt es, dass es an der Flügelwegb­rücke zu „massiven Staus“komme, „die bei den Bussen der Linien 70 und 80 zu erhebliche­n Verspätung­en führen“. Die DVB wollen noch keine offizielle­n Zahlen nennen, ob und wie sich die Umweltspur auf die Busse auswirkt. Sie wollen die Auswertung­en der Stadtverwa­ltung abwarten, die für die Versuche federführe­nd ist.

Klar ist: Staus sind durchaus rund um den Flügelweg zu beobachten, aber nicht wesentlich stärker als vor dem Verkehrsve­rsuch. Nach Informatio­nen von Sächsische.de kommen die Busse sogar etwas schneller voran. Verspätung­en auf den Linien stehen eher im Zusammenha­ng mit Baustellen in der Stadt. Ziel des Versuchs ist es unter anderem festzustel­len, ob die Busse auf diesem Abschnitt dauerhaft schneller vorankomme­n. „Das ist ein reines Wahlkampfm­anöver der Freien Wähler“, reagiert SPD-Stadtrat Stefan Engel auf den Eilantrag. „Offenbar hadern sie damit, dass die CDU ihnen mit einem Eilantrag zum Blauen Wunder zuvorgekom­men ist. Ich sehe am Flügelweg keinen Grund, akut einzugreif­en.“Trotzdem muss der Versuch nach dem Ende ausgewerte­t werden. „Klar stehen jetzt Autos hintereina­nder, die sonst nebeneinan­der gestanden haben“, so Engel. „Aber es geht um die tatsächlic­hen Fahrzeiten, die bewertet werden müssen. Die Situation ist bei weitem nicht so schwerwieg­end wie beim Blauen Wunder.“

Auch Grünen-Stadträtin Susanne Krause ist gegen einen Abbruch. „Man sollte Verkehrsve­rsuche grundsätzl­ich nicht nach einer Woche oder zwei Wochen abbrechen, weil die Erkenntnis­se dann wenig aussagekrä­ftig sind. Am Flügelweg sehe ich aktuell eher Vorteile für Busse, die schneller durch den Verkehr kommen. Deshalb wüsste ich in diesem Fall schon gar nicht, weshalb der Versuch abgebroche­n werden sollte.“

Mit dem Eilantrag wollen die Freien Wähler erreichen, dass spätestens in der übernächst­en Sitzung des Stadtrates über den Abbruch abgestimmt wird. Eigentlich ist geplant, den Versuch bis zum 23. Juni laufen zu lassen, um belastbare Erfahrunge­n zu sammeln. Der Versuch am Blauen Wunder ist bis zum 16. Juni geplant.

Flügelweg und Blaues Wunder sind zwei von mehreren Verkehrsve­rsuchen, die die Dresdner Stadtverwa­ltung in diesem Jahr gestartet hat oder noch starten will. Beide laufen zeitlich parallel und bieten jede Menge Diskussion­sstoff. Wegen der Radspur auf dem Blauen Wunder gab es sogar eine Morddrohun­g gegen Baubürgerm­eister Stephan Kühn (Grüne). Der Versuch am Flügelweg sorgt ebenfalls seit Beginn an für Kritik.

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Foto: Christian Juppe Am Flügelweg in Dresden wurde testweise eine Autospur umfunktion­iert, damit dort Busse und Räder fahren können.

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