Der Windelmann ist wieder unterwegs
Ein verkleideter Mann läuft nachts durch Zittau. Sein Auftreten sorgt für Belustigung, aber auch für Angst – nicht zum ersten Mal.
Zittau. Mit einem rosafarbenen Overall läuft er an der Sparkasse in Zittau vorbei. Zwischen seinen Beinen hängt eine blaue Windel, die mit Gurten an den Schultern befestigt ist. Den Bereich um den Mund hat der Mann bemalt. Zwei Jugendliche filmen ihn so auf der Frauenstraße aus einem Auto heraus. „Ich find’s so lustig“, sagt die eine in dem Handy-Video. „Ich habe Angst“, äußert dagegen die andere. In einer zweiten Aufnahme der beiden geht der Mann in seiner einem Strampler ähnelnden Verkleidung die Kirchstraße entlang.
Die wenige Sekunden langen Videos hat die Mutter der Jugendlichen an die mit ihr befreundete Sabine Fiedler gesendet. Die AfD-Stadträtin hat das Thema nun erneut an die Öffentlichkeit gebracht. „Das ist doch nicht normal“, sagt sie zu den Auftritten des sogenannten Windelmanns. Eine Tochter ihrer Freundin war ihm im Oktober vor zwei Jahren schon mal begegnet. Die damals 16-Jährige befand sich gerade auf dem abendlichen Nach-Hause-Weg durch Zittaus Innenstadt, als er aus einem Gebüsch sprang. Sie erschrak, schrie und flüchtete. Doch eine Anzeige bei der Polizei hat die Familie weder 2022 noch nach den jüngsten Ereignissen gestellt.
Oberbürgermeister Thomas Zenker findet das Treiben des Windelmanns zwar unangenehm und bezeichnet dessen Verhalten auch als eine Form der Belästigung: „Ich fürchte aber, so richtig strafbar wird es kaum sein.“
Einschätzen müssten das aber andere. Er habe das Anliegen weitergegeben. Doch der Polizei liegen bisher keinerlei Hinweise und Anzeigen vor. Deren Sprecher Sven Möller bittet darum, Vorkommnisse ohne Verzögerung zu melden, damit entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können. „Lieber einmal zu viel anrufen als einmal zu wenig“, sagt er. Bei den Auftritten des Windelmanns vor zwei Jahren hatte die Polizei sechs Anzeigen zum Windelmann erhalten, die im Zeitraum von Mai bis September eingingen. Dabei soll er auch in der Nähe des Starclubs am Zittauer Ring aufgetaucht sein, mit einer Gasmaske im Gesicht auf einem Spielplatz, einmal in einem Tütü, ein anderes Mal in einer Art Zwangsjacke.
Schon zu der Zeit ging die Polizei von „grobem Unfug“aus, hinter dem ein Fetisch oder eine psychische Erkrankung stecken könnte. Ob das wirklich so ist, bleibt aber bis heute unklar. „Wir konnten niemanden ermitteln“, berichtet Sven Möller. Strafbar sind die Taten – ohne Übergriffe – nicht: Es handelt sich lediglich um eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße einhergeht, heißt es.
Bereits 2014 berichtete die SZ erstmals über einen Windelmann. Damals war er der Polizei namentlich bekannt, die ihn als „harmlosen Fetischist“einschätzte. Sie bescheinigte ihm, ein „unbescholtener Bürger“zu sein.