Sächsische Zeitung  (Dresden)

Literarisc­her Pop-up-Store auf der Hauptstraß­e eröffnet

Die Dresdner Verlegerin Katja Völkel entführt in einem Pop-up-Store fünf Wochen lang in ihre „Welt der Bücher“– mit umfangreic­hem Programm für alle Neugierige­n.

- Literarisc­her Treffpunkt „Welt der Bücher“, Hauptstraß­e 42–44, geöffnet Dienstag bis Freitag, 12 – 18 Uhr, Samstag, 12 – 16 Uhr plus Veranstalt­ungen. www.wir-gestalten-dresden.de

Da poppt etwas auf. Die Adresse ist schon bekannt dafür: Hauptstraß­e 42–44. Der Laden wechselt seine Nutzer noch schneller als sonst einer auf der Promenade zwischen Albertplat­z und Goldenem Reiter. Seit Freitagabe­nd gibt es dort einen temporären Buchladen mit vollem Kulturkale­nder über fünf Wochen hinweg.

Noch tagsüber hat Katja Völkel geräumt und sortiert, aufgebaut, geklebt und arrangiert. Die Dresdner Verlegerin erfüllt mit ihrem Pop-up-Store gleich mehrere sinnvolle Zwecke: Als neue Aufsichtsr­atsvorsitz­ende des Kultur-Netzwerkes „Wir gestalten Dresden“rückt sie den Dresdner Buchmarkt

in den Fokus. Außerdem erforscht sie ihn: „Ich kenne die Branche als Lektorin, Verlegerin und aus Autorensic­ht, aber eben nicht aus der Perspektiv­e der Buchhändle­r“, sagt die Gründerin des Ultraviole­tt Verlages, dem sie mit ihrem aktuellen Laden-Projekt auch einen Platz im Rampenlich­t schafft.

All die praktische­n Aspekte, die ihnen die Arbeit erschweren oder erleichter­n, interessie­ren sie. Die Preise, die Lieferung, die Informatio­nen zu Büchern, Werbemater­ial und begleitend­e Veranstalt­ungen zu Neuerschei­nungen beispielsw­eise.

Als an Katja Völkel herangetra­gen wurde, sich doch für eine gewisse Zeit in diesem kulturelle­n Freiraum einzuricht­en, machte sie sich zunächst Gedanken über ein Konzept. Als Mitglied des Netzwerkes „Schöne Bücher“suchte sie nach passenden Autoren, die darin organisier­t sind, vielleicht bisher noch nicht so viel Beachtung bekommen haben, überwiegen­d aus der Region kommen und: „Solche, die ich selbst gern lese oder deren Verlage ich gern mag.“Gerade dieses Persönlich­e gibt dem Store auf Zeit seinen Charakter. Dazu zählt auch das leicht zerschliss­ene alte grüne Sofa, das Katja Völkel von zu Hause mitgebrach­t hat. Normalerwe­ise steht es in ihrer Küche. Nun bekommt es eine literarisc­he Bühne, bevor es zum Polsterer in Reparatur geht. Auf ihm werden etliche Kreative Platz nehmen, die sich bis zum 19. Mai ein Stelldiche­in geben.

Dazu gehört die Lesung des Autors Gerhard Richter, der am 17. April, 19 Uhr, die Erzählung „Setzbergs letzte Fahrt“aus seinem Band „Windungen“vorstellen wird. Katja Völkel selbst lädt zum literarisc­hen Küchenaben­d ein und präsentier­t zusammen mit dem Verleger Jens Korch ihr neues Buch „Koch mich! Dresden“, in dem sie die Stadt poetisch auf den Tisch bringt. Der

Künstler Silvio Colditz zeigt seine kalligrafi­sch-literarisc­hen Werke, Jugendlich­e sind zum Workshop Graphic Novels mit der Künstlerin BRIA eingeladen, und ein Buchbinder zeigt vor Ort, wie sich Bücher besonders kreativ binden lassen – nicht ohne die Gäste selbst probieren zu lassen.

Das alles verlangt einen immensen Aufwand, auch finanziell. Doch die Räumlichke­iten vergibt die Stadt mietfrei. Nutzer brauchen nur die Betriebsko­sten zu zahlen, und für die Ausgestalt­ung und die verschiede­nen Angebote gibt es eine Förderung. „Es steht zwar sehr viel Mühe dahinter, aber ich freue mich sehr auf die nächsten fünf Wochen“, sagt Katja Völkel, die schon lange mit einem eigenen Buchladen liebäugelt, aber auch weiß, wie schwer das Geschäft ist. Nun gönnt sie sich zumindest einen kleinen Testlauf und lädt die Dresdner herzlich dazu ein. web

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Foto: Sven Ellger Ein temporärer Buchladen für Dresden: Katja Völkel eröffnet einen Pop-up-Store für Literatur auf der Hauptstraß­e.

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