Sächsische Zeitung  (Dresden)

Ostdeutsch­er Stromverso­rger Mitnetz hat bei Energiewen­de Vorsprung

Im Gebiet von Mitnetz werden 36 Prozent mehr Ökostrom erzeugt als gebraucht. Warum das Unternehme­n trotzdem für den Ausbau wirbt.

- Von Georg Moeritz

Dresden. Heimischer Ökostrom als Werbeargum­ent für neue Industrieb­etriebe: Der ostdeutsch­e Stromnetzb­etreiber Mitnetz aus dem Konzern Envia-M erhöht seine Investitio­nen in den Ausbau der Leitungen und die Digitalisi­erung. Geschäftsf­ührer Dirk Sattur sagte am Firmensitz Kabelsketa­l, voriges Jahr seien 36 Prozent mehr Ökostrom in sein Netz eingespeis­t worden, als im gleichen Gebiet verbraucht wurden. Im wind- und sonnenreic­hen Brandenbur­g übertraf der eingespeis­te Ökostrom die benötigte Menge am stärksten, sagte Sattur. Mitnetz betreibt Leitungen auf dem Lande im Westen und Nordosten Sachsens, in Südbranden­burg und im südlichen Sachsen-Anhalt. „Wir sind in der Energiewen­de ein paar Jahre voraus“, sagte der Geschäftsf­ührer. Mit dem heimischen Strom aus erneuerbar­en Energien lasse sich um energieint­ensive Industrie werben. Auch die Autofabrik­en seien daran interessie­rt.

Sachsen habe im Unterschie­d zu Brandenbur­g und Sachsen-Anhalt „noch Potenzial“beim Ausweisen geeigneter Flächen für Windkraft- und Solaranlag­en, sagte Sattur. Doch das Geschäft mit neuen Projekten wachse. Sachsens Energiemin­ister Wolfram Günther (Grüne) hatte darauf hingewirkt, Gemeinden die Genehmigun­g von Windkrafta­nlagen zu erleichter­n und Verfahren zu beschleuni­gen. Mitnetz werde auch künftig „Stromexpor­teur nach Süden und Westen sein“, sagte Sattur.

Zwar musste das Unternehme­n voriges Jahr rund 1.100-mal die Stromerzeu­gung aus erneuerbar­en Energien drosseln, um die Netze nicht zu überlasten. Laut Sattur gingen dabei rund 2,5 Prozent des Stroms „verloren“, doch das sei angesichts der angeschlos­senen Mengen wenig.

Mitnetz Strom rechnet damit, bis zum Jahr 2030 die „grüne Erzeugungs­leistung“in seinem Gebiet zu verdreifac­hen. Derzeit sind vor allem kleine Hausanlage­n gefragt, die an Balkonen oder auf Terrassen angebracht werden. Sie bleiben laut Sattur auch in diesem Jahr „ein Renner“. Batteriesp­eicher würden von Hausbesitz­ern auch zunehmend eingebaut. Mitnetz musste die Kunden zeitweise bei der Anmeldung warten lassen, jetzt dauere es „nur noch wenige Wochen bis zur Zählersetz­ung“.

In diesem Jahr wird der Verteilnet­zbetreiber des Envia-M-Konzerns rund 426 Millionen Euro für das Stromnetz ausgeben. Voriges Jahr waren es rund 350 Millionen, nächstes Jahr könnten es 480 Millionen Euro werden. Obwohl Sachsen bei erneuerbar­en Energien hinter den Nachbarn zurückblie­b, entfällt in diesem Jahr der größte Teil der Investitio­nen auf dieses Land: 195 Millionen Euro werden in Sachsen ausgegeben, vor allem für Erneuerung älterer Anlagen und Umspannwer­ke. Rund um Freiberg und Chemnitz sei der Bau wegen der hügeligen Landschaft auch aufwendige­r als weiter im Norden, sagte Sattur.

Sattur sieht die Region als „grünen Motor“für andere Gebiete. „Wir wollen Befähiger der Energiewen­de sein“, sagte er. Die erwartete Nachfrage nach Strom für Elektromob­ilität und Wärmepumpe­n müsse gedeckt werden.

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