Ist kostenloses Schul-Mittagessen eine Option?
Der Bildungsbürgermeister Jan Donhauser spricht im Interview mit der SZ über stark gestiegene Preise fürs Mittagessen in Kitas und Schulen und wie er die Familien entlasten will.
Fast sechs Euro kostet an manchen Dresdner Schulen und Kitas aktuell das Mittagessen für die Kinder. Zu Jahresbeginn hatten die Anbieter aufgrund der Rückkehr zur alten Mehrwertsteuer die Preise deutlich angezogen. Im Interview mit der Sächsischen Zeitung spricht Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU) über die Problematik.
Herr Donhauser, auf Wahlplakaten wird es aktuell gefordert. Wann wird das Mittagessen für Kinder und Jugendliche in Dresdner Schulen und Kitas kostenlos?
Wer fordert, dass das Mittagessen in den Schulen und Kitas kostenlos ausgegeben werden soll, muss auch eine Idee haben, wie wir das bezahlen können. Ich muss klar sagen, wenn wir das finanzieren, müssen wir massiv anders Geld einsparen, oder der Bund gibt es uns.
Wäre es denn eine Option, das Mittagessen staatlich zu subventionieren, damit es damit zumindest deutlich günstiger wird?
Wir haben das durchgerechnet. Wenn wir das Mittagessen für alle Schüler mit einem Euro subventionieren, pro Mahlzeit kostet uns das als Stadt 10 Millionen Euro im Jahr. Das Geld müssten wir dann woanders sparen, zum Beispiel bei der Sanierung von Schulen.
Was hat die Stadt bisher unternommen, um den Schülern ein warmes Essen zu sichern und die Eltern zu entlasten?
Es werden mit den Anbietern Zwei-JahresVerträge geschlossen, um ihnen mehr Planungssicherheit zu geben, damit sie ihre Preise zumindest stabil halten. Außerdem möchte ich das vom Kreiselternrat vorgeschlagene sogenannte Dresdner Essen noch mal ins Gespräch bringen. Also, dass es in jeder Schule pro Tag ein günstiges Gericht geben soll. Beim Studentenwerk hier in Dresden klappt das auch.
Was heißt bezahlbar konkret?
Im Moment haben wir in den Schulen eine Preisspanne bei den Essensanbietern von 3,34 bis 5,95 Euro, also eine große Spanne. Das Dresdner Mittagessen müsste dann also unter vier Euro liegen. Und es sollte jetzt auch nicht nur jeden Tag Nudeln dabei geben.
Die stark gestiegenen Preise sind nicht nur eine Belastung für die Familien, sondern gehen auch zulasten der Gesundheit. Viele Kinder holen sich statt der teuren Mittagessen dann nur noch billige, süße Snacks.
Das stimmt. Es kann nicht die Lösung sein, dass die Schüler sich dann jeden Tag einen Schokomuffin holen, nur weil dieser im Kiosk an der Schule günstiger ist. Das müssen wir ganz dringend lösen.
Die Kinder, die aus finanziellen Gründen nicht Mittag essen können, werden teilweise auch sozial stigmatisiert. Wie wollen Sie das lösen?
Das ist richtig und deshalb bin ich nach wie vor für das Dresdner Essen. Denn es wird niemand stigmatisiert, weil er ein günstiges Essen ist, sondern wenn jemand gar nicht mitessen kann und ausgeschlossen wird. Außerdem ist es wichtig, dass wir das Bildung- und Teilhabepaket bekannter machen, damit die Familien, die Bedarf haben, das auch aufrufen.
Zuletzt wurde zudem über die Sparpläne bei der Schulreinigung diskutiert. Wie ist da der aktuelle Stand?
Im Moment ist es so, dass wir für dieses Jahr wahrscheinlich 25 Millionen Euro nur für die Reinigung bezahlen. Das ist zu viel. 2023 waren im Planansatz noch 15 Millionen.
Was wären hier die Ideen, um zu sparen? Sollen Schülerinnen und Schüler wirklich selbst mit anfassen?
Ich hatte angeregt, dass wir sparen könnten, in dem Schüler teilweise die Klassenräume selbst kehren. Da dies neben viel Zustimmung auch für Kritik sorgte, werden wir noch weiter diskutieren mit den Schulen und den Reinigungsfirmen. Um es noch mal klar zu sagen: Es geht nicht darum, dass Schüler die Toiletten säubern. Sondern darum, dass Schüler einmal oder zweimal in der Woche den Klassenraum nach Unterrichtsschluss kehren. Da bleibe ich auf jeden Fall dran.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hatte kürzlich vorgeschlagen, das Vorschuljahr in Sachsen verpflichtend für alle zu machen. Wie stehen Sie dazu?
In Dresden gehen aktuell 98 Prozent der Vorschulkinder in die Kita. Es sind also nur 2 Prozent, die nicht gehen. Aber denen würde ein Kita-Besuch zweifellos helfen. Gerade wenn Eltern ihre Kinder aus verschiedenen Gründen zu Hause sprachlich und sozial nicht so fördern können.
Wo sehen Sie die Vorteile, gerade für Kinder, die aus sozial benachteiligten Familien kommen oder aus Familien mit Fluchthintergrund?
Für beide ist es auf jeden Fall notwendig, dass sie in der Kita unsere Sprache besser lernen und soziale Kompetenzen in der Gruppe.
Wenn das Vorschuljahr verpflichtend wird, müsste das auch beitragsfrei sein für die Familien?
Ja, wenn das verpflichtend eingeführt wird, muss das Vorschuljahr beitragsfrei sein. Aber ganz klar: Die Stadt kann das nicht finanzieren, sondern hier müssen wir Unterstützung von der Bundesregierung oder vom Land bekommen.