Wie der Kaitzbach wieder durch die Innenstadt fließen soll
Der Kaitzbach verläuft auf 12,4 Kilometern durch Dresden. Rund vier Kilometer davon sind verrohrt. Die Vision ist, einen Großteil ans Licht zu holen.
Der Kaitzbach ist ein munteres Bächlein, das auf 12,4 Kilometern durch weite Teile von Dresden fließt. Er verbindet die Dorfkerne von Altkaitz, Altmockritz und Altstrehlen, fließt durch den Carolasee im Großen Garten und vorbei am Zoo und Stadion. An der Bürgerwiese taucht er allerdings ab und ist unter die Erde verbannt, wo er in Rohre gezwängt zwischen Synagoge und Bärenzwinger an der Carolabrücke in die Elbe mündet.
Statt unter Beton und Asphalt zu fließen, soll der Kaitzbach nun bald im Stadtzentrum wieder ans Licht geholt werden. Das Umweltamt plant, ihn auf rund 600 Metern zwischen der Zinzendorfstraße und der St. Petersburger Straße aus dem Rohr zu holen und einen naturnahen Gewässerverlauf zu bauen. Der führt auch quer über die Skateranlage, wo der Bach wahrscheinlich unter bruchsicherem Glas fließen wird. „Ich hätte zwar gern ein paar Mäander mehr in seinem Verlauf, aber der gerade Verlauf neben der Zinzendorfstraße hat sich als die einzig machbare Variante herausgestellt“, sagt der Leiter des Umweltamtes, René Herold. Für das heute trostlos wirkende Areal an der Zinzendorfstraße, auf dem sich unter anderem der frühere Stellpatz für Wohnmobile befindet und das an die Robotron-Kantine angrenzt, wäre das eine absolute Aufwertung. Denn nicht nur der Bach fließt dann oberirdisch, sondern seine Uferbereiche werden mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Sie sollen außerdem vielfältige Sitzmöglichkeiten erhalten. „Die Hochwassergefahr bei Starkregenereignissen wird gemindert, und die Hitzebelastung im Stadtgebiet wird durch Verdunstung und Beschattung um mehrere Grade verringert“, sagt Herold. Das wirke sich positive auf die körperliche und psychische Gesundheit der Dresdner aus.
In einigen Jahren werden dort auch deutlich mehr Menschen wohnen. Die Firma Gateway Real Estate AG will mit der Lingnerstadt zwischen Bürgerwiese, St. Petersburger und Zinzendorfstraße Hunderte Wohnungen errichten, es wird auch Platz für Läden, Büros und Praxen sein.
Doch auch dem Kaitzbach selbst wird es guttun, oberirdisch zu fließen. Derzeit ist seine Wasserqualität schlecht, er hat nur die Wertstufe 5. Laut europäischem Recht ist die Stadt bis 2027 verpflichtet, einen guten ökologischen Zustand, also die Wertstufe 2, herzustellen. „Leider hat keines unserer Gewässer in Dresden die Stufe 2“, sagt Harald Kroll-Reeber vom Umweltamt. Fische sind heute Fehlanzeige im Kaitzbach, auch die Anzahl der Insekten, Wirbellosen und Pflanzen in ihm ist überschaubar. Das soll sich mit der Offenlage ändern. Interessant ist, dass dem Kaitzbach in seinem Lauf an manchen Stellen Wasser abgezapft wird, zum Beispiel im Großen Garten, im Zoo oder im Blüherpark, unter anderem für Wasserspiele. „Wir schauen gerade, wie wir das Wassermanagement künftig regeln werden“, sagt der Umweltamtsleiter.
Nachdem eine Machbarkeitsstudie erstellt wurde, müssen jetzt Pläne erstellt und Genehmigungen eingeholt werden. Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) rechnet damit, dass 2027/28 gebaut wird. Rund zwei Millionen Euro wird es kosten, den Bach wieder erlebbar zu machen. Im Umweltamt rechnet man sich gute Chancen aus, bei verschiedenen Programmen bis zu 90 Prozent der Summe gefördert zu bekommen.
Die große Vision ist es, den Kaitzbach später auch zwischen Synagoge und Bärenzwinger ans Tageslicht zu holen. In den vergangenen Jahren sind immer wieder Teile des Flüsschens renaturiert worden. So sind unter anderem auch Parkanlagen in Altstrehlen am Bachlauf entstanden. Auch Kunst schmückt den Bachlauf. Seit 1998 entstanden unter der Regie der Künstlerinnenvereinigung Dresdner Sezession 89 e. V. zahlreiche Kunstwerke entlang des Kaitzbachs unter dem Titel „Mnemosyne“.