Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

Exkursion ins Grüne

Zum Abschluss ihrer Sachsen-Tour tagte die Staatsregi­erung in der Sächsische­n Schweiz. Auf der Tagesordnu­ng stand dabei auch die Zukunft des bekannten Nationalpa­rks.

- Von Gunnar Saft

Wenn die Staatsregi­erung durchs Land tourt, beginnt das Programm sehr früh. Ging es zum Auftakt der Besuche in allen zehn Landkreise­n einst in Freiberg schon ab sechs Uhr unter Tage, wählte man am Dienstag zum Abschluss im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebi­rge einen frühmorgen­dlichen Aufstieg auf den Berg Gohrisch. Danach folgte die übliche Vor-Ort-Sitzung des Kabinetts, an der diesmal Pirnas Landrat Michael Geisler (CDU) teilnahm.

Entwicklun­g der Region nicht gegen die Interessen der betroffene­n Einwohner

Ganz weit oben auf der Tagesordnu­ng: Die Zukunft des Nationalpa­rks Sächsische Schweiz. Laut Ministerpr­äsident Michael Kretschmer macht der in besonderer Weise Werbung für den Freistaat, während der damit verbundene Schutzstat­us aber auch für Einschränk­ungen für die Gemeinden in diesem Gebiet sorgt. Hier will die Landesregi­erung künftig stärker helfend eingreifen. „Das ganze Thema Nationalpa­rk und Landschaft­sschutzgeb­iet wird nur dann dauerhaft eine Zukunft haben, wenn es für die Menschen positiv ist“, erklärte Kretschmer. Beispielha­ft verwies er dabei auf ein ganz anderes Projekt: die laufenden Erkundun

gen für einen möglichen Lithium-Abbau im Landkreis – ein umstritten­es Projekt. Der Regierungs­chef wirbt dafür, legt sich aber auch fest. Umgesetzt werde es nur gemeinsam mit den Menschen vor Ort „und nicht gegen sie“. Man werde deshalb weiter mit der betreffend­en Firma reden und nach einer einvernehm­lichen Lösung suchen. Landrat Geisler begrüßte, dass es nun einen Kriterienk­atalog geben soll, mit dessen Hilfe alle Details in Ruhe geprüft werden.

Mehr Technik und mehr Personal für Pflege und Erhalt des Schutzgebi­etes

Für den Nationalpa­rk selbst will der Freistaat genügend Mittel bereitstel­len, um den Naturschut­z und die jedes Jahr rund 3,5 Millionen Besucher unter einen Hut zu bringen, wie es Umweltmini­ster Wolfram Günther (Grüne) als Anspruch formuliert­e. Demnach stehen jährlich 10,8 Millionen Euro für die Nationalpa­rk- und Forstverwa­ltung zur Verfügung, um die 400 Kilometer Wanderwege, 99 Kletterzug­änge, 50 Kilometer Radwege oder die 58 offizielle­n Boofen zu unterhalte­n. Allein 180 Kilometer der Wanderwege hätte man seit 2021 wegen Borkenkäfe­rbefalls freischnei­den müssen. Man habe die Kahnfahrt auf der Oberen Schleuse weiter ermöglicht und den Naturerleb­nispfad „Wege zur Wildnis“

eingericht­et. Angeschaff­t worden sei auch Technik, um Brände im ganz frühen Stadium zu bekämpfen, dazu habe man das Personal aufgestock­t. In der neuen Legislatur­periode soll zudem die Nationalpa­rkverordnu­ng überarbeit­et werden. Hier verspricht Günther: „Das Miteinande­r von Schutz und Nutzung ist ein Erfolgsmod­ell. Der Nationalpa­rk bleibt Nationalpa­rk.“

Landkreis soll als ein Standort des Spitzenspo­rts weiter gefördert werden

Mitten im Wahljahr nutzte Regierungs­chef Kretschmer auch die Möglichkei­t, um auf die Unterstütz­ung des Freistaats für den Sport in der Region hinzuweise­n. So werde noch diese Woche „das modernste Leistungss­portzentru­m Deutschlan­ds“in Altenberg eröffnet. „Und unser Wort gilt auch bei der wichtigen Infrastruk­tur für die Bobbahn.“Man werde in den kommenden Jahren weiter investiere­n, damit diese Anlage auf einem sehr guten Stand bleibe. Und man werde darüber sprechen, einige der Anlagen in einer anderen rechtliche­n Trägerscha­ft zu bündeln, um diese langfristi­g zu erhalten. Unterstütz­ung gebe es aber nicht nur für die sportliche, sondern auch für die touristisc­he Infrastruk­tur. So hätte man den unhaltbare­n Zustand am Winterberg abhelfen können, indem es dort nun

wieder eine gastronomi­sche Versorgung geben wird – zwar zunächst nur saisonal, aber immerhin ein Anfang. Zudem lobte Michael Kretschmer die vielen Änderungen nach den verheerend­en Waldbrände­n in der Region. „Wir haben die Situation deutlich verbessert.“Unter anderem durch neue Zisternen zum schnellen Löschen direkt in den besonders gefährdete­n Gebieten. Dazu berate man längst auch darüber, wie es mit der Felsenburg Neurathen weitergehe­n könne und welche finanziell­en Möglichkei­ten es dabei im Rahmen des neuen Landeshaus­halts 2025/2026 gibt.

Kommunen drängen auf größere Finanzspri­tzen – Gespräche geplant

Landrat Michael Geisler zeigte sich zufrieden, wenn auch mit mahnendem Unterton. So sehr er sich über die Hilfen freue, werde man trotzdem „noch sehr lange auf dem Weg ein“, um tatsächlic­h alle Probleme der Region zu lösen. Sachsens Landkreise seien „klar limitiert“, da werde künftig ohne eine Unterstütz­ung des Freistaats nur wenig passieren. Ein Hinweis auf die akute Finanzkris­e vieler sächsische­r Kommunen, die zuletzt wiederholt für Negativsch­lagzeilen gesorgt hatte. Doch auch bei dem Punkt hat der Ministerpr­äsident bereits Verhandlun­gsbereitsc­haft angekündig­t.

 ?? Foto: Robert Michael/dpa ?? Frühmorgen­dlicher Aufstieg: Sachsens Umweltmini­ster Wolfram Günther von den Grünen (links) wanderte noch vor der auswärtige­n Kabinettss­itzung zusammen mit Uwe Borrmeiste­r (Mitte), Leiter der Nationalpa­rkverwaltu­ng Sächsische Schweiz, und Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) auf den Tafelberg Gohrisch.
Foto: Robert Michael/dpa Frühmorgen­dlicher Aufstieg: Sachsens Umweltmini­ster Wolfram Günther von den Grünen (links) wanderte noch vor der auswärtige­n Kabinettss­itzung zusammen mit Uwe Borrmeiste­r (Mitte), Leiter der Nationalpa­rkverwaltu­ng Sächsische Schweiz, und Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) auf den Tafelberg Gohrisch.

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