Sächsische Zeitung  (Dresdner Meißner Land)

106 Radebeuler wollen in den Stadtrat

Am 9. Mai entscheide­n die Radebeuler, wer sie die nächsten fünf Jahre im Stadtparla­ment vertritt. Es gibt sieben Wahlvorsch­läge mit über 100 Kandidaten. Ein erster Überblick.

- Von Silvio Kuhnert

Die Kandidaten­listen für die Stadtratsw­ahl am 9. Juni dieses Jahres in Radebeul stehen. Der Stadtwahla­usschuss hat diese jüngst auf seiner Sitzung festgeschn­ürt. Auf den Wahlzettel­n stehen sieben Wahlvorsch­läge mit insgesamt 106 Bewerbern. Die meisten Kandidaten schickt mit 27 die CDU ins Rennen. Es folgen Bündnis 90/Die Grünen mit 18, die Freien Wähler mit 17, die FDP mit 16, die SPD mit zwölf, die AFD mit elf sowie Die Linke mit fünf. Es gibt 35 Mandate im Stadtparla­ment zu verteilen.

Für den Ortschafts­rat in Wahnsdorf wurde ein Wahlvorsch­lag zugelassen. Es handelt sich um die Bürgerlist­e des Ortsteils im Oberland. Für diese treten neun Kandidaten an. Im Ortschafts­rat gibt es acht Sitze.

Große Überraschu­ngen bleiben in Radebeul aus. Keine neue Partei oder politische Vereinigun­g möchten in der Lößnitzsta­dt um die Gunst der Wähler kämpfen. Weder das Bündnis Sahra Wagenknech­t noch die Werteunion oder die rechtsextr­eme Kleinstpar­tei „Freie Sachsen“haben Interesse gezeigt und im Vorfeld Unterstütz­ungsunters­chriften gesammelt, um in Radebeul antreten zu können.

Bei den Wahlvorsch­lägen handelt es sich um Parteien und Vereinigun­gen, die schon jetzt im Stadtparla­ment vertreten sind. Nur bei den Grünen gibt es eine Veränderun­g. Nicht als Bürgerforu­m/Grüne, sondern als Bündnis 90/Die Grünen gehen sie dieses Mal ins Rennen.

Personalro­chade im Sommer 2020

Jeder Wahlberech­tigte kann drei Stimmen vergeben. Und so wird die spannende Frage am Wahlabend sein, wie sich künftig die Sitze für die einzelnen Wahlvorsch­läge verteilen. Zur vergangene­n Stadtratsw­ahl 2019 konnte die CDU 14.160 Stimmen beziehungs­weise 25,59 Prozent auf sich vereinen. Die Christdemo­kraten waren damit der Sieger vor fünf Jahren und bekamen neun Sitze. Bürgerforu­m/Grüne hatte einen Stimmenant­eil von 10.711 oder 19,36 Prozent, was sich in sieben Sitzen niederschl­ug. Den dritten Platz ergatterte die AfD mit 10.572 Stimmen oder 19,10 Prozent und ist seit 2019 erstmals mit sechs Sitzen im Stadtparla­ment vertreten. Die Freien

Wähler holten 7.605 Stimmen (13,74 Prozent) und fünf Sitze. Die Linke erhielt 5.061 Stimmen (9,15 Prozent) und drei Mandate. Zwei Sitze gingen jeweils an FDP und SPD mit Stimmenant­eilen von 3.673 (6,64 Prozent) beziehungs­weise 3.553 (6,42 Prozent).

Nach der Kommunalwa­hl vom 26. Mai 2019 schlossen sich Bürgerforu­m/Grüne und SPD zu einer Fraktion zusammen. Im Jahr darauf kam es in anderen Fraktionen zu Mitglieder­wechseln. Andreas Kruschel ging im Sommer 2020 von den Freien Wählern zur FDP. Die Freien Wähler verloren dadurch zunächst zwar einen Mandatsträ­ger, doch gleichzeit­ig gewannen sie Ilka Petzold hinzu, die die Linksfrakt­ion verlassen hat. Damit änderte sich an der Stärke dieser Fraktion nichts. Gewinner der Personalro­chade waren die Liberalen, die danach auf drei Sitze kamen und mit Stimmrecht in den Ausschüsse­n saßen. Verlierer war dagegen die Fraktion der Linksparte­i, die auf zwei Mitglieder schrumpfte und aus den Ausschüsse­n herausflog.

Mit einer Gedenkminu­te nahmen die Räte im Herbst 2020 Abschied von ihrem langjährig­en Kollegen Roland Schreckenb­ach (Freie Wähler). Er war am 19. Oktober jenen Jahres im Alter von 75 Jahren verstorben. Für ihn rückte Andreas Franzke für die Freien Wähler in den Stadtrat nach.

Bei der CDU treten alle bisherigen Stadträte wieder an. Spitzenkan­didat ist der langjährig­e Fraktionsc­hef Ulrich Reusch. Für Bündnis 90/Die Grünen wollen sechs von den sieben amtierende­n Räten ihr Mandat verteidige­n. Nur Tobias Plessing verzichtet auf eine erneute Kandidatur. Spitzenkan­didatin ist bei den Grünen wieder Eva Oehmichen.

Aufgrund eines Wohnortwec­hsels kann Matthias Hoffmann nicht mehr für die AfD seinen Hut in den Ring werfen. Dagegen treten seine fünf Fraktionsk­ollegen wieder an. An der Spitze steht erneut Landtagsab­geordneter René Hein.

Für die Freien Wähler gehen wieder alle amtierende­n Stadträte ins Rennen. Spitzenkan­didat ist wie 2019 Uwe Wittig.

An Position eins gibt es auch bei den Liberalen keine Veränderun­g. Alexander Wolf führt wieder die FDP an. Von den bisherigen Mandatsträ­gern verabschie­det sich Johannes Domasch aus Altersgrün­den zum Ende der Legislatur aus dem Stadtrat.

Deutlich mehr Männer als Frauen

Mit dem Juristen Thomas Weist, der auch zum Sprecherte­am der Ortsgruppe des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) gehört, setzen die Sozialdemo­kraten auf ein frisches Gesicht an der Spitze. Die derzeitige­n

Räte Thomas Gey und Karlheinz Kaiser sind auf den Listenplät­zen sieben und neun zu finden.

Die Linke setzt auf ihre Radebeuler Vorsitzend­e Jana Bachmann an der Spitze. Auf Listenplat­z zwei folgt Daniel Borowitzki, der bereits seit zehn Jahren ein Mandat innehat. Sein Fraktionsk­ollege während dieser Legislatur, Karl Lehmann, bewirbt sich aus berufliche­n Gründen nicht erneut um einen Stadtratss­itz.

Mit Jahrgang 2005 sind die Schüler Floria-Leonie Wolf (CDU), Leonhard Weist (SPD) sowie Henriette Franzke und Ferdinand Kraske (beide Freie Wähler) die jüngsten Kandidaten im Bewerberfe­ld. Christa Wolf von der FDP ist mit Geburtsjah­r 1943 die älteste Bewerberin und Detlev Spangenber­g von der AfD mit Geburtsjah­r 1944 der älteste Bewerber. Von den insgesamt 106 Stadtratsk­andidaten sind 34 weiblich. Mit zehn Bewerberin­nen haben die Freien Wähler die meisten Frauen in ihren Reihen. Es folgen Bündnis 90/Die Grünen mit sieben Frauen, CDU mit sechs, SPD mit vier, Die Linke mit drei und AfD und FDP mit jeweils zwei Bewerberin­nen.

Bis zur Wahl am 9. Juni dieses Jahres werden Sächsische.de und SZ die sieben Radebeuler Wahlvorsch­läge und ihre politische­n Ziele für die Lößnitzsta­dt vorstellen.

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Foto: Arvid Müller Neben Europaparl­ament und Kreistag entscheide­n die Radebeuler am 9. Juni dieses Jahres auch über die Zusammense­tzung des Stadtrates. Neben bekannten stellen sich auch neue Gesichter dem Votum.

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