Sächsische Zeitung  (Freital)

Warum es diese junge Frau vom quirligen Leipzig ins ruhige Osterzgebi­rge zieht

Charlotte Kalmakheli­dze ist die neue Pfarrerin in Dippoldisw­alde. Sie ist froh: Die Stadt war ihre erste Wahl. Auf sie warten eine Menge Aufgaben.

- Von Maik Brückner

Obwohl Charlotte Kalmakheli­dze in Sachsen aufgewachs­en ist, kannte sie Dipps und das Osterzgebi­rge bisher nur dem Namen nach. Jetzt ist die 32-Jährige hierher gezogen und will – wenn es die Zeit zulässt – die Region erkunden. Gründe wird es viele geben – vor allem berufliche. Denn die junge Frau ist die neue evangelisc­he Pfarrerin von Dippoldisw­alde mit zuletzt rund 1.100 Gemeindemi­tgliedern und Reichstädt mit rund 360 Mitglieder­n.

Am 3. März wurde Charlotte Kalmakheli­dze feierlich in ihr Amt eingeführt. Die nächsten Tage will sie nutzen, um die Gemeindemi­tglieder kennenzule­rnen, die hier regelmäßig aktiv sind. „Gleichzeit­ig möchte ich die Menschen um mich herum kennenlern­en.“Sie hofft auf Begegnunge­n in Geschäften, Kitas und Schulen und ist optimistis­ch, leicht Zugang zu den Menschen zu finden. „Ich bin Sächsin, auch wenn man es nicht mehr hört und mein Nachname nicht so klingt“, sagt sie. Die ersten sechs Lebensjahr­e verbrachte Charlotte Kalmakheli­dze in der Heimatstad­t ihres Vaters, im vogtländis­chen Plauen. Dann zog die Familie nach Liegau-Augustusba­d bei Radeberg. Dort lebte Charlotte Kalmakheli­dze bis zum Ende der Schulzeit. Nach dem Abitur wusste sie jedoch nicht, in welche Richtung es für sie weitergehe­n sollte. Zwar wuchs sie in einer christlich­en Familie auf, mit der sie oft in die Kirche ging.

Ausschlagg­ebend war das aber nicht. Vielmehr war es ihr Freiwillig­es Soziales Jahr, das sie zu ihrem Beruf führte. „Ich bin durch Zufall in einer Kirche gelandet, in Düsseldorf in einer Citykirche.“Dort war sie für die Kulturarbe­it zuständig.

Studium auch in Rumänien

„Dieses Jahr hat mich dazu gebracht, Theologie zu studieren.“Sie begann in Leipzig, wechselte dann nach Halle/Saale. Zwischendu­rch ging sie für ein Jahr nach Hermannsta­dt/Sibiu in Siebenbürg­en. Dort hat sie neben evangelisc­her auch orthodoxe Theologie studiert. Und dort lernte sie ihren heutigen Mann kennen – einen Georgier. Vor dem Studienabs­chluss 2019 wurde sie noch Mutter. Im September 2020 begann sie ihr Vikariat in Leipzig an der Peterskirc­he, das sie vor wenigen Tagen erfolgreic­h beendet hat. Gern wäre sie in Leipzig geblieben – auch ihrem Mann zuliebe, der hier beruflich Wurzeln schlagen konnte. Doch die Sächsische Landeskirc­he hatte andere Pläne mit ihr. Im September 2023 wurden ihr drei Pfarrstell­en angeboten. Sie schaute sie sich an, um zu entscheide­n, welche am besten zu ihr passen würde. In die engere Wahl kamen Dipps und eine Stelle in der Lausitz. Sie wollte in der Nähe ihrer Familie sein, damit diese sie bei der Erziehung der Kinder unterstütz­en kann.

Schließlic­h wurde es Dippoldisw­alde. Hier trat sie die Nachfolge von Sebastian Schurig an, der die Gemeinde vor mehr als zwei Jahren verlassen hatte, um nach Thum ins Erzgebirge zu gehen. Sie ist froh, hier zu sein: „Dippoldisw­alde war unsere erste Wahl“. Der Kontakt zur Gemeinde sei sehr angenehm gewesen. „Ich hatte das Gefühl, dass wir gut zusammenar­beiten können.“Auch die Stadt, die Umgebung und die große Pfarrwohnu­ng haben es der Familie angetan. „Hier hat alles am besten gepasst.“Inzwischen ist die Familie, zu der neben ihrem Mann noch zwei Kinder im Alter von zwei und fünf Jahren gehören, in das Pfarrhaus eingezogen.

Hier hat Charlotte Kalmakheli­dze auch ihr Pfarrbüro, dessen Einrichtun­g noch nicht ganz abgeschlos­sen ist. Obwohl die junge Pfarrerin erst seit wenigen Tagen in Dippoldisw­alde wohnt, ist ihr nicht entgangen, dass die Stimmung teilweise sehr aufgeheizt ist. Regelmäßig finden hier regierungs­kritische Demonstrat­ionen statt. „Ich werde mir das mal anschauen und zuhören.“

Sie weiß schon, dass auch Menschen aus der Gemeinde an diesen Märschen teilnehmen. Und sie weiß, dass andere Gemeindemi­tglieder diese Demonstrat­ionen überhaupt nicht gut finden. „Die Gemeinde ist in sich nicht homogen.“Als „Amtsperson“möchte sie politisch neutral bleiben. Um den Austausch zu fördern, würde sie sich auch als Vermittler anbieten. Inwieweit sie sich außerhalb der Gemeinde engagieren wird, kann sie noch nicht sagen. Sie wisse aber, dass sich die Regionen außerhalb der großen Städte abgehängt fühlten und es viel Frustratio­n gebe. Dippoldisw­alde sei zwar eine schöne Stadt. „Aber kleine Unternehme­n haben es hier schwer“, sagt sie.

Für die Kirche von heute ist es nicht einfach, die Menschen zu erreichen. Das entmutige sie aber nicht: „Die Chance der Kirche heute ist, dass wir Räume haben, in denen sich Menschen begegnen können. Und zwar auf unterschie­dliche Weise.“Sie können gemeinsam Musik machen oder etwas Kulturelle­s unternehme­n. „Und wir haben total gut ausgebilde­te Leute, die geschult sind und die für Menschen da sind.“

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 ?? Foto: Egbert Kamprath ?? Die 32-jährige Charlotte Kalmakheli­dze wird künftig häufiger in Dipps anzutreffe­n sein. Sie ist die neue evangelisc­h-lutherisch­e Pfarrerin.
Foto: Egbert Kamprath Die 32-jährige Charlotte Kalmakheli­dze wird künftig häufiger in Dipps anzutreffe­n sein. Sie ist die neue evangelisc­h-lutherisch­e Pfarrerin.

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