Sächsische Zeitung  (Kamenz)

Ein blumiger Whisky aus alten Fässern

Die Dresdner Whisky Manufaktur hat mithilfe von Winzer Jan Ulrich einen Whisky zu Ostern kreiert. Er schmeckt nach Frühling.

- Von Jörg Richter Whiskys der Winzer-edition sind auch in den Ddv-lokalen der Sächsische­n Zeitung erhältlich.

Whisky sei eigentlich überhaupt nicht sein Fall, sagt Jan Ulrich. Eher Weinbrand, Rum oder Portwein. Und vor allem guter Wein. Aber Schnaps, der nach Rauch schmeckt? Nein, danke. Das ist nichts für den bekannten Winzer aus Diesbar-seußlitz.

„Er hat wohl bisher den falschen Whisky getrunken“, ist sich Thomas Michalski, einer der Gründer der Dresdner Whisky Manufaktur, sicher. Denn für den Kenner des schottisch­en Schnapses ist dieses Getränk, wenn es mit Liebe gemacht wurde, ein feiner Hochgenuss, den man mit ebenso viel Liebe und Würde trinken sollte.

Die neuste Kreation aus der Manufaktur im Dresdner Alberthafe­n ist ein Whisky, der in ehemaligen Weißwein-fässern gereift ist. Die beiden hölzernen Behälter stammen aus dem Weingut Jan Ulrich. Jedes fasst 220 Liter. Bis vor einem Jahr war dort Cabernet Blanc drin. Eine Weißweinso­rte, die als widerstand­sfähig gegen echten und falschen Mehltau gilt und für den biologisch­en Weinbau sehr gut geeignet ist. – Und wie sich jetzt herausstel­lt, auch für einen fruchtigen Whisky. Seit gut anderthalb Jahren bringt die Dresdner Whisky Manufaktur ihre Winzer-edition heraus. Einen Whisky zu Ostern, einen zur Weinlese im Herbst und einen zu Weihnachte­n. Dafür fragt sie bei bekannten sächsische­n Winzern an, ob sie jeweils zwei Weinfässer erhalten kann. Am besten sollten die Fässer mehrere Jahre benutzt worden sein, damit das Holz von innen mit Wein vollgesaug­t ist. Wenn die Fässer dann mit Whisky gefüllt sind, gibt das Holz die jeweiligen Weinnoten an das Destillat ab. „Bei Weißweinfä­ssern bin ich immer ein bisschen skeptisch“, gibt Michalski zu. Aber der

Whisky, der ein Jahr lang in den Fässern von Jan Ulrich reifte, sei eine wahre Offenbarun­g. „Die Aromen haben mich komplett umgehauen“, schwärmt der Dresdner. Er schmecke einen Hauch von Honigmelon­e und Orange heraus. „Es ist ein echter Frühlingsw­hisky“, sagt Michalski. „Genau richtig zum Osterfest.“

Das sei auch der Grund, sagt Manufaktur-geschäftsf­ührer Jörg Hans, warum man den Jan-ulrich-whisky vorgezogen habe. Der war eigentlich als Nummer sechs in der Winzer-edition vorgesehen und sollte erst im Herbst auf den Markt kommen. Weil aber der Whisky Nr. 5 vom Coswiger Weingut Henke in den Fässern noch nicht das volle Aroma entfaltet habe und der Whisky aus Jan Ulrichs Weißweinfä­ssern besser zum Frühling passt, habe man sich für diesen entschiede­n. Aus den beiden Fässern seien 735 Flaschen abgefüllt worden. Jede Flasche ist nummeriert. Das sei vor allem für Sammler ein wichtiges Detail, erzählt Jörg Hans. So gebe es Liebhaber, die bereits von allen Whiskys der Winzer-edition mindestens eine Flasche mit der gleichen Nummer haben. „Erfahrungs­gemäß kaufen sie zwei Flaschen“, so der Brennmeist­er. „Eine zum Trinken und eine zum Sammeln.“Die Flasche mit der Nummer eins bleibt traditione­ll in der Manufaktur und wird nicht angerührt.

Thomas Michalski ist sich sicher, dass der Winzer-whisky Nr. 6 viele Kenner überzeugen wird. Mit 69 Euro pro Flasche sei er sehr günstig. Das liege daran, dass die erst 2019 gegründete Dresdner Whisky Manufaktur zwar Deutschlan­ds größte Whisky-brennerei sei und trotzdem noch relativ unbekannt wäre. „Wenn wir Glenfiddic­h hießen, würde diese Flasche mindestens 360 Euro wert sein“, sagt Michalski. „Denn Weißweinre­ifen sind eher selten.“Jan Ulrich hat einen Schluck genommen und ist überrascht: „Der schmeckt sehr angenehm, überhaupt nicht rauchig.“– Vielleicht wird er ja doch noch ein Whisky-fan.

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