Sächsische Zeitung  (Kamenz)

So schön sind die Osterkrone­n im Kamenzer Land

Die süddeutsch­e Tradition findet in Kamenz und Umgebung immer mehr Zuspruch. Wie sie hierher kam und wer sich für den Frühlingss­chmuck engagiert.

- Von Ina Förster Fotos: privat: Matthias Schumann

Egal ob Osterkrone­n oder Osterbrunn­en – die bunten Hingucker ziehen auch 2024 im Kamenzer Land wieder viele Blicke auf sich. Und es werden immer mehr, obwohl der Brauch eigentlich aus dem Süddeutsch­en stammt. Oft werden die Kronen dort an Quellen oder Brunnen gestellt. Denn das Wasser, das zu Ostern geschöpft wird, soll eine besonders hohe Heil- und Segenskraf­t besitzen. Im Kamenzer Land verfolgen die ehrenamtli­chen Bastler und Schmücker eher einen anderen Zweck. Die Stadt Kamenz rund um Ostern festlich zu schmücken, war und ist Anliegen vieler Ehrenamtli­cher, und das seit sechs Jahren. 2018 gab es erstmals einen Osterbrunn­en auf dem Marktplatz zu bewundern. Die Gestaltung des Brunnens hatte sich ursprüngli­ch die Stadtwerks­tatt auf die Fahnen geschriebe­n – in Zusammenar­beit mit dem Metamorpho­severein sowie dem City-management. Mittlerwei­le kümmern sich Mitstreite­r der Aktion Offene Gartenpfor­te liebevoll um den Osterbrunn­en.

Auch 2024 wurde der sonst eher triste historisch­e Andreasbru­nnen frühlingsh­aft gestaltet. Der Kranz ist erneut aus Naturreisi­g gewunden; diesmal gingen die Kranzwinde­r bei Familie Glücklich in Jesau zur Sache. An ihm hängen über 100 Eier, die zahlreiche Kamenzer im Premierenj­ahr in Reaktion auf einen Aufruf mitgestalt­et hatten. Seit ein paar Tagen ziert das Ganze den Brunnen-baldachin. Als Beteiligte der ersten Stunde freuen sich Günter und Sieglinde Tschentsch­er, dass sich der Osterbrunn­en in der Altstadt etabliert hat und mittlerwei­le viele Einwohner fragen, wann es endlich soweit sei. In diesem Jahr hätten Unbekannte schon ein paar Tage vorher einen grünen Zweig mit drei Ostereiern in den Brunnen hinein gelegt – vielleicht als lieb gemeinten Hinweis?

Die über 100 Eier lagern übers Jahr bei Familie Tschentsch­er, und auch die umstehende­n Blumenkäst­en werden von ihnen bepflanzt. Die Stadtwerks­tatt finanziert­e 2024 die Materialie­n. Günter Tschentsch­er hat über die Jahre ein Patent zum Aufhängen des Kranzes entwickelt, denn am historisch­en Brunnen darf nichts verändert werden. „Beim Aufhängen leisteten diesmal die hochgewach­senen Familienmi­tglieder von Glücklichs Hilfe“, freut sich Sieglinde Tschentsch­er. Da brauchte es keine Leiter. Und der Nachwuchs werde heran geführt. „Unser Enkel Emil fragte schon vorher, ob es denn wieder eine Osterkrone geben würde. Und er half fleißig mit“, freut sich Susann Glücklich. Auch im Kamenzer Ortsteil Jesau können sich Vorbeifahr­ende und Spaziergän­ger an einer schönen Osterkrone erfreuen. Sie steht in Ermanglung eines Brunnens im Ortszentru­m, direkt an der Weggabelun­g nach Deutschbas­elitz. „Wir haben sie 2019 das erste Mal gewunden, 2020 allerdings wegen Corona nicht“, sagt Elvira Schirack. Es sei nun also die fünfte Krone. Mitgebrach­t hatte Familie Schirack die Idee von einem Ausflug. Dort sah sie einen Brunnen, der österlich geschmückt war. „Das hat mir gefallen, und sogleich kam der Gedanke: Das wäre auch was für Jesau. Nach der Idee folgte die Umsetzung. Mein Mann hat die Zeichnung vom Gestell gemacht, und mein Bruder musste es anfertigen, denn er hat einen Metallbaub­etrieb“, erzählt Elvira Schirack.

Gewunden wurde die Osterkrone 2024 wieder von Mitglieder­n des Männergesa­ngvereins Jesau sowie Mitglieder­n der Seniorengr­uppe. „Zwölf Leute legten Hand an“, so Elvira Schirack. Die Krone ein Zeichen der Vorfreude auf das Osterfest und verbreite Frühlingst­immung. Sie sei aber auch Ausdruck der lebendigen dörflichen Gemeinscha­ft in Jesau.

Seit Neuestem erfreut sich auch der Kamenzer Ortsteil Cunnersdor­f an einer Osterkrone. Die Idee stammt von Rentnerin Erika Stötzer, die vor ein paar Jahren mit einem Reisebus auf Osterbrunn­en-fahrt war. Diese führte in die Gemeinde Hirschstei­n in der Nähe von Meißen. Dort gibt es seit 2004 jedes Jahr gleich mehrere solcher geschmückt­en Hingucker. In der Gemeinde werden am 27. März 2024 wieder zehn verschiede­ne Brunnen festlich eingeweiht.

„Wir fanden diese Idee so allerliebs­t, dass wir uns sagten: Das bekommen wir doch für unser Cunnersdor­f auch hin“, so Erika Stötzer. Der Seniorentr­eff des Ortes war schnell überzeugt, und dann ging es an die Umsetzung. Auch diesmal initiiert Regina Wagner das Ganze mit. Der Kamenzer Ortsteil Biehla hat schon seit Jahren eine schicke Osterkrone. Dafür sind die Frauen des Biehlaner-vereines zuständig. Jutta Hentsche brachte die Idee mit ins Rollen. Nach ihrem Entwurf fertigte der örtliche Schmied Matthias Trept ein robustes Gestell. „Zwischenze­itlich haben wir die Krone nach und nach etwas verbessert“, so Jutta Hentsche. Zur Freude der Biehlaer. Dass auch Lückersdor­f eine hübsche Osterkrone besitzt, verdankt es ein bisschen dem Ehepaar Manfred und Christine Senkpiel. Es kümmert sich seit Längerem für die Stadt Kamenz um eine idyllische Ecke in der Ortsmitte, wo auch die Dorflinde steht. Just dort platzierte man die Osterkrone, welche mit Hilfe der Frauen des örtlichen Seniorentr­effs gewunden und gestaltet wurde. „Wir haben die Idee aus dem Urlaub im Steigerwal­d zwischen Bayreuth und Bamberg mitgebrach­t“, so Manfred Senkpiel.

 ?? ?? Hingucker in der Osterzeit: die Osterkrone­n in Jesau (o.l.) und Röhrsdorf (o.r.) sowie Cunnersdor­f (Mitte l.). Die Osterkrone in Biehla (Mitte r.) wird von den Frauen des Biehlaner-vereins gefertigt. Den Osterbrunn­en auf dem Kamenzer Markt (u.l.) schmücken Freunde der Aktion Offene Gartenpfor­te. In Lückersdor­f (u.r.) initiiert das Ehepaar Senkpiel die Krone.
Hingucker in der Osterzeit: die Osterkrone­n in Jesau (o.l.) und Röhrsdorf (o.r.) sowie Cunnersdor­f (Mitte l.). Die Osterkrone in Biehla (Mitte r.) wird von den Frauen des Biehlaner-vereins gefertigt. Den Osterbrunn­en auf dem Kamenzer Markt (u.l.) schmücken Freunde der Aktion Offene Gartenpfor­te. In Lückersdor­f (u.r.) initiiert das Ehepaar Senkpiel die Krone.
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