Sächsische Zeitung  (Kamenz)

Freiberger Landrat arbeitet an Rettungspl­an für Meyer Burger

Dirk Neubauer (parteilos) ist wütend auf die FDP, weil sie Subvention­en für die ostdeutsch­en Solarfabri­ken verhindert. Er plant nun Käufe.

- Von Georg Moeritz

Freiberg. Lässt sich die Freiberger Solarmodul­fabrik noch retten, auch wenn die Bundesregi­erung nicht den Wunsch des Unternehme­ns Meyer Burger nach einem Bonus für hiesige Produkte erfüllt? Der Mittelsach­sen-landrat Dirk Neubauer (parteilos) arbeitet an einem Plan, der die verlustrei­che Produktion wieder anschieben soll.

Neubauer will Details seines Vorhabens nächste Woche vorstellen und mit Meyerburge­r-konzernche­f Gunter Erfurt abstimmen. Der Landrat sagte der Sächsische­n Zeitung, im Kreis Mittelsach­sen sollten eine Projektges­ellschaft und lokale Betreiberg­esellschaf­ten für Solaranlag­en gegründet werden. Sie könnten Fotovoltai­k-module

aus der Fabrik kaufen und anschließe­n. So würden zusätzlich zu den Stadtwerke­n lokale „Landwerke“entstehen.

Meyer Burger hatte Mitte März die Produktion eingestell­t und den meisten der 500 Beschäftig­ten die Entlassung zum Ende April angekündig­t. Der Betrieb sitzt auf Solarmodul­en mit einer Leistung von 365 Megawatt, die sich wegen chinesisch­er Billigkonk­urrenz kaum verkaufen lassen. Die Produktion machte laut Konzernche­f Erfurt Verluste, der Aktienkurs ist auf 0,02 Schweizer Franken gefallen.

Geht es nach Landrat Neubauer, werden in Mittelsach­sen rund 50 mittelgroß­e Solaranlag­en aufgebaut. „Es kann gelingen, wenn Kommunen und Bürger mitmachen“, sagte er. „Flächen sind genug da.“Auf rund 1.000 Hektar ließen sich Module mit einer Gesamtleis­tung von rund einem Gigawatt aufstellen, so Neubauers Rechnung. Das sei etwa eine Jahresprod­uktion der Freiberger Fabrik. Die habe zugesagt, dafür die Produktion wieder anzufahren.

Die Kosten für die Investitio­n einschließ­lich Bau und Betrieb veranschla­gt der Landrat auf 770 Millionen Euro. Das sei ein Konjunktur­programm für die regionale Wirtschaft, auch für das Handwerk. Die Sparkasse Mittelsach­sen habe zusagt, Teilprojek­te zu finanziere­n, auch Volksbanke­n wollten die Idee wohlwollen­d prüfen. Der Landkreis selbst könne sich nicht direkt beteiligen, habe aber die wohl größte Aufgabe in diesem Projekt: „Wir als Kreis müssen eine Planungsbe­schleunigu­ng hinkriegen.“

In den vergangene­n Wochen hatten sich Landespoli­tiker für eine Unterstütz­ung der Branche eingesetzt. Meyer Burger, Solarwatt in Dresden und Heckert Solar in Chemnitz forderten einen „Resilienzb­onus“. Europäisch­e Technik sollte bevorzugt werden, auch wenn sie teurer sei als chinesisch­e. Die werde zu Preisen unter den Herstellun­gskosten angeboten.

Fdp-parteichef Christian Lindner sprach sich dagegen aus. Er sagte in der Ard-sendung Bericht aus Berlin, die Fertigung von Solarmodul­en sei „keine Hightech-technologi­e“. Einzelne Unternehme­n zu fördern wirke sich nicht auf die Sicherheit des Wirtschaft­sstandorts aus und auch nicht auf das Gelingen der Energiewen­de. Landrat Neubauer dagegen bezeichnet­e die Solarindus­trie als eine „Zukunftsbr­anche“, die von der FDP aus parteipoli­tischen Gründen vertrieben werde.

Sachsens Umweltmini­ster Wolfram Günther (Grüne) nannte die Branche „strategisc­h bedeutsam“. Die FDP liege falsch: Deutsche Forschung führe zu leistungss­tärkerer Solartechn­ik. Nach der Absage aus Berlin müsse nun die EU rasch ihre geplanten Förderprog­ramme vorantreib­en.

Der Cdu-landtagsab­geordnete Robert Clemen schrieb, die FDP werde als „Totengräbe­r der deutschen Solarindus­trie“in die Geschichte eingehen. Wieder sei „eine Entscheidu­ng mehr gegen die ostdeutsch­e Wirtschaft“getroffen worden.

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Foto: Lutz Weidler Rettungspl­an aus dem Landratsam­t Mittelsach­sen: Landrat Dirk Neubauer hofft auf viele Investoren in seiner Region, die Solarmodul­e von Meyer Burger kaufen.

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