Freiberger Landrat arbeitet an Rettungsplan für Meyer Burger
Dirk Neubauer (parteilos) ist wütend auf die FDP, weil sie Subventionen für die ostdeutschen Solarfabriken verhindert. Er plant nun Käufe.
Freiberg. Lässt sich die Freiberger Solarmodulfabrik noch retten, auch wenn die Bundesregierung nicht den Wunsch des Unternehmens Meyer Burger nach einem Bonus für hiesige Produkte erfüllt? Der Mittelsachsen-landrat Dirk Neubauer (parteilos) arbeitet an einem Plan, der die verlustreiche Produktion wieder anschieben soll.
Neubauer will Details seines Vorhabens nächste Woche vorstellen und mit Meyerburger-konzernchef Gunter Erfurt abstimmen. Der Landrat sagte der Sächsischen Zeitung, im Kreis Mittelsachsen sollten eine Projektgesellschaft und lokale Betreibergesellschaften für Solaranlagen gegründet werden. Sie könnten Fotovoltaik-module
aus der Fabrik kaufen und anschließen. So würden zusätzlich zu den Stadtwerken lokale „Landwerke“entstehen.
Meyer Burger hatte Mitte März die Produktion eingestellt und den meisten der 500 Beschäftigten die Entlassung zum Ende April angekündigt. Der Betrieb sitzt auf Solarmodulen mit einer Leistung von 365 Megawatt, die sich wegen chinesischer Billigkonkurrenz kaum verkaufen lassen. Die Produktion machte laut Konzernchef Erfurt Verluste, der Aktienkurs ist auf 0,02 Schweizer Franken gefallen.
Geht es nach Landrat Neubauer, werden in Mittelsachsen rund 50 mittelgroße Solaranlagen aufgebaut. „Es kann gelingen, wenn Kommunen und Bürger mitmachen“, sagte er. „Flächen sind genug da.“Auf rund 1.000 Hektar ließen sich Module mit einer Gesamtleistung von rund einem Gigawatt aufstellen, so Neubauers Rechnung. Das sei etwa eine Jahresproduktion der Freiberger Fabrik. Die habe zugesagt, dafür die Produktion wieder anzufahren.
Die Kosten für die Investition einschließlich Bau und Betrieb veranschlagt der Landrat auf 770 Millionen Euro. Das sei ein Konjunkturprogramm für die regionale Wirtschaft, auch für das Handwerk. Die Sparkasse Mittelsachsen habe zusagt, Teilprojekte zu finanzieren, auch Volksbanken wollten die Idee wohlwollend prüfen. Der Landkreis selbst könne sich nicht direkt beteiligen, habe aber die wohl größte Aufgabe in diesem Projekt: „Wir als Kreis müssen eine Planungsbeschleunigung hinkriegen.“
In den vergangenen Wochen hatten sich Landespolitiker für eine Unterstützung der Branche eingesetzt. Meyer Burger, Solarwatt in Dresden und Heckert Solar in Chemnitz forderten einen „Resilienzbonus“. Europäische Technik sollte bevorzugt werden, auch wenn sie teurer sei als chinesische. Die werde zu Preisen unter den Herstellungskosten angeboten.
Fdp-parteichef Christian Lindner sprach sich dagegen aus. Er sagte in der Ard-sendung Bericht aus Berlin, die Fertigung von Solarmodulen sei „keine Hightech-technologie“. Einzelne Unternehmen zu fördern wirke sich nicht auf die Sicherheit des Wirtschaftsstandorts aus und auch nicht auf das Gelingen der Energiewende. Landrat Neubauer dagegen bezeichnete die Solarindustrie als eine „Zukunftsbranche“, die von der FDP aus parteipolitischen Gründen vertrieben werde.
Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) nannte die Branche „strategisch bedeutsam“. Die FDP liege falsch: Deutsche Forschung führe zu leistungsstärkerer Solartechnik. Nach der Absage aus Berlin müsse nun die EU rasch ihre geplanten Förderprogramme vorantreiben.
Der Cdu-landtagsabgeordnete Robert Clemen schrieb, die FDP werde als „Totengräber der deutschen Solarindustrie“in die Geschichte eingehen. Wieder sei „eine Entscheidung mehr gegen die ostdeutsche Wirtschaft“getroffen worden.