Sächsische Zeitung  (Kamenz)

Wie geht’s in Kamenz mit den Kitas weiter?

Die Kita-landschaft in der Stadt Kamenz ist in Bewegung. Abriss, Neubau, Sanierung – der Stadtrat diskutiert­e jetzt mehrere Optionen.

- Von Heike Garten und Ina Förster

In der Kita-landschaft von Kamenz brodelt es seit Wochen. Die plötzliche Schließung der kleinen Kita Am Hasenberg aus baulichen Gründen sorgte Anfang März für mächtig Wirbel. Vor allem bei den Eltern, die sich im Vorfeld bereits zu einer Initiative zusammenge­schlossen hatten, da die naturnahe Kita im Ortsteil Wiesa generell auf dem Prüfstand steht. Hintergrun­d dafür ist die aktuelle Fortschrei­bung der Kitakonzep­tion der Stadt Kamenz. Dafür erfolgen seit Wochen umfangreic­he Betrachtun­gen aller Einrichtun­gen. Auch wenn sich die Eltern vom Hasenberg eine schnelle Lösung wünschen würden, wurde dies nun auf später verschoben.

Stadtrat beschließt Kita-konzeption erst später

So nahm der Stadtrat von Kamenz am Dienstag den entspreche­nden Punkt von der Tagesordnu­ng seiner Sitzung. „Mit der Schließung der Kita Hasenberg aus bautechnis­chen Gründen haben wir jetzt mehr Zeit, um alle Aspekte für das Kitakonzep­t in Ruhe zu bewerten“, erklärte Oberbürger­meister Roland Dantz (parteilos) dazu. Ein Punkt, der mit dem Kita-konzept in direktem Zusammenha­ng steht, wurde im Stadtrat trotzdem beraten und ein entspreche­nder Beschluss gefasst. Es geht um den Ersatzneub­au einer Kindertage­seinrichtu­ng im Gebiet Kamenz-ost. Konkret bedeutet dies, dass die ehemalige Kita Pfiffikus an der Fichtestra­ße abgerissen werden und an ihrer Stelle ein Ersatzneub­au entstehen soll.

Planung für einen Ersatzneub­au beginnt jetzt

Seit vielen Jahren ist dieses Kinderhaus geschlosse­n. Schließlic­h fand dort der Kamenzer Tschernoby­l-verein sein Domizil. Doch dieser löste sich im Herbst 2023 auf. Seitdem steht das Gebäude leer. Zwischenze­itlich war die Rede davon, dort ukrainisch­e Flüchtling­e unterzubri­ngen, doch die Idee wurde schnell wieder verworfen.

Jetzt gibt es also Pläne für einen Ersatzneub­au, wobei zum gegenwärti­gen Zeitpunkt noch nicht klar ist, wann diese tatsächlic­h umgesetzt werden könnten. Der Stadtrat brachte nun erst einmal den Projektbeg­inn auf den Weg. Das heißt: Ein Planungsbü­ro wird beauftragt, das Vorschläge für verschiede­ne Varianten erstellt und diese dann dem Stadtrat zur Entscheidu­ng vorlegt. „Aufgrund aktueller Kostenschä­tzungen von mehreren Millionen Euro muss die Planung europaweit ausgeschri­eben werden“, erklärt OB Roland Dantz.

Drei Varianten für Kamenz-ost in der Diskussion

Für die Kita-landschaft in Kamenz-ost geht es um drei Varianten. Das Planungsbü­ro hat die Aufgabe, für alle einen Vorschlag zu unterbreit­en. In der ersten soll eine Kita mit 170 Plätzen entstehen, davon 120 Kindergart­enund 50 Krippenplä­tze. Bei der Alternativ­variante sind nur 130 Plätze – 90 für den Kindergart­enbereich und 40 für die Krippe – vorgesehen. Beide Varianten betreffen den Ersatzneub­au im Bereich der Fichtestra­ße.

Bei der dritten Variante geht es dagegen um die Kitas Kunterbunt an der Wilhelmkül­z-straße und Sonnensche­in an der Christian-weißmantel-straße. Demnach müsste eine der beiden Einrichtun­gen saniert werden, und zwar so, dass ausreichen­d Plätze für die Region Kamenz-ost entstehen. Ein Problem gibt es allerdings bei dieser Variante: Während der Sanierung müssten die Kinder der betroffene­n Einrichtun­g anderswo untergebra­cht werden. Die Stadt spricht von einer Unterbring­ung über einen Zeitraum von etwa anderthalb Jahren.

Geschätzte Kosten für den Neubau: 7,1 Millionen Euro

„Wir können nicht sanieren und gleichzeit­ig die Einrichtun­g weiter betreiben“, erklärt OB Roland Dantz. Das würde bedeuten, dass man die Kinder mit den Erziehern anderswo unterbring­t oder Container aufstellt. Und das kostet zusätzlich­es Geld. Ein Ersatzneub­au an der Fichtestra­ße würde den Vorteil bieten, dass die beiden Kitas während des Baus noch genutzt werden könnten.

Die Kosten für den Ersatzneub­au in der größeren Variante werden auf rund 7,1 Millionen Euro geschätzt. Dazu kommen rund 315.000 Euro für den Abriss des alten Pfiffikus. Die Stadt hofft auf eine Förderung aus dem Programm „Stadtumbau“in Höhe von rund 4,9 Millionen Euro. Das bedeutet, dass aus dem eigenen Haushalt rund 2,5 Millionen Euro bezahlt werden müssten. Doch erst einmal müsse man die Ergebnisse der konkreten Planungen abwarten.

Noch Hoffnung für die Kita Hasenberg

Auch das Thema Hasenberg sei noch nicht vom Tisch, denn bei einer später zu beschließe­nden Gesamtkonz­eption für die Kitas der Stadt könne auch diese Einrichtun­g in die Bewertung mit einfließen. Stadtrat Jörg Bäuerle (Wählervere­inigung Kamenz und Ortsteile) betonte, dass dieses Thema sehr emotional sei. „Ich finde es gut, dass es mit der Verschiebu­ng der Konzeption und der angeschobe­nen Planung jetzt möglich ist, auch für den Hasenberg bautechnis­che und eventuell geologisch­e Gutachten einzuholen“, sagte er.

Stadtrat Jens Krüger (Wählervere­inigung) ergänzte, dass es ein mutiger Schritt sei, den Ersatzneub­au in Angriff zu nehmen. Alex Theile (Die Linke) zeigte sich zufrieden, dass der Hasenberg mit in die Konzeption einbezogen wird. „Ich halte den Vorschlag für einen tragfähige­n Kompromiss“, so der Stadtrat. Das Thema Kitas wird die Kamenzer also noch eine Weile beschäftig­en – mit offenem Ausgang.

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Foto: Matthias Schumann Die alte Kita Pfiffikus in Kamenz-ost steht schon lange leer. Nun gibt es Überlegung­en, sie abzureißen und an der Stelle eine neue Kita zu bauen.

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