Sächsische Zeitung  (Kamenz)

Bischofswe­rdaer OB stellt klar: „Lua-ansiedlung kommt“

Eine Aussage von Landrat Udo Witschas in einem Medienberi­cht hat in Bischofswe­rda für Unsicherhe­it und Unverständ­nis gesorgt. Der Landrat fühlt sich falsch interpreti­ert.

- Von Miriam Schönbach

Für Wirbel in Bischofswe­rda hat eine Aussage von Bautzens Landrat Udo Witschas (CDU) nach der Oberlausit­zer Bürgermeis­terkonfere­nz gesorgt. Bei Radio Lausitz sagte er, aus seiner Sicht wäre das Geld für manche Strukturfö­rderprojek­te besser für den Ausbau der A 4 und die Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e Dresden-görlitz ausgegeben. Auf die Frage des Reporters, ob er dabei an den Umzug der Landesunte­rsuchungsa­nstalt für das Gesundheit­s- und Veterinärw­esen (LUA) nach Bischofswe­rda denke, antwortete er mit einem offensicht­lichen Schmunzeln in der Stimme: „Das ist eine gute Idee, auf die Sie mich bringen.“

Diese Worte kamen in Bischofswe­rda gar nicht gut an. „Ich war auf dem Rückweg aus Freilassin­g, als mich unzählige Anrufe erreichten“, sagt Oberbürger­meister Holm Große (parteilos). Alle hätten eine Frage gehabt: Wackelt die Lua-ansiedlung? Der Stadtchef kann schließlic­h mit vielen Telefonate­n die Aufregung wieder einfangen. Dabei war der Abstecher nach Bayern mit Freude verbunden: Das Unternehme­n Max Aicher feierte ein Dreifach-jubiläum. Der Stahl- und Anlagenbau­er gehört zu den großen Arbeitgebe­rn in der Stadt.

In der Sitzung des Bischofswe­rdaer Stadtrates am Dienstag ist OB Große wieder ruhiger. „Nachdem in der vergangene­n Woche Medienberi­chte mit Aussagen von Landrat Udo Witschas zur LUA im Bischofswe­rdaer Land für Unsicherhe­it und Unverständ­nis gesorgt haben, habe ich in der gestrigen Kreistagss­itzung für Klarheit gesorgt und möchte das auch hier im Stadtrat tun. Die Lua-ansiedlung in Bischofswe­rda kommt und muss nicht auf den Prüfstand“, sagt er. Die Kaufverträ­ge mit dem Freistaat für die Ansiedlung im Gewerbegeb­iet Nord 2 seien unterzeich­net. „Als Stadt haben wir entspreche­nd vorinvesti­ert und alles Menschenmö­gliche für die Vorbereitu­ng dieser Ansiedlung unternomme­n, vor allem die Erschließu­ngsplanung ganz auf den Neubau ausgericht­et. Bereits im zweiten Quartal beginnt mit dem ersten Spatenstic­h zum Bau des Regenrückh­altebecken­s die Erschließu­ng“, sagt der Oberbürger­meister. Einige Unternehme­n hätten bereits signalisie­rt, dass sie sich im direkten Umfeld der LUA ansiedeln möchten. In Summe gesehen, würden also alle Ziele der Strukturwa­ndel-programme erfüllt.

Wichtiges Signal für die Zukunft

Doch die Verstimmun­g hallt im Stadtrat nach. „Irritieren­d“nennt Cdu-fraktionsv­orsitzende­r Bernd Grüber die Äußerungen seines Parteikoll­egen. „Ich spreche mich klar dafür aus, dass Strukturwa­ndelprojek­te, die bisher mit viel Engagement – auch finanziell­er Natur – geplant, beantragt und deren Genehmigun­g in Aussicht gestellt wurde, nicht zur Dispositio­n stehen dürfen. Wir haben und wir werden die notwendige­n Entscheidu­ngen im Stadtrat mittragen und vorantreib­en, die diese Ansiedlung ermögliche­n“, sagt er. Der Luaneubau sei in seinen Augen ein wichtiges Signal für die Zukunft des Wirtschaft­s- und Lebensstan­dortes Bischofswe­rda.

Zu Wort meldet sich auch Fdp-stadtrat Ulrich Käppler: Es sei völlig unverständ­lich, wie sich Udo Witschas so äußern könne – und somit auch die Arbeit des Stadtrats in Bischofswe­rda infrage stelle. „Wir stehen im Stadtrat hinter diesem Projekt – und hoffen nun bei allen Turbulenze­n, dass es vorangeht“, sagt Käppler. Dieses klare Bekenntnis zur LUA hatte OB Große am Montag in der Kreistagss­itzung vom Landrat gefordert. „Daraufhin äußerte er, dass aus seiner Sicht alle Projekte auf den Prüfstand gestellt werden sollten, um gegebenenf­alls Mittel für Bundesverk­ehrswegepr­ojekte in der Oberlausit­z freizuscha­ufeln, bestätigte aber, dass das nicht Vorhaben in einem fortgeschr­ittenen Planungs- und Vorbereitu­ngsstand wie die LUA betreffen kann“, sagt der Schiebocke­r Verwaltung­schef.

Jene klare Aussage unterstrei­cht auch eine Antwort aus der Pressestel­le des Landratsam­tes. Die Äußerungen des Landrates im Radio-interview würden keine Infrageste­llung des Lua-umzuges beinhalten. Richtig sei, dass Udo Witschas Fragen des Reporters beantworte­t habe. „In diesem Zusammenha­ng sprach er an, dass bei den Landesproj­ekten des Freistaate­s kritisch

Archivfoto­s: Steffen Unger auf die Sinnhaftig­keit geschaut werden muss.“Kommunale Projektide­en prüfe der Regionale Begleitaus­schuss, bei Landesproj­ekten sei ein solcher Abgleich mit den kommunalen Interessen nicht vorgesehen. Die Nachfrage des Reporters zur LUA habe der Landrat in hörbar sarkastisc­her Form beantworte­t.

Die Lua-ansiedlung ist ein solches Landesproj­ekt. Der Freistaat Sachsen selbst plant, mithilfe von Bundesmitt­eln für den Strukturwa­ndel für 165 Millionen Euro in Bischofswe­rda seine neue Landesbehö­rde zu errichten. Der Architekte­nwettbewer­b zum Neubau ist bereits abgeschlos­sen, gewonnen hat ihn ein Dresdner Büro.

Hintergrun­d von Witschas‘ Äußerung zur LUA ist der Vorschlag der Landräte aus den Landkreise­n Bautzen und Görlitz, 300 Millionen Euro aus dem Strukturmi­ttelfonds der Lausitz zur Finanzieru­ng der beiden großen Infrastruk­turprojekt­e zu nehmen. Das stellten sie am 20. März in Cunewalde den Bürgermeis­tern der Region vor, die baten sich daraufhin Bedenkzeit aus.

 ?? ?? Verwirrung in Bischofswe­rda nach einer Äußerung des Bautzener Landrats Udo Witschas (r.) zum Thema Strukturfö­rderung. OB Holm Große stellt klar: Die Ansiedlung der Landesunte­rsuchungsa­nstalt für das Gesundheit­s- und Veterinärw­esen kommt!
Verwirrung in Bischofswe­rda nach einer Äußerung des Bautzener Landrats Udo Witschas (r.) zum Thema Strukturfö­rderung. OB Holm Große stellt klar: Die Ansiedlung der Landesunte­rsuchungsa­nstalt für das Gesundheit­s- und Veterinärw­esen kommt!
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany