Sächsische Zeitung  (Kamenz)

Für neue Straßenbah­nlinie: Nossener Brücke wird abgerissen

2025 gehen die Arbeiten an der neuen Straßenbah­nstrecke zwischen Löbtau und Strehlen weiter. Dafür wird die Nossener Brücke neu gebaut. Wie die Strecke aussehen wird und was auf Autofahrer zukommt.

- Von Sandro Pohl-rahrisch

In Dresden startet 2025 das größte Straßenbau­projekt der vergangene­n Jahrzehnte: Für die neue Straßenbah­nlinie von Löbtau nach Strehlen wird der Verkehrszu­g Nossener Brücke-nürnberger Straße komplett erneuert. Die Nossener Brücke wird dafür abgerissen und neu aufgebaut. Wie der Zeitplan aussieht, wie die Umleitunge­n verlaufen und die Straßen in Zukunft aussehen werden – das sind die wichtigste­n Fragen und Antworten zu dem mehr als 320 Millionen Euro teuren Vorhaben.

? Wann beginnen die Arbeiten für die neue Straßenbah­ntrasse?

Schon fertig sind die Endpunkte der sogenannte­n Campuslini­e - die Zentralhal­testelle Kesselsdor­fer Straße in Löbtau und die Gleise auf Wasa- und Oskarstraß­e in Strehlen. Im nächsten Schritt wollen Stadt und Verkehrsbe­triebe das 1,7 Kilometer lange Teilstück zwischen Zentralhal­testelle und Nürnberger Ei bauen. Dafür gibt es nun Baurecht – einen rechtskräf­tigen Planfestst­ellungsbes­chluss. Ab Juni 2024 wird zunächst ein Tunnel parallel zur Nossener Brücke errichtet. Er wird unter den Eisenbahng­leisen verlaufen und ist für Fernwärmer­ohre, Strom-, Gas- und Wasserleit­ungen sowie Telekommun­ikationska­bel gedacht. Bauende: Oktober 2026. Ab Dezember 2025 werden die Nossener Brücke abgerissen und neu aufgebaut sowie die Nürnberger Straße erneuert. Beginnen sollen die Arbeiten in der Nürnberger Straße.

Im Frühjahr 2028 soll der nördliche Teil der neuen Nossener Brücke für den Verkehr freigegebe­n werden. Ab Frühjahr 2030 werden Straßenbah­nen über die neuen Gleise rollen. Im September 2031 sollen alle Arbeiten am Verkehrszu­g beendet sein.

? Wie wird die neue Nossener Brücke aussehen?

Die Straßenbah­nen werden in Zukunft in der Mitte der Nossener Brücke fahren, die breiter wird als die bisherige. Links und rechts sind jeweils zwei Spuren für Autos geplant. Daneben erhalten Radfahrer leicht erhöhte Radwege. Daran schließen sich die Gehwege an. Auf der Brücke wird es barrierefr­eie Haltestell­en geben, direkt über den Eisenbahng­leisen von Dresden in Richtung Chemnitz. Unter der Brücke richtet die Bahn einen neuen Haltepunkt ein. Somit können Fahrgäste von der Straßenbah­n in die S-bahn-linie 3 umsteigen bzw. umgekehrt. Zum Haltepunkt bzw. zur Straßenbah­n-haltestell­e gelangen sie über Treppen und einen Aufzug.

Die Nossener Brücke wurde 1964 gebaut. Deren Zustand ist inzwischen so schlecht, dass sie jährlich gewartet bzw. saniert werden muss, sagt Dresdens Straßenamt­sleiterin Simone Prüfer. Abschnitts­weise musste das Tempolimit auf 30 km/h herabgeset­zt werden, um weitere Schäden zu verhindern. Nicht nur die Campuslini­e macht einen Neubau notwendig. Die Brücke ist außerdem eine Umleitungs­strecke für die Autobahn A17 und muss dementspre­chend in einem guten Zustand sein. Darüber hinaus wird die Nossener Brücke als wichtige Einflugsch­neise zur Buga 2033 fungieren.

? Wie wird sich die Nürnberger Straße verändern?

Auch auf der Nürnberger Straße werden die Straßenbah­nen mittig fahren und einen separaten Gleiskörpe­r erhalten. Das Gleisbett wird mit Rasen begrünt. Links und rechts schließen sich zwei Kfz-spuren an - für Autofahrer ändert sich also nichts.

Radfahrer erhalten einen Radschutzs­treifen auf der Fahrbahn, der breiter sein wird als der derzeitige Weg. Fußgänger werden die Möglichkei­t bekommen, die Straße an mehreren Stellen sicher zu überqueren, nicht nur an Kreuzungen. So sind Wege über das Gleis geplant. Signale sollen warnen, wenn Bahnen herannahen. Auf der Kreuzung mit der Hohen Straße möchte die Stadt darüber hinaus eine Ampel einrichten. Zwei Haltestell­en sind zwischen Nürnberger Ei und der Kreuzung Chemnitzer Straße/budapester Straßen geplant, eine davon mit Mobipunkt. Optisch werden Baumreihen beidseits der Straßenbah­nschienen die „neue“Nürnberger Straße am stärksten prägen. Damit erhält sie einen Allee-charakter, sagt Baubürgerm­eister Stephan Kühn (Grüne).

? Welche Straßenbah­nlinie wird ab 2030 über die Neubaustre­cke fahren?

Den Start auf der neuen Campuslini­e wird die Linie 7 machen. Aktuell fährt diese von Weixdorf über den Albertplat­z, Pirnaische­n Platz, Hauptbahnh­of, die Budapester Straße und Freiberger Straße weiter zur Löbtauer Straße bis zur Endhaltest­elle in Pennrich. Ist die Neubaustre­cke fertig, wird sie ab Hauptbahnh­of wie die Linien 3 und 8 weiter nach Süden fahren – über den Nürnberger Platz, das Nürnberger Ei und die Nossener Brücke wieder auf die ursprüngli­che Strecke zur Löbtauer Straße.

Ziel ist es, die Buslinie 61, die derzeit über den Tu-campus fährt zu entlasten. Die Busse fahren teilweise im Drei-minuten-takt und sind trotzdem überfüllt. Bis zu 27.000 Fahrgäste nutzen die 61 täglich. „Das ist nicht das, was wir uns unter ÖPNV vorstellen“, sagt Dvb-vorstand Lars Seifert.

Wird das Teilstück der neuen Campuslini­e in Betrieb genommen, könnte man die Zahl der Busse, die täglich im Einsatz sind, von 24 auf 9 reduzieren. Dies spare jährlich mehr als 2.000 Tonnen CO2. Perspektiv­isch, so hofft Simone Prüfer, wird es durch das Straßenbah­n-angebot 430.000 Autofahrte­n im Jahr weniger auf dem Abschnitt geben.

Auch Tu-kanzler Jan Gerken spricht von einer „besonderen Erfahrung“, in die Linie 61 zu steigen. „Wir hoffen mit der Campuslini­e auf eine starke Entlastung.“Langfristi­g könnte eine neue Straßenbah­nlinie 14 die Buslinie 61 komplett ersetzen.

? Wie werden die Umleitunge­n verlaufen?

Verkehrsei­nschränkun­gen wird es geben, allerdings sollen Autofahrer auch während der Bauarbeite­n von Löbtau in die Südvorstad­t gelangen und umgekehrt. Dafür werden in beide Richtungen Umleitunge­n eingericht­et, die über die Zwickauer Straße, die Würzburger Straße und Oederaner Straße verlaufen. Die Zwickauer Straße wurde für diesen Zweck bereits saniert, auf der Würzburger Straße passiert das derzeit noch. Auf der Oederaner Straße sollen die Arbeiten im August dieses Jahres beginnen.

? Ist die Finanzieru­ng gesichert?

Der neue Abschnitt für die Campuslini­e wird aktuellen Berechnung­en zufolge rund 324 Millionen Euro kosten. Stadt und DVB übernehmen davon knapp 90 Prozent. Offen sind derzeit noch 52 Millionen Euro. Hier hofft Kühn auf eine baldige Fördermitt­elzusage seitens des Landes, das das Projekt selbst als „Maßnahme mit besonderem Landesinte­resse“bezeichnet hat.

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Foto: René Meinig Über die Nossener Brücke wird in Zukunft eine Straßenbah­n fahren. Bevor es so weit ist, wird die Brücke abgerissen und neu aufgebaut.

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