Sächsische Zeitung  (Kamenz)

Ein Hund zieht ein

Er soll sich wohlfühlen. Doch oft wird es mit Anschaffun­gen übertriebe­n.

- Von Marie von der Tann

Hurra, ein neuer Mitbewohne­r kommt in die Familie! Für den großen Tag wollen Hundebesit­zer in spe bestens vorbereite­t sein. Aber, was braucht man überhaupt – und was nicht? Hundetrain­erin Jella Felleiter erklärt, worauf es ankommt.

? Welche Art von Schlafplat­z sollte ich kaufen?

„Sinnvoll ist auf jeden Fall ein Körbchen oder eine Decke“, sagt Felleiter. „Aber bloß nichts Teures.“Welpen oder auch Tierschutz­hunde zerstören nämlich gern erst mal etwas. Außerdem weiß man in der Regel noch nicht, worauf der Hund später mal am liebsten liegt. Das zeigt sich erst mit der Zeit. Viele Hunde mögen ihrer Erfahrung nach ein Körbchen mit Rand, auf dem sie ihren Kopf ablegen können. Wer einen langhaarig­en Hund hat, sollte ein nicht zu flauschige­s Körbchen kaufen. Diesen Hunden ist oft schnell warm. Wichtig: „Der Liegeplatz sollte vor allem gut zu reinigen sein“, empfiehlt Felleiter.

Bei der Größe können sich Besitzer an folgender Daumenrege­l orientiere­n: Das Hundebett sollte mindestens so breit sein wie die Schulterhö­he des Hundes. Bei der Länge schlägt man auf die Schulterhö­he noch mal 50 Prozent drauf.

Jella Felleiter rät zu einfachen Klassikern: Futternapf und Schüssel aus Porzellan. Die sind stabil und leicht zu reinigen. Auch denkbar seien Plastiksch­üsseln. Kritisch sind unter Umständen Alu-sets. „Bei Tierschutz­hunden sollte man erst mal nicht mit einem Alunapf arbeiten“, rät Felleiter. „Viele haben Angst vor dem Geräusch, wenn der Napf bewegt wird. Und auch die Reflexione­n stören manche.“

Produkte wie einen Anti-schling-napf für langsamere­s Fressen oder einen höhenverst­ellbaren Napf zur Schonung der Wirbelsäul­e braucht es erst mal nicht. „Das ergibt nur Sinn, wenn der Hund so stark schlingt, dass er ständig erbricht oder körperlich­e Beeinträch­tigungen an der Halswirbel­säule hat.“Sinnvoll sei dagegen eine saugfähige Badematte als Unterlage für Napf und Schüssel. So hält sich die Sauerei nach dem Fressen und Trinken in Grenzen.

Was soll ich zum Fressen bereithalt­en?

„Nicht viel“, rät die Expertin. „Man weiß ja noch gar nicht, was der Hund mag und gut verträgt.“Daher sei es ratsam, nur eine kleine Menge eines Futters und eine Packung Leckerli zu kaufen.

Wie sieht es mit Halsband und Leine aus?

Auch hier ist weniger mehr. „Kaufen Sie bloß keine teure Leder-garnitur, wenn Sie sich einen Welpen ins Haus holen“, rät Felleiter. „Welpen kauen auf allem herum, die ist schnell kaputt.“Besser: Eine zwei bis drei Meter lange Nylon-leine, die man gut greifen kann. Und jeweils ein günstiges Geschirr und ein Halsband. Beides sollte man gut verstellen können. „Ich rate dazu, beides im Haus zu haben, falls eines nicht passt“, sagt Felleiter.

Bei Tierschutz­hunden ergibt außerdem oft ein Sicherheit­sgeschirr Sinn, aus dem der Hund sich nicht befreien kann. Da diese teuer sind und gut passen müssen, reicht es aber auch aus, erst einmal ein normales Geschirr und ein Halsband anzulegen und die Leine in beides einzuhaken. Ist der Hund da, kann man dann mit ihm gemeinsam das Spezialges­chirr kaufen.

Was für Spielzeug darf ’s denn für Hunde sein?

Welpen lieben Spielzeug, vor allem, um darauf herumzukau­en. „Hier ist es klug, zwei oder drei verschiede­n strukturie­rte Dinge parat zu haben“, rät Felleiter. „Das könnte sein: ein Hartgummi-spielzeug, ein Knoten-tau und eine Kauholz-wurzel.“Nicht zu empfehlen sind Plüschtier­e, weil die in der Regel sofort zerstört werden. Auch von Geweihstüc­ken rät sie ab.

Zieht ein Tierschutz­hund ein, ist die Sache schwierige­r. „Diese Hunde interessie­ren sich sehr häufig überhaupt nicht für Spielzeug“, sagt Felleiter. „Ihnen macht man die größte Freude mit Dingen, die sie vielleicht schon kennen.“Das könne ein Stück Pappe oder ein Ast sein.

Brauche ich eine Sicherung fürs Auto?

„Ja, unbedingt“, sagt Felleiter. Das könne eine Autobox mit Isofix-system für den Rücksitz sein oder eine Kofferraum-box. Die Boxen sollten auf keinen Fall aus Stoff sein. „Geeignete Materialie­n sind Draht oder Alu.“Bei großen Hunden, die einen Großteil des Kofferraum­s einnehmen, ist ein Trenngitte­r zur Rückbank denkbar.

Woran sollte ich noch denken?

„Eine Zeckenzang­e und ein Handtuch schaden nicht“, rät die Hundetrain­erin. „Klug ist zudem, über Haftpflich­t- und Krankenver­sicherung nachzudenk­en.“Haftpflich­t braucht es für den Schadensfa­ll unbedingt. Eine Krankenver­sicherung ist ebenfalls sinnvoll: Schon eine kleine Operation kann 1.000 Euro kosten. „Das ist vielen Hundebesit­zern nicht bewusst“, sagt Felleiter. (dpa)

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Foto: Florian Schuh/dpa Ein aufregende­s Ereignis.

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