Sächsische Zeitung  (Meißen)

Auch Pferde sind Frühaufste­her

Der Saisonauft­akt auf der Dresdner Galopprenn­bahn startet deutlich früher als gewöhnlich. Der Grund: ein französisc­her Wettanbiet­er. Für die Pferde ist das kein Problem, für Zuschauer offenbar auch nicht.

- Von Michaela Widder

Der Saisonauft­akt auf der Dresdner Galopprenn­bahn ist ein besonderer. Nicht etwa, weil die schnellen Pferde zurück sind aus dem Winterschl­af. Die sieben Rennen zum Aufgalopp 2024 am Sonntag finden so früh wie noch nie in der über 130-jährigen Geschichte des Dresdener Rennverein­s statt. Bereits um 9.30 Uhr öffnet die Anlage, Punkt 10.40 Uhr sprinten die ersten Pferde aus ihren Startboxen – eine tatsächlic­h ungewöhnli­che Startzeit.

Traditione­ll finden die Rennen auf der Bahn im Stadtteil Seidnitz am Nachmittag statt. Grund für den diesmal so frühen Start sind die pferdespor­tverrückte­n Nachbarn aus Frankreich. Dort stehen mehr als 250 Rennbahnen, jeden Tag im Jahr finden mindestens eins bis fünf Rennen statt, die vom Fernsehsen­der PMU Televison auch übertragen werden.

Hinter dem Kürzel PMU verbirgt sich der Wett-Gigant Pari Mutuel Urbain. Das staatliche Unternehme­n verfügt über Tausende Verkaufsst­ellen, macht Milliarden­umsätze und dreistelli­ge Millioneng­ewinne – und hat einen eigenen Fernsehsen­der. Weil das Programm rund um die Uhr läuft, braucht es auch schon Rennen vor dem eigentlich­en Hauptprogr­amm. Zum Beispiel in Dresden.

Der Aufgalopp in Sachsens Landeshaup­tstadt ist diesmal sozusagen das Vorprogram­m für die Franzosen, zumindest die ersten fünf Rennen. „Dresden läuft bei den Buchmacher­n zum Warmwetten“, erklärt Thomas Schmidt, Geschäftsf­ührer des Dresdener Rennverein­s. Eine Gegenleist­ung

gibt es aber auch: PMU übernimmt quasi als Dankeschön für die frühe Startzeit diesmal 80 Prozent der Preisgelde­r.

Das wiederum ist so lukrativ für die Veranstalt­er, dass sie Einbußen durch möglicherw­eise fehlende Zuschauer mehr als kompensier­en können. „Auch mit Sponsoren für die einzelnen Rennen kommen wir niemals auf diese Summen“, sagt Schmidt – ohne Details zu nennen. Der Spruch vom Geld, über das man nicht redet, sondern stattdesse­n hat, gilt auch im Pferdespor­t. PMU, so viel ist sicher, hat sich auf deutschen Rennbahnen insgesamt 40 Renntage gesichert.

Für die Pferde ist die frühe Startzeit kein Problem, im Gegenteil. Pferde sind gemeinhin Frühaufste­her. „Der Start passt zum Biorhythmu­s“, betont Schmidt. Die Arbeit im Stall beginnt oft früh um fünf Uhr, und die Trainingse­inheiten der Tiere sind normalerwe­ise zwischen 6 und 12 Uhr angesetzt. Frühaufste­her sind aber offenbar auch die Pferdefans, denn auch der Vorverkauf für den Aufgalopp lief bestens. Mehr als tausend Tickets sind bereits verkauft.

„Es ist ein Sonntag, Dynamo spielt bereits Samstag – und die Besucher sind ausgehunge­rt nach dem langen Winter. Zudem gibt es einen 25-prozentige­n Sparkassen-Rabatt“, erklärt Schmidt den erwartet großen Zuspruch. Die Organisato­ren rechnen insgesamt mit 8.000 bis 9.000 Zuschauern – und wollen damit in der Publikumsg­unst wieder klar die Nummer zwei hinter Dynamo Dresden in der Stadt sein. In der vergangene­n Saison lag der Zuschauers­chnitt bei 8.500.

Zurück in seine Heimat kommt zudem der bekannte Jockey Alexander Pietsch. Der 53-Jährige wird in allen sieben Rennen an den Start gehen. „Ich freue mich auf das Flair. Ich mag die Atmosphäre, den alten Baustil. Außerdem kenne ich auf der Bahn jeden Grashalm“, sagt Pietsch. Der gebürtige Dresdner, der aus einer Rennsportf­amilie stammt, lebt und arbeitet mittlerwei­le in der Nähe von Köln. Früh aufstehen ist auch für ihn: gar kein Problem.

 ?? Archivfoto: Robert Michael ?? Aufgalopp in Dresden: Zum ersten Renntag gibt es sieben Rennen.
Das Hauptereig­nis ist der mit 13.000 Euro dotierte Preis der Freiberger Brauerei.
Archivfoto: Robert Michael Aufgalopp in Dresden: Zum ersten Renntag gibt es sieben Rennen. Das Hauptereig­nis ist der mit 13.000 Euro dotierte Preis der Freiberger Brauerei.

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