Nach dem Feuer im Solarpark Medessen
Auf dem Areal war am Donnerstagmittag ein Lithiumspeicher in Brand geraten, bei dem eine Person verletzt worden ist.
Tag eins nach einem Vorfall, den es so im Landkreis Meißen noch nicht gegeben hat. Auf dem ehemaligen Feld im Priestewitzer Ortsteil Medessen, auf welchem im März vergangenen Jahres ein bis damals im Freistaat einmaliges Solar-Speicher-Kraftwerk eingeweiht worden war, herrscht Katerstimmung. Wo bis Donnerstagvormittag noch das Herzstück einer sonst recht unauffällig aussehenden Anlage die Energie des 13,5-Megawatt-Peak(MWp)-Solarparks zwischenspeicherte, ist nur noch ein Frack zu sehen.
Ein ausgebrannter Container, in welchem sich bisher der Großspeicher Intilion Scalecube - er basiert auf hochwertigen Lithium-Ionen-Zellen - befunden hatte und der aus bisher ungeklärter Ursache gegen 11.40 Uhr in Brand geraten war. Bei Wartungsarbeiten, so war es auch der Priestewitzer Bürgermeisterin Manuela Gajewi sofort zugetragen worden, sei das Feuer plötzlich ausgebrochen. Der 27-jährige Techniker erlitt daraufhin schwere Brandverletzungen und wurde mit dem Rettungshubschrauber „Christoph 38“in eine Klinik geflogen. Sein vor dem Container geparktes Fahrzeug ging in Flammen auf. „Schon allein die alles entscheidende Tatsache, dass ein Mensch schwer verletzt wurde, ist ein bitterer Moment für unsere Gemeinde“, bekannte Manuela Gajewi gleich unmittelbar nach Bekanntwerden des Unglücks im Gespräch mit Sächsische.de.
Dass sich die Löscharbeiten für die freiwilligen Feuerwehren zunächst als schwierig gestalteten - es habe erst eine stabile Wasserversorgung aufgebaut und das Löschwasser mit Tanklöschfahrzeugen herangeschafft werden müssen - wird die Verwaltungschefin in den kommenden Stunden mehrfach aus nächster Nähe mitverfolgen. Bis in die Nacht hinein ist sie immer wieder vor Ort und versorgt die in Schichten arbeitenden Kameraden am Freitagmorgen um 5 Uhr auch mit einem ersten
Frühstück.
Immerhin: Der Container mit dem Lithiumspeicher habe laut Meißens Kreisbrandmeister Thomas Fischer nicht gelöscht werden können, sondern sei mit Wasser heruntergekühlt worden, um auf diese Weise eine chemische Reaktion zu verlangsamen. Ein so tatsächlich noch nie da gewesener Einsatz der Freiwilligen Feuerwehren Priestewitz, Großenhain, Nünchritz und Meißen, der erst am Vormittag des nächsten Tages beendet sein sollte. „Gegen 7 Uhr konnten wir zunächst die Anlage dem Betreiber übergeben und die Brandermittler der Polizei haben ihre Arbeit aufgenommen“, konnte Manuela Gajewi schließlich am Freitagmorgen verkünden.
Während zur Ursache für den Brand bisher noch keine Angaben gemacht wurden, ging die betreibende Projektgesellschaft - zu der neben den Stadtwerken Leipzig auch der Stromerzeuger Qair und der Speicherhersteller Intilion gehören - bereits am Donnerstag von einem entstandenen Millionenschaden aus.
Bestätigt werden konnte das allerdings bisher nicht. Fest stehe nur, dass alle Solarplatten - soweit ersichtlich - unversehrt seien, der Batteriespeicher jedoch vollständig zerstört worden ist. „Mehr können wir im Moment dazu noch nicht sagen! Die Anlage wurde zum Zeitpunkt des Unglücks ja gewartet, weshalb glücklicherweise auch viel Personal auf dem Gelände gewesen ist, welches sofort alle erforderlichen Rettungsmaßnahmen einleiten konnte“, sagt Frank Viereckl im Telefonat mit Sächsische.de am Freitagnachmittag.
Wie der Sprecher der Leipziger Stadtwerke erklärt, müsse umfangreich untersucht werden, weshalb der Batteriespeicher in Brand geraten und wie hoch letztlich die Schadenssumme sei. Da die Anlage erst vor reichlich einem Jahr in Betrieb genommen wurde, befände man sich noch im Rahmen der Gewährleistungsfrist. „Letztlich werden sich Versicherungen darüber unterhalten, wer für den Schaden aufkommen wird“, vermutet Frank Viereckl.
Entscheidend sei jetzt aber zunächst, dass es dem verletzten Techniker den Umständen entsprechend gut gehe. Er habe zwar bedauerlicherweise an den Händen Verbrennungen zweiten Grades erlitten, befinde sich aber in keiner lebensbedrohlichen Situation. Darüber hinaus wäre man den Feuerwehren und der Gemeinde Priestewitz überaus dankbar für den professionellen Einsatz, der dazu geführt habe, den Brand des Batteriespeichers - bisher sei es innerhalb der von der Projektgesellschaft betriebenen Anlagen noch nie zu einem solchen gekommen - so schnell einzudämmen.“
Die Medessener Anlage sei nun erst einmal vollständig abgeschaltet. Man müsse abwarten, was die Ermittlungen ergeben und wann der Betrieb wieder aufgenommen werden könne.