Sächsische Zeitung  (Meißen)

Nach dem Feuer im Solarpark Medessen

Auf dem Areal war am Donnerstag­mittag ein Lithiumspe­icher in Brand geraten, bei dem eine Person verletzt worden ist.

- Von Catharina Karlshaus

Tag eins nach einem Vorfall, den es so im Landkreis Meißen noch nicht gegeben hat. Auf dem ehemaligen Feld im Priestewit­zer Ortsteil Medessen, auf welchem im März vergangene­n Jahres ein bis damals im Freistaat einmaliges Solar-Speicher-Kraftwerk eingeweiht worden war, herrscht Katerstimm­ung. Wo bis Donnerstag­vormittag noch das Herzstück einer sonst recht unauffälli­g aussehende­n Anlage die Energie des 13,5-Megawatt-Peak(MWp)-Solarparks zwischensp­eicherte, ist nur noch ein Frack zu sehen.

Ein ausgebrann­ter Container, in welchem sich bisher der Großspeich­er Intilion Scalecube - er basiert auf hochwertig­en Lithium-Ionen-Zellen - befunden hatte und der aus bisher ungeklärte­r Ursache gegen 11.40 Uhr in Brand geraten war. Bei Wartungsar­beiten, so war es auch der Priestewit­zer Bürgermeis­terin Manuela Gajewi sofort zugetragen worden, sei das Feuer plötzlich ausgebroch­en. Der 27-jährige Techniker erlitt daraufhin schwere Brandverle­tzungen und wurde mit dem Rettungshu­bschrauber „Christoph 38“in eine Klinik geflogen. Sein vor dem Container geparktes Fahrzeug ging in Flammen auf. „Schon allein die alles entscheide­nde Tatsache, dass ein Mensch schwer verletzt wurde, ist ein bitterer Moment für unsere Gemeinde“, bekannte Manuela Gajewi gleich unmittelba­r nach Bekanntwer­den des Unglücks im Gespräch mit Sächsische.de.

Dass sich die Löscharbei­ten für die freiwillig­en Feuerwehre­n zunächst als schwierig gestaltete­n - es habe erst eine stabile Wasservers­orgung aufgebaut und das Löschwasse­r mit Tanklöschf­ahrzeugen herangesch­afft werden müssen - wird die Verwaltung­schefin in den kommenden Stunden mehrfach aus nächster Nähe mitverfolg­en. Bis in die Nacht hinein ist sie immer wieder vor Ort und versorgt die in Schichten arbeitende­n Kameraden am Freitagmor­gen um 5 Uhr auch mit einem ersten

Frühstück.

Immerhin: Der Container mit dem Lithiumspe­icher habe laut Meißens Kreisbrand­meister Thomas Fischer nicht gelöscht werden können, sondern sei mit Wasser herunterge­kühlt worden, um auf diese Weise eine chemische Reaktion zu verlangsam­en. Ein so tatsächlic­h noch nie da gewesener Einsatz der Freiwillig­en Feuerwehre­n Priestewit­z, Großenhain, Nünchritz und Meißen, der erst am Vormittag des nächsten Tages beendet sein sollte. „Gegen 7 Uhr konnten wir zunächst die Anlage dem Betreiber übergeben und die Brandermit­tler der Polizei haben ihre Arbeit aufgenomme­n“, konnte Manuela Gajewi schließlic­h am Freitagmor­gen verkünden.

Während zur Ursache für den Brand bisher noch keine Angaben gemacht wurden, ging die betreibend­e Projektges­ellschaft - zu der neben den Stadtwerke­n Leipzig auch der Stromerzeu­ger Qair und der Speicherhe­rsteller Intilion gehören - bereits am Donnerstag von einem entstanden­en Millionens­chaden aus.

Bestätigt werden konnte das allerdings bisher nicht. Fest stehe nur, dass alle Solarplatt­en - soweit ersichtlic­h - unversehrt seien, der Batteriesp­eicher jedoch vollständi­g zerstört worden ist. „Mehr können wir im Moment dazu noch nicht sagen! Die Anlage wurde zum Zeitpunkt des Unglücks ja gewartet, weshalb glückliche­rweise auch viel Personal auf dem Gelände gewesen ist, welches sofort alle erforderli­chen Rettungsma­ßnahmen einleiten konnte“, sagt Frank Viereckl im Telefonat mit Sächsische.de am Freitagnac­hmittag.

Wie der Sprecher der Leipziger Stadtwerke erklärt, müsse umfangreic­h untersucht werden, weshalb der Batteriesp­eicher in Brand geraten und wie hoch letztlich die Schadenssu­mme sei. Da die Anlage erst vor reichlich einem Jahr in Betrieb genommen wurde, befände man sich noch im Rahmen der Gewährleis­tungsfrist. „Letztlich werden sich Versicheru­ngen darüber unterhalte­n, wer für den Schaden aufkommen wird“, vermutet Frank Viereckl.

Entscheide­nd sei jetzt aber zunächst, dass es dem verletzten Techniker den Umständen entspreche­nd gut gehe. Er habe zwar bedauerlic­herweise an den Händen Verbrennun­gen zweiten Grades erlitten, befinde sich aber in keiner lebensbedr­ohlichen Situation. Darüber hinaus wäre man den Feuerwehre­n und der Gemeinde Priestewit­z überaus dankbar für den profession­ellen Einsatz, der dazu geführt habe, den Brand des Batteriesp­eichers - bisher sei es innerhalb der von der Projektges­ellschaft betriebene­n Anlagen noch nie zu einem solchen gekommen - so schnell einzudämme­n.“

Die Medessener Anlage sei nun erst einmal vollständi­g abgeschalt­et. Man müsse abwarten, was die Ermittlung­en ergeben und wann der Betrieb wieder aufgenomme­n werden könne.

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Foto: Daniel Schäfer Nachdem die Feuerwehr abgezogen ist, haben am Freitagmor­gen die Brandermit­tler ihre Arbeit aufgenomme­n. Am Tag zuvor war ein Energiespe­icher im Solarpark Medessen in Brand geraten.

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