Steinreich in Meißen
Florian Mißbach führt die Pflasterbau-Firma am Meißner Steinweg in fünfter Generation.
Prall gefüllt sind die Big Packs. Die Steinbrocken darin sind nach unterschiedlichen Größen, Farben und Formen sortiert. „Das ist Wildpflaster“, erklärt Florian Mißbach und zeigt auf die großen braunen Steine in den Big Packs. Im Gegensatz zu den kleineren Würfeln aus grauem Granit und Beton-Pflastersteinen, die auf Schüttplätzen lagern, ist es nach wie vor eine besondere Herausforderung, Wildpflaster zu verlegen.
Dazu ist sehr viel Handarbeit nötig. Jeder der Steine muss einzeln angefasst, auf den Untergrund gesetzt und mit einem Pflasterhammer hineingeschlagen werden, beschreibt Florian Mißbach die Arbeit. Und: Wenn es nicht sofort passt, muss ein Wildpflaster-Stein wieder aufgenommen und neu eingepasst und eingeschlagen werden. Das ist nicht nur schwere körperliche Arbeit, sondern auch ganz schlecht für Knie und Rücken der Pflasterbauer.
Wildpflaster ist seltener geworden in seinen Auftragsbüchern, berichtet Florian Mißbach. Meist wird Betonpflaster gewünscht, das sich leichter verlegen lasst. Für Flächen bis zu 100 Quadratmetern wie Einfahrten oder Wege geschieht das in Handarbeit. Bei größeren Flächen hilft eine Pflasterverlegezange, die sich an einen Bagger montieren lässt.
Der Chef legt selbst Hand an
Schaut man sich auf dem Betriebshof am Steinweg um, kommt einem unwillkürlich der Begriff „steinreich“in den Sinn. Dass immer genügend Pflastersteine vorhanden sind, ist eine entscheidende Voraussetzung, um rasch und flexibel auf die Wünsche der Kunden reagieren zu können, sagt Florian Mißbach. Regelmäßig ordert er Nachschub. Granitpflaster in verschiedenen Größen, Klein-, Groß-, und Wildpflaster sind die gängigsten Sorten, die hier von 26-Tonnern angeliefert werden,
Auf dem Hof stehen außerdem viele Fahrzeuge und Bagger. Sie und dazu noch allerhand Spezialwerkzeug werden gebraucht, um die Arbeiten an Wegen, Plätzen, Grundstückseinfahrten, Terrassen, Hofanlagen oder Parkplätzen erledigen zu können. Nach den Maßen und Vorstellungen der Kunden erstellt Florian Mißbach ein Angebot. Meist zu dritt sind seine Bauarbeiter dann vor Ort, um die Arbeiten auszuführen. Dabei legt auch der Chef Hand an.
In Meißen und Umgebung ist die Firma bekannt und gefragt: Mißbachs haben gut zu tun – trotz in den vergangenen Jahren erheblich gestiegener Materialkosten. Der Meister macht keinen Hehl daraus, dass er gern junge Leute – so es Interessenten gibt – ausbilden würde, um auch in Zukunft Aufträge annehmen und ausführen zu können. Aus eigener Berufserfahrung weiß er, dass es in dieser Branche mit dem Ende der Lehre noch einige Zeit auf den Baustellen braucht, bis der Tief- und Pflasterbauer sein Handwerk voll und ganz beherrscht.
Er selbst hat sich viel von seinem Opa Horst Lange abgeschaut, berichtet Florian Mißbach: „Als Kind war ich oft bei ihm im Betrieb“. Er griff auch mal mit zu und half. Für ihn war es keine Frage, den Beruf des Straßenbauers zu erlernen. 2006 machte er sich selbstständig, und in den darauffolgenden Jahren seinen Meister. Seine Pflasterbau-Firma führte er parallel zur Firma seines Opas und Vaters. Vor vier Jahren, als sein Vater Christian Mißbach in Rente ging, übernahm er dessen Firma samt Mitarbeitern.
Eine über 100-jährige Tradition
So führt Florian Mißbach, der im August seinen 40. Geburtstag feiert, die Firma bereits in fünfter Generation. Von den derzeit zehn Mitarbeitern gehörten drei bereits zum Team seines Großvaters Horst Lange, der Ende 2023 im Alter von 96 Jahren verstorben war. Dessen Großvater und Firmengründer Oswald Lange hatte 1899 die Schienen für die Straßenbahn durch die Stadt verlegt.
Horst Lange führte den Betrieb in den DDR-Jahren, als staatliche Beteiligung und Einmischung, Mangel sowie Planwirtschaft an der Tagesordnung waren. Als der Straßenbau-Ingenieur Horst Lange in den 50er Jahren hier einstieg, hatte die Rückkehr ins heimatliche Meißen den Ausschlag gegeben. 1990 wurde der Betrieb reprivatisiert. Und mit Stolz konnte er verfolgen, wie sein Schwiegersohn und Enkel die Handwerksund Firmentradition weiterführten. Bis ins hohe Alter nutzte er Spaziergänge in Meißen, um sich von der Arbeit von Enkel Florian zu überzeugen.
Den neu gestalteten Theaterplatz und die Fugensanierung auf der Burgstraße zählt Florian Mißbach zu den Orten, auf denen er und seine Bauleute gearbeitet haben. Derzeit arbeiten sie an der Porzellanterrasse, die gegenüber der Manufaktur im Triebischtal entsteht. Anspruchsvoll ist auch ein Auftrag, den die Firma gerade auf dem Außengelände des Schlosshotels in Dresden-Altfranken ausführt.
Anspruchsvoll wird auch das Verlegen des Pflasters auf einem Teil des Marktes. Für diesen Auftrag, den die Stadt am Beginn dieses Jahres vergeben hat, bleibt nur wenig Zeit – die Wochen nach dem Weinfest und vor der Meißner Weihnacht. Aber auf dem Bau ist eigentlich immer Eile geboten, weiß Florian Mißbach aus langjähriger Berufserfahrung.