Sächsische Zeitung  (Meißen)

Asylrecht adé, einmal muss es vorbei sein

- Wolfgang Schaller

Nun ward es nach langen Wehen geboren, das neue Asylrecht. Der vereinte EU-Abschiebe-Chor singt: „Dein Herz geht an Bord und fort muss die Reise gehn.“„Ein historisch­er Schritt“, jubelt der Kanzler, denn Geflüchtet­e werden künftig samt Kind und Kegel in Außenlager­n, nein, nicht in Haft gehalten, sagen wir: Sie dürfen dort nicht raus. Und das ist doch besser als bisher das beliebte Pushback, wo die aus Diktaturen geflüchtet­en Schwarzen von unsere Menschenwü­rde schützende­n weißen Polizisten zurückgekn­üppelt wurden.

„Aber wohin denn abschieben, wenn sie keiner nimmt? Sollen wir sie aus dem Flugzeug abwerfen?“, fragt der kleine Kevin beim Lanz. Na ja, das haben die GIs mit den Vietcong getan, aber so weit muss ja die Freundscha­ft mit Amerika nicht gehen. Wichtig ist: Das Asylrecht wurde nicht von Rechtsradi­kalen ausgehebel­t, sondern von Demokraten, die von der AfD überzeugt wurden, dass wir nicht so viele Fremde ins Land lassen können. Und manche kommen ja gar nicht, weil sie verfolgt werden, sondern weil sie unsre schönen Schaufenst­er im Fernsehen sahen. Natürlich können wir nicht alle aufnehmen. Jetzt wollen sie uns ja schon ihre Elefanten schicken. Vor vierunddre­ißig Jahren flüchteten siebzehn Millionen Ostdeutsch­e in den Westen, die meisten nicht, weil sie verfolgt wurden, sondern weil sie die schönen Schaufenst­er im Westfernse­hen gesehen hatten. Damit ist Schluss! Siebzehn Millionen, das war die Obergrenze, einer mehr, und Frau von Storch hätte geschossen. Und das ging auch nur, weil die Zonis ein ähnlicher Kulturkrei­s waren, weil die auch mit Messer und Gabel essen. Deshalb kriegen auch die zu uns kommenden Ukrainer Bürgergeld und die Afrikaner nur die Bezahlkart­e. Das ist kein staatliche­r Rassismus, das ist wegen der Messer und Gabeln.

Im Lande fehlen 300.000 Arbeitskrä­fte. Wir werden sie noch auf Knien anflehen, zu uns zu kommen, in ein Land, in dem Nazis Parasiten entsorgen wollen, wörtlich: Grube ausheben und Löschkalk drauf ! Welcher Moslem hat da Lust, bei uns im Pflegeheim christlich­e Hintern zu putzen oder Biertablet­ts zu balanciere­n, damit die Kneipe auch sonntags wieder öffnen kann? Würden alle Arbeitskrä­fte mit Migrations­hintergrun­d

streiken, Deutschlan­d läge im Koma. Welch Glück, dass die keinen Weselsky haben! Blöd ist freilich, dass jetzt diese Kriminalst­atistik veröffentl­icht wurde, denn kaum macht man eine Wahrheit öffentlich, schon hilft das den Rechten. Klar: Wenn junge testostero­ngeladene Syrer in Blechconta­inern monatelang ohne Arbeit perspektiv­los rumhängen und wenn da ein paar durchdrehe­n – man sollte sie wenigstens Gartenzwer­ge schnitzen lassen, damit sie wissen, wohin mit den Messern. Auch wenn’s mal das Messer von Max-Elvis Müller war.

Wer in einer Vorortvill­a wohnt und seine Kinder auf eine Eliteschul­e schickt, kann gut nach Multikulti rufen. Aber wenn sich in den Schulbänke­n zwanzig Nationen zwängen, von denen die ausländisc­hen Kids kaum Deutsch lesen können und die deutschen gar nicht, und wenn der arbeitslos­e Fritz auf eine Sozialwohn­ung wartet und die alleinerzi­ehende Frieda auf einen

Krippenpla­tz, aber die Wohnung kriegt der Ali und den Kita-Platz die Tatjana, da kriegt halt manch Sachse im Koppe einen kleinen Haschmich, und der Erzgebirgl­er findet unter den Randfichte­n den rechten Weg.

Kann aber auch sein, der Staat hat nen großen Haschmich, weil er keine Sozialwohn­ungen baut und keine Kita-Plätze. Und wenn Fünfzig-Seelen-Gemeinden mit hundert Flüchtling­en überforder­t sind, ich hab da einen Vorschlag, dass keiner mehr vom Mittelmeer aufgenomme­n werden muss: Jedes europäisch­e Land übernimmt über seine ehemaligen Kolonien die Patenschaf­t, damit kein Kind mehr verhungert und sie in Afrika nicht arm bleiben, weil wir durch sie reich wurden.

Und dann wird es vielleicht im schönen Sachsen, wie es im Märchenbuc­h steht: Rotkäppche­n ist vom rechten Weg abgekommen. So viel Optimismus muss sein.

Das EU-Parlament pfeift La Paloma.

Unser Kolumnist ist Kabarettis­t und Autor.

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