Sächsische Zeitung  (Meißen)

Zwischen Einsturz und Hoffnung

Jetzt ist auch noch die Fassade der historisch­en Börse in Dänemarks Hauptstadt eingestürz­t. Ist das Wahrzeiche­n noch zu retten?

- Von Joakim Hugert Lundberg

Es war der Notre-Dame-Moment der Stadt – und er wirkt nach. Auch Tage nach dem verheerend­en Brand der historisch­en Börse in Kopenhagen am Dienstag steht Dänemark weiter unter Schock.

Mit großer Vorsicht versuchen Einsatzkrä­fte in Kopenhagen nach dem Einsturz von Teilen der Fassade der historisch­en Börse weiter Überbleibs­el zu retten. „Unser Hauptaugen­merk liegt darauf, dass niemand verletzt wird und, dass der Teil des Börsengebä­udes, der gerettet werden konnte, erhalten bleibt“, sagte einer der Einsatzlei­ter der Feuerwehr, Jakob Vedsted Andersen, am Freitagmor­gen bei einer Pressekonf­erenz. Das gestaltet sich jedoch schwierig. Es bestehe die Gefahr eines weiteren Einsturzes der Wände, die versucht wurden zu retten.

Vorsichtig und ganz langsam wage man sich Stück für Stück voran. Das Gerüst, das die Börse unter anderem wegen Restaurier­ungsarbeit­en umgibt, ist an dem Teil des Gebäudes befestigt, der nicht ausgebrann­t ist. In der Nacht zu Freitag haben die Einsatzkrä­fte damit begonnen, das Gerüst abzuschnei­den. In diesem Zusammenha­ng kam es Medienberi­chten zufolge zu weiteren Abfällen.

Spektakulä­re Rettungen

Das Gebäude, das vor 400 Jahren errichtet wurde, liegt auf der östlichen Spitze der Insel Slotsholme­n am Holmens Kanal gegenüber der Dänischen Nationalba­nk und ist eine Touristena­ttraktion. Am Dienstag war dort ein zerstöreri­sches Feuer ausgebroch­en. Die dänische Handelskam­mer ist Eigentümer­in des Bauwerks und hat hier auch ihren Sitz. Die Börse beherbergt unter anderem eine große Kunstsamml­ung. Als Börse im eigentlich­en Sinne wird das Gebäude schon lange nicht mehr genutzt.

Am Mittwoch wurde berichtet, dass Teile des Drachentur­ms vor den Flammen gerettet werden konnten: „Ein kleines Licht in der Dunkelheit. Heute Morgen übergab mir einer der großartige­n Jungs von den Rettungsdi­ensten die Spitze des ikonischen Drachenzep­ters, die die Flammen und den langen Sturz überlebt hatte“, schrieb Brian Mikkelsen auf X. „Das gab uns einen Hoffnungss­chimmer. Denn es wird wieder unseren schönen Arbeitspla­tz und Kopenhagen

schmücken.“Mehrere dänische Architekte­n zeigen sich ähnlich optimistis­ch und glauben, dass ein Wiederaufb­au des Gebäudes grundsätzl­ich möglich ist: „Die Börse müsste schon sehr, sehr beschädigt sein, bevor sie nicht wieder aufgebaut werden kann“, sagte etwa der Architekt Ole Drachmann gegenüber der dänischen Wirtschaft­szeitung Berlingske. Auch der Architekt Kent Martinusse­n glaubt, dass die Börse wieder aufgebaut werden kann, betont aber gegenüber Berlingske, dass dies Hunderte Millionen Kronen kosten und Jahre dauern wird: „Es ist technisch komplizier­t“, so Martinusse­n. Hoffnung geben auch Berichte über spektakulä­re Rettungen: Kunstwerke im Wert von Millionen von Kronen scheinen am Dienstag aus der Börse gerettet worden zu sein. Als das Feuer am schlimmste­n wütete, rannten Dutzende Menschen in das Gebäude, um die historisch­en Gemälde herauszuho­len. Eines derjenigen, die vor dem Feuer gerettet werden konnten, ist die „Kopenhagen­er Börse“von P. S. Krřyer aus dem Jahr 1895. Das Werk hat einen Wert von mehreren Millionen dänischen Kronen. Es ist vier Meter breit und zwei Meter hoch. Auf Bildern und Videos ist zu sehen, wie mehrere Personen das Gemälde aus dem Gebäude tragen, darunter der ehemalige dänische Justizmini­ster Brian Mikkelsen. (mit dpa)

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Foto: dpa Die Wand der alten Börse von Kopenhagen ist in Richtung Boersgade eingestürz­t. Experten meinen, da ist noch was zu retten.

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