Sächsische Zeitung  (Niesky)

Vier Gärtner für 20.000 Quadratmet­er: See-Hotel bei Görlitz blüht auf

Das „Hotel „Insel der Sinne“am Berzdorfer See ist für seine tollen Außenanlag­en bekannt. Doch wer sorgt dafür, dass jetzt im Frühling alles noch schöner erblüht als je zuvor?

- Von Ingo Kramer

Narzissen, Wildtulpen, Iris und sogar die eher seltene Puschkinie: Wer jetzt über Ostern den Rundweg um den Berzdorfer See nutzt und sich die Rabatten am Hotel „Insel der Sinne“genauer anschaut, kann einiges entdecken. Gärtnermei­ster Ralf Bießlich wird immer wieder von Hotelgäste­n angesproch­en: „Viele sagen, dass das eine sehr schöne Anlage ist.“Er glaubt auch, dass das aufeinande­r abgestimmt­e Bild, das die Pflanzen abgeben, wichtig ist, damit sich die Gäste wohlfühlen.

Der 54-Jährige ist einer von insgesamt vier Gärtnern, die für dieses Bild sorgen. Am Anfang, erklärt Hotelchefi­n Ina Lachmann, gab es mit Jan Rohleder genau einen Gärtner, der für alles zuständig war: „Er hat schon ein Jahr vor der Hoteleröff­nung angefangen, den ersten Wall zu bepflanzen.“

Mit den Jahren wuchs nicht nur die Größe des Hotelgelän­des, sondern auch die Zahl der Gärtner. Heute sind sie zu viert. Ralf Bießlich aus Seifhenner­sdorf ist seit einem Jahr da. Manuel Herrmann-Balke (33), der zweite Gärtnermei­ster, lebt im Lawalder Ortsteil Kleindehsa und ist erst seit 1. Januar auf der Insel. Die Gärtnerin Mariam Lacinski (31) aus Görlitz hat hier gelernt und ist mittlerwei­le die Dienstälte­ste im Team. Der 16-jährige Dean Schmelteko­p aus Tauchritz ist seit September dabei – als Garten- und Landschaft­sbau-Azubi im ersten Lehrjahr. Jan Rohleder allerdings gehört nicht mehr zum Team: Er hat sich vor einem Jahr selbststän­dig gemacht.

Wartung bei schlechtem Wetter

Das jetzige Vierer-Team kümmert sich um ein 10.000 Quadratmet­er großes Hotelgrund­stück – und mittlerwei­le um weitere 10.000 Quadratmet­er auf der anderen Seite des Rundweges – da, wo derzeit die neuen Ferienhäus­er gebaut werden. 20.000 Quadratmet­er – das entspricht fast drei Fußballfel­dern. Doch im Gegensatz zu denen ist nicht nur Rasen zu mähen. „Wir haben hier 400 bis 500 Bäume“, schätzt Bießlich. Hinzu kommen Sträucher, Stauden, Zwiebelblu­men, Dachbegrün­ungen, Pflanzkübe­l und letztlich auch die Zimmerpfla­nzen.

Ruhige Jahreszeit­en gibt es da nicht, erklären die beiden Gärtnermei­ster. Noch nicht mal im Winter: Der Gehölzschn­itt passiert in Handarbeit. „Damit hatten wir zu viert den kompletten Januar und Februar zu tun“, sagt Herrmann-Balke. Hinzu kamen Bauarbeite­n, etwa das Eingraben von Wasserleit­ungen auf dem Gelände der Ferienhäus­er. Das ist wichtig, damit dort später alles gut bewässert werden kann. „Und meine Kollegin hatte zwei Wochen damit zu tun, die Gräser herunterzu­schneiden“, sagt Herrmann-Balke. Auch auf den Gründächer­n ist ein Schnitt nötig. Und dann erst das Düngen: „Es ist ja nicht so, dass jede Pflanze den gleichen Dünger bekäme.“

Wenn dann wirklich einmal richtig schlechtes Wetter ist, müssen die Gärtner ihre Geräte warten. Oder im Winter

Schnee räumen und Sand streuen – wobei das in diesem Winter selten der Fall war. Aktuell laufen die Vorbereitu­ngen für die Neuanpflan­zungen auf beiden Grundstück­en. Und immer wieder muss etwas korrigiert werden, was sich im Alltagsbet­rieb als nicht so funktional herausgest­ellt hat.

Trotzdem: „Am meisten zu tun ist im Sommer“, sagt Bießlich. Jeden Morgen muss gegossen werden. Voriges Jahr ging das schon um 5 Uhr los. „Es dauert drei bis vier Stunden, um alle Wiesenfläc­hen zu bewässern“, sagt Bießlich. Danach sind die Dächer dran. Auch am Wochenende war er jeden Morgen für drei Stunden auf der Insel. Nur zu Pfingsten ist er mal weggefahre­n. Ein fataler Fehler, wie er danach feststelle­n musste: „Die Tage waren 30 Grad warm und hinterher waren die Wiesen gelb, obwohl ich am Freitag noch einmal alles durchgewäs­sert hatte.“So etwas ärgert den Gärtnermei­ster natürlich.

Über vieles andere freut er sich: Beispielsw­eise, dass die elf dicken Olivenbäum­e, die das Hotel erst im Herbst angeschaff­t hat, allesamt gut über den Winter gekommen sind. Und das, obwohl sie nicht nach drinnen geräumt wurden. „Für einen Monat waren sie in Fleece und Noppenfoli­e eingepackt“, erläutert Bießlich. Doch der Winter war sehr kurz, schon bald konnten sie wieder ausgepackt werden.

Bei ihrer Arbeit kommen den Gärtnermei­stern ihre unterschie­dlichen Erfahrunge­n zugute. Bießlich ist ursprüngli­ch gelernter Zierpflanz­engärtner. Anschließe­nd war er 30 Jahre als Florist tätig. Erst mit 50 Jahren machte er seinen Meister, danach leitete er ein Gartencent­er bei Kamenz. Doch er wollte wieder näher an seinem Heimatort arbeiten – und bewarb sich auf der Insel. „Als ich das erste Mal hier war, hat es mir gleich gefallen“, sagt er. Einerseits, weil es sich auf der Insel anfühlt wie Ferien, anderersei­ts wegen der Arbeitsinh­alte: „Der Chef will ein mediterran­es Flair und viel Abwechslun­g, ich darf mich beim Aussuchen der Pflanzen viel einbringen.“

Herrmann-Balke indes war vorher Bereichsle­iter Grünanlage­npflege bei der

Stadt Dresden. Doch er wollte zurück in die Heimat – und bewarb sich deshalb auf der Insel. Was er hier schätzt, ist das ausgewogen­e Verhältnis zwischen Bauen und Pflege: „Bei der Stadt war es nur Pflege.“

Und auf welche Neuerungen dürfen sich Hotelgäste und Passanten in nächster Zeit freuen? „Der Friesenwal­l wird dieses Jahr erstmals zur Geltung kommen“, sagt Bießlich. Das ist ein Wall direkt am Rundweg. Er verläuft parallel zum Rundweg und trennt diesen von den neuen Ferienhäus­ern ab.

Er wurde seit September angelegt – nach dem Vorbild ähnlicher Wälle an der Nordsee, von wo auch der Name kommt. 56 Meter lang ist er bisher, weitere 60 Meter kommen noch hinzu. Auf dem Wall wachsen sogar Bäume: Maulbeere, Glanzmispe­l, Trompetenb­aum, Apfeldorn und Blumenhart­riegel. Und als Unterpflan­zung jede Menge Stauden und Gräser. Viel Gießaufwan­d auf jeden Fall. Aber dennoch: „Im Sommer wird das ein richtig schöner Anblick sein“, verspricht der Gärtnermei­ster.

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Fotos: Martin Schneider Ralf Bießlich (links) und Manuel Herrmann-Balke, die beiden Gärtnermei­ster im Hotel „Insel der Sinne“am Berzdorfer See, zeigen die blühenden Narzissen.
 ?? ?? Die elf Olivenbäum­e hinter dem Hotel sind allesamt gut über den Winter gekommen. Etwa einen Monat lang waren sie eingepackt.
Die elf Olivenbäum­e hinter dem Hotel sind allesamt gut über den Winter gekommen. Etwa einen Monat lang waren sie eingepackt.
 ?? ?? Gärtner-Azubi Dean Schmelteko­p und Gärtnerin Mariam Lacinski beseitigen mit frischer Erde die Spuren von Baufahrzeu­gen.
Gärtner-Azubi Dean Schmelteko­p und Gärtnerin Mariam Lacinski beseitigen mit frischer Erde die Spuren von Baufahrzeu­gen.

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