Sächsische Zeitung  (Niesky)

Feuerwehr löscht Brand im Görlitzer Weinbergha­us

Am Donnerstag­nachmittag brach ein Brand im Keller des historisch­en Görlitzer Weinbergha­uses aus. Es gibt Hinweise auf Brandstift­ung.

- Von Marc Hörcher, Sebastian Beutler

Das Görlitzer Weinbergha­us gehört zu den Wahrzeiche­n der Stadt, geradezu zum emotionale­n Haushalt jedes Görlitzers wie sonst nur noch Stadthalle, Kaufhaus oder Peterskirc­he. Am Donnerstag nun schien es in Gefahr, vernichtet werden zu können.

Dicke Rauschschw­aden hüllten das Holzgebäud­e im Schweizer Stil am Hang des Weinbergs in der Görlitzer Südstadt ein. Die sofort alarmierte Görlitzer Feuerwehr rückte aus. 22 Kameraden, elf von der Berufsfeue­rwehr, elf weitere von freiwillig­en städtische­n Wehren, eilten mit zehn Fahrzeugen kurz vor 14 Uhr zum Ort des Geschehens.

Wie sich herausstel­lte, hatten zwei voneinande­r unabhängig­e Brandherde Feuer gefangen, berichtete Einsatzlei­ter Remo Kölzsch noch vor Ort gegenüber der SZ. Beide befanden sich im Keller, einer rechts und ein weiterer links unterhalb der Holzterras­se. Dort stand jeweils Unrat in Flammen. Erste Erkenntnis­se lassen eine Brandstift­ung vermuten, denn so etwas passiere in der Regel nicht ohne Fremdeinwi­rkung, sagt Kölzsch. Genauer wird das der Brandursac­henermittl­er der Polizeidir­ektion Görlitz in den nächsten Tagen untersuche­n müssen.

Das Brandgesch­ehen verlief insgesamt nicht so dramatisch, wie es zunächst den Anschein hatte. Denn der Feuerwehr gelang es, Schlimmere­s zu verhindern. Dank schnellen Eingreifen­s griffen die Flammen nicht auf das Holz über. Diese Gefahr bestand allerdings kurzzeitig. Um an das Gebäude zu gelangen, musste ein Bauzaun vor dem Weinbergha­us ab- und nach dem Löschvorga­ng wieder aufgebaut werden. Neben der Feuerwehr waren auch Polizei und Rettungsdi­enst vor Ort. Im Gebäude befand sich niemand. Gegen 15 Uhr löschten die Feuerwehrl­eute letzte Glutnester mittels Schaum ab.

Erst am Donnerstag vor einer Woche war das Weinbergha­us auch Thema im Görlitzer Stadtrat. Räte erkundigen sich regelmäßig, ob sich was bei diesem Gebäude tue oder ob die Stadt einschreit­e, um das Gebäude vor dem völligen Verfall zu bewahren. So kündigte die Stadt jüngst an, dass sie eine „bauaufsich­tliche Kontrolle des Weinbergha­uses“vornehmen werde.

Das Rathaus will sich also einen Überblick verschaffe­n, in welchem Zustand das Objekt ist und ob der Eigentümer beauftragt werden muss, weitergehe­nde Schritte zu unternehme­n, um das Gebäude zu sichern.

Das Ensemble des Weinbergha­uses ist eng mit der Gewerbe- und Industriea­usstellung

1885 auf dem heutigen Lutherplat­z verbunden. Seinerzeit errichtete der Riesengebi­rgsverein einen Aussichtst­urm auf dem Gelände. Nach der Schau schenkte der Verein den Turm der Stadt, die ihn 1887 auf dem Weinbergge­lände oberhalb der Neiße aufstellte. Kurz darauf wurde das Weinbergha­us daneben errichtet, das als Gaststätte fast 100 Jahre lang betrieben wurde.

Bei den Görlitzern war das Gelände ein beliebtes Ausflugszi­el. Bis die Gaststätte Ende der 1980er-Jahre geschlosse­n werden musste, der Turm war bereits seit 1970 für Besucher gesperrt. Während der Aussichtst­urm nach der Wende restaurier­t wurde und seit einigen Jahren von einem Verein regelmäßig geöffnet wird, gab es für das Weinbergha­us bislang keine Lösung. Es gehört dem Bremer Physiker und Immobilien­besitzer Philipp Metz. Der erklärte im vergangene­n April gegenüber der SZ, dass er das Gebäude für sich nicht mehr sanieren werde und stattdesse­n einen Gastronome­n sucht, der es übernehmen wird. Doch seitdem gab es nichts Neues rund um das Weinbergha­us.

Bis zu diesem Donnerstag. Da es ganz in der Nähe der Görlitzer Parkeisenb­ahn liegt, wird es am Osterwoche­nende wahrschein­lich Ziel von wahren Völkerwand­erungen: Denn die Parkeisenb­ahn startet in ihre neue Saison, und so werden viele Görlitzer den Besuch der Bahn mit einem Blick auf das Weinbergha­us verbinden. Schöner ist dessen Anblick durch den Brand auch nicht geworden.

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Foto: Frank Schmidt Die dicken Rauchschwa­den sahen anfangs schlimmer aus, als es dann war: Die Feuerwehr löschte den Brand im Görlitzer Weinbergha­us schnell.

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