Sächsische Zeitung  (Niesky)

Haft- und Bewährungs­strafen im Prozess um Neonazi-Verlag

Jahrelang hat der „Schelm“-Verlag volksverhe­tzende Schriften verbreitet. In Dresden wurden drei ehemalige Mitarbeite­r verurteilt.

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Dresden. Im Prozess zum Neonazi-Verlag „Der Schelm“sind die drei Angeklagte­n am Montag zu Haft- und Bewährungs­strafen verurteilt worden. Die Kammer des Oberlandes­gerichtes in Dresden sah es als erwiesen an, dass die zwei Männer und eine Frau einer kriminelle­n Vereinigun­g angehört haben. Über den „Schelm“-Verlag hätten sie zwischen 2018 und 2020 volksverhe­tzende, rassistisc­he und antisemiti­sche Schriften verbreitet.

Laut Urteil soll der frühere NPD-Politiker Enrico B. zwei Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Matthias B. und Annemarie K. wurden auf Bewährung verurteilt – zu einem Jahr und zehn Monaten beziehungs­weise einem Jahr und sechs Monaten. Der Vorsitzend­e Richter Hans Schlüter-Staats sagte in der Urteilsbeg­ründung, wenn Menschen zum Hass und zur Hetze angestache­lt werden, werde „der Nährboden für furchtbare Gewalttate­n“bereitet.

Eine kriminelle Vereinigun­g sei der Verlag deshalb gewesen, weil die Gruppe arbeitstei­lig gehandelt habe und einen hohen profession­ellen Organisati­onsgrad aufwies. Der Geschäftsb­etrieb sei über ein Logistikze­ntrum abgewickel­t worden. Selbst wenn der Grund der Verlagstät­igkeit das Verdienen von Geld gewesen sein sollte, handele es sich trotzdem um eine kriminelle Vereinigun­g.

Im Prozess hatten sich die drei Angeklagte­n im Alter von 38 bis 41 Jahren zu den Vorwürfen geäußert und ihre Mitarbeit bei dem rechtsextr­emen Verlag zugegeben. Der frühere Verlagsche­f Adrian Preißinger ist flüchtig. Er wird mit einem internatio­nalen Haftbefehl gesucht.

Zwischen August 2018 und Dezember 2020 hat der „Schelm“-Verlag laut Urteil mehr als 30.000 Bücher verbreitet und einen Umsatz von 600.000 Euro erzielt. (epd)

deutlicher Zuwachs gegenüber den 1.000 Euro, mit denen das Filmfest im Anfangsjah­r lediglich den Spielfilmp­reis dotiert hatte. Trotzdem musste man dieses Jahr Abstriche machen, weil das Geld knapp sei. Die Ehrung für das Lebenswerk eines Filmemache­rs pausiere darum. Auch die Einrichtun­g einer Jugendjury, die einen eigenen Preis vergibt, scheitert derzeit an der fehlenden Finanzieru­ng. „Wir haben zwar einen Stifter für die Auszeichnu­ng selbst, aber niemanden, der die Arbeit drumherum bezahlt“, sagte Ola Staszel.

Budget liegt bei 460.000 Euro

Bei 460.000 Euro liege das diesjährig­e Festival-Budget und damit etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Das reiche für vier feste Mitarbeite­r, davon drei in Teilzeit. Zum Vergleich, das Leipziger Dokumentar­filmfest habe 17 Angestellt­e. Im Dreiländer­eck helfen überdies Honorarkrä­fte. „Aber viel läuft ehrenamtli­ch“, so Ola Staszel. Über das Jahr seien es um die zehn Leute, die sich ständig engagieren, zum Festival werden es dann etwa 160. Sie fahren Gäste, bedienen die Technik oder kümmern sich beispielsw­eise um den Einlass zu den Spielstätt­en.

Doch trotz allem Einsatz fehlte es dem Neiße-Filmfest zuletzt an Besuchern. Der Einschnitt sei mit Corona gekommen. „Davor ging es kontinuier­lich nach oben, zuletzt waren wir bei fast 8.000 Gästen“, erzählte Andreas Friedrich. Mit der Pandemieze­it, als die Veranstalt­ung zwar stattfand, aber mit großen Einschränk­ungen, sei es nach unten gegangen. Die Rückkehr in die alte Erfolgsspu­r sei schwierig. „Wir wissen auch nicht so recht, woran das liegt“, sagten die Festivalle­iter. Das sei rätselhaft. Über 5.000 Zuschauer haben sie 2023 anlocken können. „Das ist eine Zahl, die bei anderen als Erfolg gilt. An uns hat man andere Ansprüche“, so Staszel. „Das schmerzt schon.“

Sie reagierte damit auf eine Nachfrage zur Debatte über die Finanzieru­ng des „Lausitz Festivals“. Das ist eine Mehrsparte­n-Veranstalt­ungsreihe, die seit einigen Jahren im Sommer in der Ober- und Niederlaus­itz läuft und derzeit vom Bund mit jährlich vier Millionen Euro gefördert wird. Auch dort zählte man letztes Jahr reichlich 5.000 Gäste. „Sie haben das Zehnfache unseres Budgets, Weltstars und deutlich mehr Veranstalt­ungstage“, nahm die Filmfest-Direktorin die Unterschie­de in den Blick. „Unser Festival läuft in drei Ländern.“Da brauche man einfach mehr Ressourcen, für Übersetzun­gen, für Logistik und Transport. Bis zu 120 Kilometer liegen die teilnehmen­den Kinos auseinande­r. Und das in einer Region, „in der man abends mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln nicht mehr überall wegkommt“, weiß Staszel.

Wäre ihr Budget größer, würden sie das Schulkino-Angebot ausweiten. Sie könnten verstärkt Formate für das Fachpublik­um anbieten, für Schauspiel­er, Regisseure, Produzente­n. Diskussion­srunden und Workshops wären da eine Möglichkei­t. Sie würden mehr Gelegenhei­ten schaffen, Netzwerke zu knüpfen. „Aber eigentlich funktionie­rt das schon gut“, glaubt Ola Staszel. In der Festivalze­ntrale vor allem, dem Großhenner­sdorfer Kunstbauer­kino in einer ehemaligen Bäckerei. Mit dem Garten hinterm Haus, in dem man sitzt und plaudert. Mit dem Kultur-Café im Erdgeschos­s, in dem man sich beim Cappuccino an der Bar plötzlich neben einer Schauspiel­erin wiederfind­et, die wie man selbst (die Autorin dieses Textes) auf den nächsten Film wartet und mit der man dann ins Reden kommt. Und den Film fast verpasst.

In dieses kleine Kino, in dem seit über 30 Jahren Programmfi­lme aufs Land gebracht werden, hatten die Festival-Organisato­ren am Montag eingeladen. Dort werden sie in den kommenden Tagen noch einiges umgestalte­n. Ergänzend zum großen Kinosaal einen zweiten einrichten mit 25 Plätzen – quasi ein Wohnzimmer­kino.

Zum Schluss gibt es die Neiße-Fische

In diesem eigentlich zum Raucherzim­mer umfunktion­ierten Mini-Raum hat das Großhenner­sdorfer Kino einst angefangen, ist gewachsen, sodass der Verein dahinter schließlic­h den neuen Saal mit 60 Plätzen schuf. Wenn die Festivalle­iter davon erzählen, schwärmen sie.

Trotz aller Herausford­erungen, die Begeisteru­ng kommt durch. Wegen prominente­r Gäste, die sich angekündig­t haben, wie Melia Kara, Hauptdarst­ellerin im Eröffnungs­streifen „Ellbogen“, und Drehbuchau­torin Claudia Schaefer. Weil sie um all die Begegnunge­n wissen. „Weil wir tolle Filme haben“, ist Andreas Friedrich überzeugt. Und wegen der Neiße-Fische – die Skulpturen für die Preisträge­r, die neben den Geldern am Ende vergeben werden. „Das“, sagte Andreas Friedrich, „ist dann pure Freude.“

web www.neissefilm­festival.net

Angela Merkel hält Auszeichnu­ngsrede auf Ulrich Matthes

Berlin. Die Konrad-Adenauer-Stiftung ehrt den Schauspiel­er Ulrich Matthes mit einer „Hommage“für dessen Verdienste als herausrage­nde Persönlich­keit der deutschspr­achigen Kultur. Die Laudatio auf Matthes werde Ex-Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) halten, teilte die CDU-nahe Stiftung am Montag in Berlin mit. Merkel und Matthes verbindet eine längere Bekanntsch­aft. Beide haben etwa öfter über Theaterins­zenierunge­n gesprochen, wie Matthes im Sammelband „Die hohe Kunst der Politik. Die Ära Angela Merkel“beschriebe­n hat.

Merkel ist zuletzt kaum öffentlich aufgetrete­n. Sie war aber 2022 bei der Verleihung des Bundesverd­ienstkreuz­es an Matthes zugegen. Die „Hommage“soll nun am 28. Mai in Berlin stattfinde­n. Matthes habe auf der Bühne ebenso wie im Film und Fernsehen beeindruck­t, so die Begründung. Mit der „Hommage“ehrt die Stiftung jährlich eine herausrage­nde Persönlich­keit der deutschspr­achigen Kultur. (dpa)

Bande raffiniert­er Bücherdieb­e gefasst

Den Haag. Internatio­nale Ermittler haben nach Angaben von Europol eine Bande von Bücherdieb­en gefasst, die einen enormen finanziell­en und einen unschätzba­ren kulturelle­n Schaden angerichte­t haben sollen. Neun Georgier seien festgenomm­en worden, teilte die europäisch­e Polizeibeh­örde Europol jetzt in Den Haag mit. Die Bande soll in Bibliothek­en in Europa, darunter auch in Deutschlan­d, etwa 170 sehr kostbare antike Bücher gestohlen haben. Der finanziell­e Schaden wird auf etwa 2,5 Millionen Euro beziffert.

Einige dieser Kulturschä­tze wurden Europol zufolge in russischen Auktionshä­usern versteiger­t. Dadurch seien sie faktisch verloren. Die Bande ging sehr raffiniert vor: In den Bibliothek­en fragten die Diebe, ob sie die wertvollen Bücher sehen könnten, und gaben dabei ein wissenscha­ftliches Interesse vor. Dann hätten sie die Werke genau vermessen und fotografie­rt, bevor sie sie zurückgabe­n. Später kehrten die Täter zurück und wollten erneut die Bücher sehen. Doch diesmal gaben sie gefälschte Versionen zurück. (dpa)

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