Fokus, Frauen und Freudenfische
Spannendes Kino in drei Ländern: Am 14. Mai startet in Zittau das Neiße-Filmfestival – das lädt seit 20 Jahren zum Grenzgang ein und bietet erneut überraschende Perspektiven.
Die Meerjungfrauen schlagen zu. Sie zerren den Angler von seinem kleinen Boot, ziehen ihn unter Wasser und benutzen ihn dann wie der Fischer den großen Fang für ein Selfie.
Äußerst selbstbewusst wirken sie, diese Nixen – Hauptdarstellerinnen im Trailer für das diesjährige Neiße-Filmfestival. Geschaffen vom tschechischen Filmstudio Panika, erinnern sie eher an Wagner’sche Walküren denn an Disneys „Arielle“. Sie weisen jedenfalls deutlich hin auf eine Schwerpunktsetzung beim diesjährigen Filmfest. „Female Perspectives“heißt die, übersetzt „Weibliche Perspektiven“. Eine ganze Film-Reihe, „Fokus“genannt, widmen die Veranstalter des deutsch-polnischtschechischen Festivals der „Bestandsaufnahme zur Stellung der Frau generell und im Filmgeschäft“, wie Aleksandra „Ola“Staszel am Montag bei der Vorstellung des Programms sagte. Zusammen mit Festivalgründer Andreas Friedrich bildet die Polin das Leitungsduo für das sechstägige Kinound Kulturfest im Dreiländereck. Dessen Umrahmung mit beispielsweise Konzerten, DJ-Sounds sowie Theater komme 2024 auch fast ausschließlich von Frauen.
Nicht nur mit dem Fokus „Frau“bleibt sich das Organisationsteam treu und nimmt aktuelle Themen ins Visier. Viele der rund 90 Filme, die vom 14. bis 19. Mai in Zittau, Görlitz, im polnischen Zgorzelec, im tschechischen Liberec (Reichenberg) und andernorts zu sehen sind, greifen auf, was die Nachrichten dominiert: flüchtende Menschen nach und in Europa, den Krieg in der Ukraine, politische Korruption, den Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan oder das Coming-out in der (sorbischen) Provinz. Denn davon erzählen viele der Kurz-, Spiel- und Dokumentarstreifen, die in 19 Spielstätten zu sehen sind.
„Wir zeigen aber auch vielfältige, intensive Porträts“, ergänzte Andreas Friedrich. So im Eröffnungsfilm. „Ellbogen“heißt der. Ein Drama der deutschen Regisseurin Aslı Özarslan, das bei der vergangenen Berlinale Premiere hatte. Es erzählt von der 18-jährigen Hazal, die nach einer Feier in einen tödlichen Zwischenfall verwickelt wird, aus Berlin in das für sie fremde türkische Istanbul flüchtet und dort auf sich allein gestellt zurechtkommen muss.
Auch der Streifen „Ihr Körper“sei so ein Porträt. Im Zentrum steht darin das wahre Schicksal einer ehemaligen tschechischen Turmspringerin, die für Olympia trainierte. Nach einer Verletzung musste sie die Sportkarriere abhaken und wurde zur erfolgreichen Pornodarstellerin. Dieser Beitrag läuft im Spielfilm-Wettbewerb. Der ist das Herzstück des Festivals, das es seit 20 Jahren gibt und dessen 21. Ausgabe nun ansteht.
Insgesamt neun Steifen, je drei aus Deutschland, Polen und Tschechien, konkurrieren um 10.000 Euro Preisgeld, gestiftet vom sächsischen Kunstministerium. Insgesamt werden 25.500 Euro vergeben, unter anderem für das beste Szenenbild, die beste darstellerische Leistung, die beste Doku, den besten Kurzfilm. All das ist ein
180 Romane im Buchpreis-Rennen
Frankfurt/Main. Um den Deutschen Buchpreis 2024 konkurrieren 180 Romane. 106 Verlage haben die Titel eingereicht, davon 78 aus Deutschland, 18 aus Österreich und zehn aus der Schweiz, teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main mit. Von den Büchern sind seit Oktober 2023 bereits 104 erschienen. 76 kommen bis 17. September auf den Markt. Die Verlage benannten 116 zusätzliche Romane für eine Empfehlungsliste, aus der die Jury Exemplare anfordern kann.
In einem mehrstufigen Auswahlverfahren kürt die Jury zunächst 20 Titel für eine Longlist bis 20. August. Daraus benennen die Juroren bis 17. September sechs Titel für eine Shortlist. Der Gewinner wird am 14. Oktober vor Beginn der Frankfurter Buchmesse bekannt gegeben. Der Deutsche Buchpreis ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert: Die Preisträgerin oder der Preisträger erhält 25.000 Euro, die übrigen fünf Finalisten bekommen jeweils 2.500 Euro. Im vergangenen Jahr wurde Tonio Schachinger für den Roman „Echtzeitalter“ausgezeichnet. (epd)