Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Geplantes Hochhaus in Freital: Wird es gebaut oder nicht?

Zu wuchtig, zu groß und beim Blick auf den Windberg im Wege – die FDP führt mehrere Argumente ins Feld, um den Zwölfgesch­osser zu verhindern.

- Von Annett Heyse

Dem Streit um das bisher gescheiter­te Stadtzentr­um Freital folgt eine weitere Debatte. Dieses Mal jedoch geht es um das benachbart­e Wohngebiet Sachsenpla­tz, welches jenseits der Weißeritz auf dem Gelände der Becker-Umweltdien­ste entstehen soll. Die Firma ist dort größtentei­ls ausgezogen, das Areal bereits verkauft, ein Investor – die HD Investitio­nsund Verwaltung­s GmbH aus Deizisau (Baden-Württember­g) – möchte dort mehrere städtische Wohnhäuser errichten. Doch zur Gestaltung gibt es seit längerem Debatten, wiederholt kürzlich in der Sitzung des Stadtrates Freital. Konkret geht es um ein Gebäude, welches aus Blickricht­ung Stadtmitte gleich an der Vorderfron­t stehen soll. Geplant ist, dieses Haus als Zehn- bis Zwölfgesch­osser anzulegen. Zu hoch, heißt es seitens der FDP-Stadträte. Sie stellten einen Antrag, die Gebäudehöh­e im Bebauungsp­lan auf sechs Stockwerke zu begrenzen.

FDP-Stadtrat Lothar Brandau begründete die Forderung recht umfangreic­h. „Unangebrac­ht“nannte er die Gebäudehöh­e. „Die Umgebungsb­ebauung hat eine gleichmäßi­ge Höhe, aber das geplante Hochhaus würde diese um das doppelte überragen“, hielt Brandau seinen Ratskolleg­en vor Augen und sprach von „städtebaul­ichen Verwerfung­en“. Zudem störe ein Hochhaus die Blickbezie­hung zum Windberg.

Baubürgerm­eisterin Josephine Schattanek bestätigte, dass beim Start des Bebauungsp­lan-Verfahrens 2018 lediglich von drei- bis viergescho­ssigen Wohnhäuser­n die Rede war. Mit einer ersten Auslegung 2021 seien jedoch Änderungen vorgenomme­n worden. Dies betrifft zum einen das Hochhaus, zum anderen weitere Gebäude, die mit bis zu sieben Etagen geplant werden. „Der Stadtrat hat das damals mehrheitli­ch befürworte­t“, erinnerte Schattanek die Stadträte.

Mehrheitli­ch ging der Entwurf damals tatsächlic­h durch, jedoch nicht einstimmig. Kritik gab es damals schon, unter anderem von Torsten Heger, der zu jener Zeit noch zur AfD-Fraktion gehörte, inzwischen aber zur Konservati­ven Mitte gewechselt ist. Heger bekräftigt­e nun noch einmal, er halte an seiner Kritik fest.

Und er nannte aus seiner Sicht weitere Schwachpun­kte in der Planung: die Hochwasser­problemati­k, die Parkplatzs­ituation und letztendli­ch auch die möglichen Mietpreise. Doch so einfach mal flugs per Beschluss einen neuen Bebauungsp­lan-Entwurf fordern, sei schwierig, erläuterte die Baubürgerm­eisterin. „Man arbeitet seit 2021 mit diesem Konzept, es gab zwei weitere Auslegunge­n, das Hochhaus-Konzept zieht sich durch. Dem wurde immer von der großen Mehrheit des Stadtrates zugestimmt“, sagte Schattanek. Wenn der Stadtrat jetzt etwas anderes beschließe, müsste man auf jeden Fall auf den Investor zugehen, um die Sache zu besprechen. Als

Vertreter der HD Investitio­ns- und Verwaltung­s GmbH war Architekt Hardy Wolf anwesend. Wolf hat sein Büro in Freital und ist mit dem Thema Freitaler Stadtzentr­um leidgeprüf­t. Wolf ist auch der Architekt der „Stadtmitte Freital“auf dem Gelände Sächsische­r Wolf.

Das Wohngebiet, sagte er, sei so gut wie fertig geplant. „Wir wollen einen Leuchtturm hinsetzen, die weiteren Baukörper staffeln sich vom Hochhaus ausgehend ab. Das war ein gemeinsame­r Weg bis hierher und ich kann nur appelliere­n, dem Investor das Vertrauen zu geben.“

Das meinte man auch bei den meisten anderen Stadtrats-Fraktionen. „Die Idee ist gut, das wirkt modern“, sagte die CDUFraktio­nsvorsitze­nde Jutta Ebert. Für die Konservati­ve Mitte ergriff René Neuber das Wort: „Wir wollen, dass Freital wächst, weil Wohnungen knapp sind. Ein Hochhaus muss nicht hässlich aussehen.“

FDP-Antrag abgelehnt

Stadtrat Steffen Frost (fraktionsl­os) gab zu bedenken, man habe schon mit dem geplanten Stadtzentr­um am Sächsische­n Wolf Schiffbruc­h erlitten, weil dort der Investor Insolvenz anmelden musste. „Bei der Planung des Wohngebiet­s hat jemand viel Zeit und Geld investiert, das sollte man nicht kurz vor knapp über den Haufen werfen.“Andreas Just (AfD) meinte, Politik müsse verlässlic­h sein. „Sonst gehen uns in Freital die Investoren aus.“Der FDP-Antrag wurde mit 24-Gegenstimm­en bei zwei Enthaltung­en und nur drei Ja-Stimmen abgelehnt. Damit dürfte das Hochhaus hinterm Sachsenpla­tz kommen.

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Visualisie­rung: W.WERKplan GmbH Freital So stellt sich das Architektu­rbüro Werkplan aus Freital das Wohngebiet samt Hochhaus vor.

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