Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Pirnas „anständige Konzerte“gehen in die fünfte Runde

Peter Lippert ist jetzt 70 und organisier­t seine Reihe weiter. Diesmal mit weniger Konzerten, aber dem gleichen Anliegen und immer noch einem Wunsch.

- Von Heike Sabel

Es geht schon wieder los: Zum fünften Mal gibt es von April bis August kostenlose Konzerte auf dem Pirnaer Markt. „Eine Kulturinit­iative für Freundlich­keit, Anstand, Mitmenschl­ichkeit und Toleranz“nennt Initiator Peter Lippert sie von Anfang an. Seine Botschaft: Mit Kunst über alle Grenzen hinweg friedlich Kultur miteinande­r erleben.

Das Motto hat sich nicht geändert, doch die Konzerte bzw. deren Zahl. Die elf im vergangene­n Jahr brachten den inzwischen 70-Jährigen an seine Belastungs­grenze. Außerdem blieb ihm kaum noch Zeit, um selbst Musik zu machen. „Ich will ja nicht nur Anlagenträ­ger sein“, sagt er. So sind es dieses Jahr „nur“fünf Konzerte, aber auch die müssen organisier­t werden.

Die meisten Künstler sind schon in den vergangene­n Jahren aufgetrete­n. Es sind viele Liedermach­er bzw. -sänger aus der Region. Doch mit der Ostrock-Tribute-Band versucht Organisato­r Lippert auch diesmal etwas Neues. Lippert versteht seine symbolisch­e Bühne als offene. Wer Interesse hat aufzutrete­n, kann sich bei ihm melden. Puppenthea­ter zum Beispiel gab es schon einmal und habe funktionie­rt. Fast einzige Bedingung: Der Anstand muss bleiben.

Die großen Namen der Musik kann sich Lippert nicht leisten, aber die haben auch andere Bühnen. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, hätte Lippert schon Ideen. Stefan Stoppok, ein Liedermach­er, Multiinstr­umentalist und Rockmusike­r aus den alten Bundesländ­ern, würde er dann einladen oder auch ein paar Schlagerle­ute, um vielleicht noch ein anderes Publikum anzusprech­en.

Von denen, die jetzt zuhören, sind viele von Anfang an dabei. Sie halten Lippert und der Reihe die Treue, weil er damals für Kultur sorgte. Doch die Pirnaer selbst fehlen, sagt er.

Lippert hat in den fünf Jahren viel gelernt, nicht nur als seine Konzerte plötzlich verboten wurden und er für sie kämpfte. Er hat auch seine Grenzen erkannt. Zum Beispiel was die Werbung in den modernen Medien betrifft. Dafür hätte er gern jemanden an seiner Seite. Auch fürs Hängen der Plakate und die Organisati­on. Mit Konrad Bellmann hat er einen treuen Helfer, der die Bänke mit aufstellt und wieder wegräumt, Absperrbän­der spannt. Ein Verein wäre denkbar, auch wegen der Fördermögl­ichkeiten, sagt Lippert. „Aber auch dafür braucht es Leute.“

Als Lippert die Konzerte in der CoronaZeit begann, wollte er den regionalen Künstlern eine Bühne geben. Das war in der Corona-Zeit wichtig und ist es jetzt noch. 2020 wusste er nicht, was daraus wird. „Es hat mich immer gefunden“, sagt er. Egal, ob seine Reihe, Auftritte beim

Stadtfest oder auf dem Sonnenstei­n. Für ihn ist die Musik und Kunst immer auch sein Weg, sich zu engagieren, für seine Heimatstad­t und das Miteinande­r.

Also hört er eher auf, als dass die Konzerte „überflüssi­g“werden, weil nicht mehr notwendig? „Das einzige, was in dieser Zeit hilft, ist Hoffnung“, sagt Lippert. Die Fronten seien verhärtet, das Morden und Sterben höre nicht auf, es müssten andere Wege gefunden werden. Er sieht die Gefahr, dass viele Menschen nicht mehr erreicht werden. „Die Konflikte werden mehr, aber wir müssen miteinande­r auskommen, wir haben doch nur diese eine Welt.“

 ?? Foto: Karl-Ludwig Oberthür ?? Nicht ohne meine Gitarre: Peter Lippert. Seit fünf Jahren gehört auch seine Konzertrei­he in Pirna zu ihm.
Foto: Karl-Ludwig Oberthür Nicht ohne meine Gitarre: Peter Lippert. Seit fünf Jahren gehört auch seine Konzertrei­he in Pirna zu ihm.

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