Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)
Tourismus in der Sächsischen Schweiz: Mehr Digitalisierung, mehr Wertschätzung
Tourismusministerin Barbara Klepsch stellt in Bad Schandau die neue Strategie des Freistaats vor. Es geht auch um die Anerkennung der Branche.
Kristin Arnold ist es beinahe unangenehm, dass gerade sie ausgewählt wurde. Es gebe ganz viele Menschen in der Tourismusbranche in der Sächsischen Schweiz, die ihren Job mit Leidenschaft und Liebe machen und das auch nach außen tragen, sagt sie.
Die 36-Jährige aus Reinhardtsdorf-Schöna hat sich vor ein paar Jahren mit ihren Brotzeittouren selbstständig gemacht, bei denen sie Gästen durchs Elbsandsteingebirge führt und dabei regionale Spezialitäten picknickt. Außerdem ist sie zertifizierte Nationalparkführerin.
Für Sachsens Tourismusministerium steht Kristin Arnold stellvertretend für das Engagement der Touristiker in der Sächsischen Schweiz. Sieben Gesichter aus dem ganzen Freistaat wurden für eine Kampagne ausgewählt, die vor allem auf die Wertschätzung der Branche vor Ort abzielt.
„Tourismus? Läuft. Bei uns in Sachsen“, sagt Kristin Arnold in dem Werbeclip.
Der Tourismus ist ganz klar ein Wirtschaftsfaktor, erklärte Ministerin Barbara Klepsch (CDU) am Mittwoch bei einem Treffen in Bad Schandau. Sachsenweit seien inzwischen ebenso viele Arbeitskräfte im Tourismus beschäftigt wie in der Automobilbranche. Akzeptanz in der Bevölkerung sei die Grundvoraussetzung für den Erfolg. Dazu soll die Kampagne beitragen. Das Ziel könne nur eine nachhaltige Tourismusentwicklung sein, sagte Kristin Arnold, man müsse alle Einheimischen mitnehmen.
In der Sächsischen Schweiz scheint die Mehrheit der Einwohner den Tourismus eher positiv zu bewerten. Das geht laut der Tourismus- und Marketinggesellschaft Sachsen (TMGS) aus einer Studie zur Lebensqualität hervor, deren Ergebnisse allerdings nicht veröffentlicht wurden. Die wirtschaftliche Bedeutung in Bezug auf Steuereinnahmen, Investitionen und Arbeitsplätze würde positiv bewertet, ebenso der mit dem Tourismus verbundene Erhalt des ÖPNV, der Gastronomie und der lokalen Kultur.
Im deutschlandweiten Vergleich seien die Menschen in der Sächsischen Schweiz stolzer als anderswo, in einer Landschaft zu leben, die viele Gäste anzieht. Das eigentliche Thema des Branchentreffens mit Tourismusministerin Barbara Klepsch war jedoch die neue Tourismusstrategie des Freistaats, der Masterplan Tourismus. Im vergangenen Sommer hatte es dazu eine Zukunftswerkstatt im Parkhotel Bad Schandau gegeben, jetzt sollte an gleicher Stelle ein Teil der Ergebnisse vorgestellt werden. Ein wesentliches Element ist die Digitalisierung, die Sächsische Schweiz gilt bei dem Thema als Vorreiter.
Sabine Meisel, die beim Tourismusverband Sächsische Schweiz für das digitale Marketing zuständig ist, lieferte einige Tipps, wie kleinere Betriebe die Technik für sich nutzen können. Sie sollten zunächst prüfen, welche Social-Media-Kanäle am besten zu ihrer Zielgruppe passen. Es sei durchaus sinnvoll, sich auf nur einen Kanal zu konzentrieren, dort aber regelmäßig relevante Inhalte zu posten.
Preisangebote per KI
Der Tourismusverband selbst bespielt Facebook, Instagram und Youtube. „Damit gelingt es uns Zielgruppen anzusprechen, die sonst nicht auf unsere Seite kommen“, sagte Sabine Meisel. Über Social Media lasse sich zielgerichtet und vergleichsweise günstig Werbung schalten, Printprospekte und Messen hätten an Bedeutung verloren.
Über ein sachsennweites digitales Netzwerk namens SaTourN können lokale Anbieter unkompliziert aktuelle Veranstaltungstermine oder Tourentipps in ihre eigenen Angebote integrieren. Längst wird beim Tourismusverband auch mit Künstlicher Intelligenz (KI) gearbeitet. Damit ließen sich in kürzester Zeit Videos schneiden, Bilder bearbeiten oder Musikstücke erstellen, erklärte Sabine Meisel.
Der Inhaber des Hotels „Zur Post“in Pirna, Axel Michaelis, nutzt inzwischen eine KI, um an die Nutzernachfrage angepasste Preisangebote auszuspielen. „Einfach mal ausprobieren“, sagte Michaelis zu seinen Branchenkollegen, er könne das nur empfehlen. Auch die Tischreservierung funktioniert in seinem Hotel digital in Echtzeit, seit vergangener Woche zudem das Energiemanagement des Gebäudes.
Die größte Herausforderung sei es, die richtige Balance zu finden zwischen dem traditionellen Service und den neuen digitalen Möglichkeiten, erklärte Michaelis. Viele Gäste schätzen nach wie vor den persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitern. Die Digitalisierung sollte dies nach seiner Ansicht ergänzen, nicht ersetzen.
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