Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)
Willkommen in der neuen Weesensteiner Landarztpraxis
Dr. Gesine Sell hat gebaut, damit Patienten, Personal und sie endlich Platz haben – und das Müglitztal auch nach ihr noch einen Arzt.
Der erste Patient in der neuen Praxis war ein gut bekannter. Er hatte schon während des Umzuges angerufen und einen Termin vereinbart. So ging es fast übergangslos weiter. In Burkhardswalde wurde zusammengepackt und in Weesenstein ausgepackt. Hier steht das helle zweistöckige Haus, das Dr. Gesine Sell hat bauen lassen, genau an der Straße in Richtung Schloss. Für eine Arztpraxis ganz schön groß. Aber es ist ja auch mehr.
Die Räume der Praxis im Erdgeschoss sind großzügig und in verschiedenen Pastelltönen gehalten. Blau, rosa, grün, gelb. Bunt sollte es sein, das stand von Anfang fest, sagt Gesine Sell. Sie mag Farben, das liegt vielleicht in der Familie, die nicht Ärzte waren, sondern auch Kunstfreunde sind. Außerdem helfen Farben, wieder gesund zu werden.
Hier fehlen noch ein paar Schränke, da ein paar Stühle, drei falsche Türen wurden eingebaut und müssen noch ausgetauscht werden. Dafür stehen schon überall Blumen und Pflanzen. Die Einzugsgeschenke von Patienten und Freunden.
Gleich gegenüber der Eingangstür die Anmeldung, rechts davon das Wartezimmer und daneben Labor und Behandlungsraum. Überall genug Platz für Rollatoren und Rollstühle. Die kommen auch draußen gut zurecht. Keine Schwellen, keine Treppen, viel Bewegungsfreiheit.
Zur Großzügigkeit gehören auch zwei Behandlungszimmer. Hier haben ein paar Möbel ihrer Eltern, die beide Ärzte waren, Platz gefunden. Alte Medizinschränke, die die Eltern nach der Wende der Poliklinik abkauften und der Schrank, den die Mutter in ihrem Sprechzimmer hatte. Sie war bis 2013 Ärztin und sprang in Coronazeiten noch einmal als Impfärztin ein. Die historische Waage aus Familienbestand ist noch
Groß und hell und für eine Arztpraxis fast zu groß – doch der Neubau (kl. Foto) in Weesenstein ist ja auch mehr. Farbe muss sein: Dr. Gesine Sell hat ihre neue Praxis farbenfroh eingerichtet. im Einsatz. Auch wenn es etwas Geduld braucht, Gesine Sell nutzt sich nach wie vor, um Patienten zu wiegen. Das moderne Pendant ist ein Drosten-Räuchermann – der Virologe Christian Drosten hatte in Coronazeiten regelmäßig die aktuelle Lage erklärt.
Der Diensteingang kann in Zeiten, die es erfordern, als Schleuse genutzt werden. Auch daran wurde gedacht. Im Obergeschoss befinden sich eine Wohnung und ein Mehrzweckraum. Die Wohnung ist für Studenten, die die Ärztin damit aufs Land lockt. Den großen Raum will Gesine Sell für Weiterbildungen zur Verfügung stellen. Auch das ist für den ländlichen Bereich wichtig. Letztlich will sie mit dem Angebot und dem Neubau die Brücke zwischen Bodenständigkeit und Modernität schlagen.
Den Personalraum sehen die Patienten zwar nicht, doch Gesine Sell zeigt ihn besonders gern. Hier, wo jetzt genug Platz ist, zeigt sie, wie es vorher war. Wenn jemand etwas aus dem Kühlschrank wollte, mussten zwei Leute aufstehen. „Es war furchtbar“, sagt Gesine Sell und kann jetzt fast ein bisschen darüber lachen. Die Arbeitsbedingungen vorher waren es nicht. Nicht mehr so eingeengt zu sein, das ist die große Freude. Und: Es geschafft zu haben.
Es hat verdammt lange gedauert, verdammt viel Nerven und Zeit gekostet. 2019 hat sie sich das erste Mal mit dem Neubau beschäftigt. Zwei Jahre später kam die Förderbewilligung vom Leader-Programm. Doch gebaut werden konnte noch nicht.
Die Lage zwischen dem Wald und Hang hinter dem Haus und der Müglitz in Sichtweite brachte einige zusätzliche Forderungen mit sich. Für die Dresdner Architekten Zipp und Pöchel waren es auch neue Erfahrungen. Am Ende führten die steigenden Baukosten dazu, dass Funktionalität vor manchem Schönheitsdetail ging.
Gesine Sell hat für die Zukunft gebaut. Nicht so sehr für ihre eigene. „Ich hätte so weiter wurschteln können wie bisher“, sagt sie. „Aber dann hätte es nach mir hier keinen Arzt mehr gegeben.“Arzt auf dem Land zu sein, müsse attraktiv sein, da helfen keine Lippenbekenntnisse, sondern nur Tatsachen. Gesine Sell hat sich mit dem Neubau noch einmal verschuldet. Das Abzahlen des Kredits wird sie bis zur Rente begleiten. „Ich hoffe, ich schaffe es“, sagt sie. Sie ist jetzt 53.
Der wichtige 1. April
Der 1. April spielt im Leben von Gesine Sell eine wichtige Rolle. Nicht, weil sie da immer besonders in den April geschickt wurde, nein, an diesem Tag sind wichtige Dinge in ihrem Leben passiert. Am 1. April 2006 hat sie sich als Ärztin niedergelassen, am 1. April 2015 hat ihr im vergangenen Dezember verstorbener Vater seine Praxis in Burkhardswalde aufgelöst, die sie nun noch einmal übergangsweise nutzte bis zum Einzug in Weesenstein am – 1. April 2024. 101 Jahre nachdem der erste Arzt im Müglitztal in Burkhardswalde seine Praxis eröffnete.
■ Euro/100 l am 16.04.2024 in Dresden:
Liter aktuell Vorwoche bis 500 128,66 128,06 ab 501 121,50 120,69 1 001 116,25 115,65 1 501 113,43 112,84 2 501 110,93 110,34 3 501 109,98 109,39 4 501 109,39 108,79 5 501 108,92 108,32 ■ Bewertung: Wir notieren in Sachsen bei 111,72 Euro. Das entspricht einer Preissteigerung von 1,11 Euro gegenüber der Vorwoche (bez. auf 100 Liter HEL schwefelarm Premiumqualität bei 3.000 Liter Abnahme).
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