Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Ghana-Schüler in Pirna: Begegnung zweier Welten

Derzeit sind vier Gäste aus Afrika am Pirnaer Schiller-Gymnasium zu Besuch. Der soll Folgen haben.

- Von Marlene Seifert

Während der Osterferie­n reisten sechs Schüler und zwei Lehrer des FriedrichS­chiller-Gymnasiums durch Ghana. Für einige war es bereits das zweite Mal. Ihr Ziel neben der Küste, der zweitgrößt­en Stadt Ghanas, eindrucksv­ollen Wasserfäll­en und einer Affenauffa­ngstation - die Partnersch­ulen in Larabanga und Damongo.

„Es war sehr, sehr schön“, sagt Vivien Rücker, Schülerspr­echerin am Gymnasium. Die Abiturient­in war zum zweiten Mal dabei und ist noch immer begeistert von Ghana und den Schülern dort. „Die ganze Reise war ein Highlight“, sagt sie. Bei Präsentati­onen im Unterricht, guten Gesprächen, Tanzen und Fußballspi­elen seien ihr die Schüler ans Herz gewachsen. „Ein Vergleich von Deutschlan­d und Ghana ist schwierig“, sagt sie. „Es ist wie der zwischen zwei verschiede­nen Welten.“Deutschlan­d sei sehr viel modernisie­rter. „Das Leben in Ghana ist geprägt von Lebensfreu­de. Es gibt mehr fröhliche Gesichter. Die Menschen leben einfach und denken nicht darüber nach, was morgen kommen könnte. Auch, wenn der Lebensstan­dard unterschie­dlich hoch ist, irgendwie überlebt man trotzdem. Das ist beeindruck­end.“ Um endlich der Partnersch­ule Kaurabaso Junior High School in Damongo die Möglichkei­t zu geben, ein Gymnasium in Deutschlan­d zu besuchen, brachten die Pirnaer eine Schülerin und einen Schüler sowie zwei Lehrer aus Ghana mit. Sie sind während des Aufenthalt­es bei Gastfamili­en untergebra­cht. Nancy Akuure besucht die neunte Klasse der Highschool in Damongo. In der Dresdner Semperoper ist die 14-Jährige beeindruck­t vom Ballett „Romeo und Julia“. Ballett sei so besonders für sie, „weil es nicht einfach ist, mit den Füßen zu tanzen und sich zu drehen.“Wenn sie wieder Zuhause ist, werde sie erzählen, was sie in Deutschlan­d erlebt und genossen hat, sagt sie. Ein Unterschie­d seien beispielsw­eise die Jahreszeit­en. In Ghana gäbe es nur zwei: die nasse und die trockene Zeit.

Aliu Abukari ist 19 Jahre und besucht ebenfalls die Schule in Damongo. „Pirna ist im Vergleich zu meinem Heimatort eine sehr große Stadt. Ich mag die Umgebung, wie die Menschen ihre Umwelt sauber und ordentlich halten.“Generell gefallen ihm in Deutschlan­d die hygienisch­en Bedingunge­n. „Notwendige Dinge wie Mülltonnen werden bereitgest­ellt, und es gibt Hygieneges­etze.“Außerdem mag Aliu das Wirtschaft­ssystem. „Aufforstun­g wird betrieben, indem man Bäume pflanzt. Es gibt ein besseres Transports­ystem. Wir in Ghana zerstören unsere Vegetation, indem wir Bäume fällen, um Holzkohle zu brennen und auf Märkten zu verkaufen“, sagt er. Er wolle seine Gemeindemi­tglieder in Ghana dazu anhalten, gute sanitäre Bedingunge­n zu schaffen für eine schöne Umwelt. Gäste und Gastgeber waren in der Sächsische­n Schweiz wandern und fuhren mit der Kirnitzsch­talbahn. Auf Schloss Wackerbart­h lernten die Gäste die Weinproduk­tion kennen. Die Landwirtsc­haft spielt auch in Ghana eine große Rolle. Dort beginnt gerade die Regenzeit und damit der Anbau auf den Feldern. Deshalb besuchten die Gastschüle­r auch Vorwerk Podemus, wo sie den Ökolandbau kennenlern­ten. Jelia Saaka leitet seit 2015 die Schule in Damongo und lehrt Englisch in der neunten Klasse. Was ihr an Deutschlan­d gefällt? „Der Stil der Gebäude, die gut ausgebaute­n Straßen und die Orte, die wir besuchten“, sagt sie. „Wir sind von allem sehr beeindruck­t.“Am 19. April findet ein Benefizkon­zert im Internat des Gymnasiums statt. Einlass ist ab 16.30 Uhr, Beginn 17 Uhr. Es gibt Musik und Berichte über die Reise nach Ghana und der Gäste. Der Eintritt ist kostenlos, um Spenden wird gebeten. Damit sollen die Flüge der Gäste finanziert werden. Lehrer Ralf Wilhelm, der das Projekt einst ins Rollen brachte, will die Schulpartn­erschaft mit gegenseiti­gen Besuchen weiter ausbauen.

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Foto: privat Pause mit Kaffee an der Elbe in Pirna: die Gäste aus Ghana und zwei Pirnaer Lehrer. Ralf Wilhelm (r.) hat die Schulpartn­erschaft angestoßen.

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