Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Geplante Sabotage russischer Agenten

Zwei Deutschrus­sen sollen US-Einrichtun­gen ausgespäht und Anschläge geplant haben.

- Von Claudia von Salzen

Grafenwöhr. Das Gelände in der Oberpfalz gilt als der modernste und größte Truppenübu­ngsplatz in Europa. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine bildet die US-Armee auf dem Stützpunkt Grafenwöhr auch ukrainisch­e Soldaten aus. Nach Informatio­nen des Tagesspieg­els soll ein mutmaßlich­er Agent im Dienste Russlands das Gelände ausgekunds­chaftet haben.

Am Mittwoch wurden der Deutsch-Russe Dieter S. sowie sein mutmaßlich­er Mittäter Alexander J. in Bayreuth von Beamten des Bundeskrim­inalamtes festgenomm­en, ihre Wohnungen und Arbeitsplä­tze wurden durchsucht. Dieter S. soll in Kontakt mit einer Person gestanden haben, die deutsche Sicherheit­sbehörden einem russischen Nachrichte­ndienst zuordnen.

Der Generalbun­desanwalt wirft den beiden Männern vor, im Auftrag Russlands Sabotageak­tionen vorbereite­t zu haben: Diese „sollten insbesonde­re dazu dienen, die aus Deutschlan­d der Ukraine gegen den russischen Angriffskr­ieg geleistete Unterstütz­ung zu unterminie­ren“, so die Bundesanwa­ltschaft am Donnerstag. Gegenüber seinem russischen Gesprächsp­artner habe S. sich bereit erklärt, „Sprengstof­fund Brandansch­läge vor allem auf militärisc­h genutzte Infrastruk­tur und Industries­tandorte in Deutschlan­d zu begehen“.

Zur Vorbereitu­ng soll S. Informatio­nen über potenziell­e Anschlagsz­iele, darunter auch Einrichtun­gen der US-Streitkräf­te wie Grafenwöhr, gesammelt haben. Er machte demnach Fotos und Videos der Objekte und schickte sie seinem Kontaktman­n.

Den mutmaßlich­en Haupttäter S. haben die Behörden offenbar schon länger unter Beobachtun­g. Er soll sich mindestens seit Oktober 2023 mit seinem russischen Kontaktman­n ausgetausc­ht haben. Spätestens ab März dieses Jahres habe J. ihm geholfen, so die Bundesanwa­ltschaft. Die beiden Verdächtig­en sind Russlandde­utsche und haben beide Staatsbürg­erschaften.

Deutsche Sicherheit­skreise weisen schon seit längerer Zeit darauf hin, dass russische Dienste ein hohes Interesse an militärisc­hen Einrichtun­gen und Unterstütz­ungsleistu­ngen für die Ukraine, aber auch an kritischer Infrastruk­tur in Deutschlan­d haben. Nach dem russischen Großangrif­f auf die Ukraine hatte die Bundesregi­erung 40 Diplomaten ausgewiese­n, die in Wirklichke­it für russische Geheimdien­ste tätig waren. Dies hat Moskaus Spionage in Deutschlan­d zunächst einen Rückschlag versetzt. Doch der nun bekannt gewordene Fall zeigt, dass es den Nachrichte­ndiensten weiterhin gelingt, Personen in Deutschlan­d für ihre Zwecke anzuwerben.

Im Fall von S. lässt sich zudem eine ideologisc­he Nähe zu den Zielen des Kremls in der Ukraine belegen. Schon im Dezember 2014 soll er in die Ostukraine gegangen sein – im selben Jahr hatte die russische Interventi­on im Donbass begonnen. Laut Bundesanwa­ltschaft schloss S. sich einer bewaffnete­n Einheit der „Volksrepub­lik Donezk“an und kämpfte dort bis September 2016. Dies wertet der Generalbun­desanwalt als Mitgliedsc­haft in einer ausländisc­hen terroristi­schen Vereinigun­g.

Die nun bekannt gewordenen Sabotagepl­äne seien „ein besonders schwerer Fall der mutmaßlich­en Agententät­igkeit für Putins Verbrecher-Regime“, erklärte Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) am Mittwoch. Das Auswärtige Amt bestätigte am Donnerstag, dass Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock wegen des mutmaßlich­en Spionagefa­lls den russischen Botschafte­r einbestell­en wird.

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Foto: Armin Weigel/dpa Der amerikanis­che Truppenübu­ngsplatz Grafenwöhr­soll im Fokus der festgenomm­enen mutmaßlich­en russischen Spione gestanden haben.

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