Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Der Mann, der Donald Trump den Prozess macht

Juan Merchan führt das Verfahren gegen Ex-Präsident Trump. Der gebürtige Kolumbiane­r gilt als Gentleman.

- .Von Juliane Schäuble

Eigentlich hatten Donald Trump und seine Anwälte eine feste Absicht: Dieser Richter sollte auf keinen Fall den ersten Strafproze­ss gegen ihn führen. Denn Juan Merchan sei wegen eines früheren Prozesses gegen den ehemaligen US-Präsidente­n voreingeno­mmen, argumentie­rten sie.

Es ist anders gekommen. In den kommenden Wochen wird ganz Amerika darauf schauen, wie Merchan im Saal 1.530 des Kriminalge­richts von Manhattan den wohl wichtigste­n Fall seines Lebens verhandelt: den ersten Strafproze­ss gegen einen ehemaligen US-Präsidente­n, bei dem es um gefälschte Finanzunte­rlagen im Zusammenha­ng mit einer Schweigege­ldzahlung an den Pornostar Stormy Daniels vor der Wahl 2016 geht.

Eine der großen Fragen: Ist der Richter in der Lage, den Angeklagte­n Trump im Griff zu behalten – und damit die Kontrolle über das Verfahren? Merchan selbst machte vor Prozessbeg­inn klar, dass er kein Drama im Saal dulden werde. Doch eines ist wohl sicher: Trump, der im November wiedergewä­hlt werden will, wird mit allen Mitteln versuchen, den Prozess zu stören, zu verzögern und den Gerichtssa­al in den kommenden zwei Monaten in eine Zirkusmane­ge zu verwandeln.

Der New Yorker Strafverte­idiger Phillip Hamilton, der seit vielen Jahren in Manhattan praktizier­t und selbst schon mehrere Fälle vor dem Richter verhandelt hat, sagt dennoch: Wenn einer dieser Herausford­erung gewachsen sei, dann wohl am ehesten Juan Merchan. „Merchan strahlt eine bescheiden­e Würde aus. Aber er ist niemand, mit dem man Spielchen spielen kann. Manche Leute missverste­hen die Tatsache, dass er wie ein Gentleman, also sehr höflich und nachdenkli­ch, wirkt, als Schwäche.“Doch der 62-Jährige habe sehr klare juristisch­e Vorstellun­gen und könne durchaus streng sein, wenn es um deren Einhaltung gehe. „Er hat keine Nachsicht für Leute, die das System, das Verfahren nicht ernst nehmen“, sagt Hamilton. Das habe sich bereits vor dem Prozessbeg­inn am Montag gezeigt. „Merchan hat Trump sehr deutlich gesagt: Wenn Sie nicht zur Verhandlun­g erscheinen, habe ich kein Problem damit, einen Haftbefehl auszustell­en und Sie verhaften zu lassen, ich werde Sie finden.“Merchan lege Wert darauf, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich seien, sagt Hamilton. „Kaum ein Angeklagte­r hätte den Spielraum, den der ehemalige Präsident einfordert.“Merchan gehe dabei durchaus abwägend vor. „Er erkennt an, dass Trump wieder als Präsident kandidiert.“

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Foto: picture alliance Der Gentleman im Gerichtssa­al. Richter Juan Merchan macht Trump den Prozess.

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