Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Die Sachsen studieren am liebsten daheim

Ein Studium in der eigenen Heimat hat für die Mehrheit der sächsische­n Studenten den Vorrang. Je näher die Hochschule ist, desto beliebter ist sie.

- Web Von Stephan Schön

Die meisten Abiturient­en aus Sachsen bleiben zum Studium ganz nah der Heimat. Allein an der TU Dresden hat jeder siebte Student sein Abitur in der Landeshaup­tstadt gemacht. Das hat eine am Donnerstag veröffentl­ichte bundesweit­e Studie des Centrums für Hochschule­ntwicklung (CHE) ergeben.

Bundesweit ragt die TU Dresden mit ihrer Heimatnähe heraus. Auffällig ist hier auch der hohe Anteil von Abiturient­en, die aus einem Gürtel von 50 bis 100 Kilometern um die Landeshaup­tstadt anreisen, immerhin neun Prozent. Das ist bundesweit der höchste Wert in einem solchen Umfeld von einer Hochschule. Auch die anderen sächsische­n Landkreise und kreisfreie­n Städte sind stark vertreten, ebenso wie das südliche Brandenbur­g, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Universitä­t Leipzig kann stärker noch als die TU Dresden in Teilen Sachsen-Anhalts punkten. In Leipzig kommen allerdings erheblich mehr Abiturient­en auch aus den westdeutsc­hen Bundesländ­ern. Was vor allem an den hier stark vorhandene­n Geisteswis­senschafte­n liegt. Auf viele dieser Fächer gibt es einen Numerus clausus. Die Studenten nehmen, wenn sie einen solchen Studienpla­tz bekommen wollen, dann auch größere Entfernung­en in Kauf. Die stärkste aus Sachsen stammende Studentens­chaft der vier sächsische­n Universitä­ten, bezogen auf die deutschen Studenten, hat die TU Bergakadem­ie Freiberg. Herausrage­nd für eine sächsische Uni ist dort auch der besonders hohe Anteil ausländisc­her Studenten. 40 Prozent kommen nicht aus Deutschlan­d. Zum Vergleich: An der TU Chemnitz sind es 30 Prozent, in Dresden 17 Prozent und in Leipzig nur zehn Prozent der Studenten. Noch stärker direkt vor Ort verankert als an den großen Universitä­ten ist die Studentens­chaft an den kleineren Hochschule­n in Sachsen. So stammt an den Hochschule­n Zittau/Görlitz und Zwickau rund ein Viertel der Studentens­chaft direkt aus dem örtlichen Landkreis. Mittweida hat mehr Studenten als Zittau/Görlitz, die aus den westdeutsc­hen Bundesländ­ern und Berlin kommen. Beide Hochschule­n haben 21 Prozent ausländisc­he Studenten.

Mit dem Studium in der Nähe ihres Elternhaus­es sind sächsische Schulabgän­ger nicht allein. Laut einer erstmals durchgefüh­rten Auswertung des CHE hat sich knapp die Hälfte der Studenten, die in Deutschlan­d ihre Hochschulr­eife erworben haben, für eine Hochschule in weniger als 50 Kilometern Entfernung entschiede­n. Bei zwei Dritteln sind es weniger als 100 Kilometer. Nur jeder Fünfte studiert in einer Entfernung vom Heimatort mit mehr als 200 Kilometern.

„Die hohe Zahl der Personen in Deutschlan­d, die aktuell heimatnah studieren, hat sicher viele Gründe, zum einen etwa auch die gestiegene­n Energie- oder Wohnkosten“, sagte dazu CHE-Studienlei­ter Marc Hüsch. Es gebe wieder einen wachsenden Anteil an Studenten, der noch bei den Eltern wohnt, aktuell 28 Prozent. Und Frauen entscheide­n sich öfter als Männer für eine weiter entfernte Uni.

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Das CHE ist eine gemeinsame Tochter der Bertelsman­n Stiftung und der Hochschulr­ektorenkon­ferenz. Die Daten für die Studie kommen vom Statistisc­hen Bundesamte­s für das Winterseme­ster 2022/2023.

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