Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)
Die Sachsen studieren am liebsten daheim
Ein Studium in der eigenen Heimat hat für die Mehrheit der sächsischen Studenten den Vorrang. Je näher die Hochschule ist, desto beliebter ist sie.
Die meisten Abiturienten aus Sachsen bleiben zum Studium ganz nah der Heimat. Allein an der TU Dresden hat jeder siebte Student sein Abitur in der Landeshauptstadt gemacht. Das hat eine am Donnerstag veröffentlichte bundesweite Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) ergeben.
Bundesweit ragt die TU Dresden mit ihrer Heimatnähe heraus. Auffällig ist hier auch der hohe Anteil von Abiturienten, die aus einem Gürtel von 50 bis 100 Kilometern um die Landeshauptstadt anreisen, immerhin neun Prozent. Das ist bundesweit der höchste Wert in einem solchen Umfeld von einer Hochschule. Auch die anderen sächsischen Landkreise und kreisfreien Städte sind stark vertreten, ebenso wie das südliche Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Universität Leipzig kann stärker noch als die TU Dresden in Teilen Sachsen-Anhalts punkten. In Leipzig kommen allerdings erheblich mehr Abiturienten auch aus den westdeutschen Bundesländern. Was vor allem an den hier stark vorhandenen Geisteswissenschaften liegt. Auf viele dieser Fächer gibt es einen Numerus clausus. Die Studenten nehmen, wenn sie einen solchen Studienplatz bekommen wollen, dann auch größere Entfernungen in Kauf. Die stärkste aus Sachsen stammende Studentenschaft der vier sächsischen Universitäten, bezogen auf die deutschen Studenten, hat die TU Bergakademie Freiberg. Herausragend für eine sächsische Uni ist dort auch der besonders hohe Anteil ausländischer Studenten. 40 Prozent kommen nicht aus Deutschland. Zum Vergleich: An der TU Chemnitz sind es 30 Prozent, in Dresden 17 Prozent und in Leipzig nur zehn Prozent der Studenten. Noch stärker direkt vor Ort verankert als an den großen Universitäten ist die Studentenschaft an den kleineren Hochschulen in Sachsen. So stammt an den Hochschulen Zittau/Görlitz und Zwickau rund ein Viertel der Studentenschaft direkt aus dem örtlichen Landkreis. Mittweida hat mehr Studenten als Zittau/Görlitz, die aus den westdeutschen Bundesländern und Berlin kommen. Beide Hochschulen haben 21 Prozent ausländische Studenten.
Mit dem Studium in der Nähe ihres Elternhauses sind sächsische Schulabgänger nicht allein. Laut einer erstmals durchgeführten Auswertung des CHE hat sich knapp die Hälfte der Studenten, die in Deutschland ihre Hochschulreife erworben haben, für eine Hochschule in weniger als 50 Kilometern Entfernung entschieden. Bei zwei Dritteln sind es weniger als 100 Kilometer. Nur jeder Fünfte studiert in einer Entfernung vom Heimatort mit mehr als 200 Kilometern.
„Die hohe Zahl der Personen in Deutschland, die aktuell heimatnah studieren, hat sicher viele Gründe, zum einen etwa auch die gestiegenen Energie- oder Wohnkosten“, sagte dazu CHE-Studienleiter Marc Hüsch. Es gebe wieder einen wachsenden Anteil an Studenten, der noch bei den Eltern wohnt, aktuell 28 Prozent. Und Frauen entscheiden sich öfter als Männer für eine weiter entfernte Uni.
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Das CHE ist eine gemeinsame Tochter der Bertelsmann Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz. Die Daten für die Studie kommen vom Statistischen Bundesamtes für das Wintersemester 2022/2023.