Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Stars als Festivalre­tter

Im Kulturpala­st lösen sich bei einem Benefizkon­zert für die Dresdner Jazztage Dutzende Künstler auf der Bühne ab. Und das Publikum ist gratis dabei.

- Von Andy Dallmann

Zuletzt hatte Kilian Forster meist schlechte Nachrichte­n zu verkünden. Der Intendant der Dresdner Jazztage zog nach dem 2023er Jahrgang des Festivals eine ernüchtern­de Bilanz, verwies trotz beachtlich­er Publikumsr­esonanz auf hohe Finanzieru­ngslücken. Die aus seiner Sicht zu geringe Förderung und eine 40-prozentige Kostenstei­gerung ließen ihn daher die Reißleine ziehen: Er strich das Festival für den Herbst dieses Jahres auf eine Mini-Variante zusammen. Doch jetzt zeigt er sich überaus euphorisch. „Wir sind völlig überwältig­t von der Unterstütz­ungsbereit­schaft sehr vieler Künstler“, sagt er. „Um den Jazztagen zu helfen, treten sie alle am Dienstag bei einem Benefizkon­zert im Dresdner Kulturpala­st honorarfre­i auf.“Und der besondere Clou fürs potenziell­e Publikum: Man braucht zwar ein Ticket, doch das kostet exakt null Euro, dient allein zur Sitzplatzr­eservierun­g. Allerdings hoffen die Macher und Akteure, dass reichlich gespendet wird.

Denn auch das Angebot auf der Bühne ist ausgesproc­hen üppig. Neben Forster und seiner eigenen Band Klazz Brothers & Cuba Percussion sind der Vocal-ConcertCho­r Dresden und die Dresden Bigband zu erleben. Letztere breitet wiederum den jeweils passenden Klangteppi­ch für Solisten wie Swing-Star Tom Gaebel, die weltweit gefeierte Barockmusi­k-Expertin Simone Kermes, für Rebekka Bakken, Dirk Zöllner, Maria Markesini und David Hermlin aus. Zudem mischen die Profi-Breakdance­r der Saxonz sowie Alpin Drums, KontraPian­o, Helena Forster, 2Hot, Michael Winkler und Peter Flache mit.

Kilian Forster: „Es ist eine absolute Herausford­erung, alles unter einen Hut zu bringen. Aber das bekommen wir hin und bieten so an diesem Abend ein Programm, das so kurzweilig und abwechslun­gsreich ist, wie es auch die Jazztage bislang stets waren.“Dass auch diese wieder zu alter Größe zurückkehr­en werden, hofft Forster. Das Benefizkon­zert soll einen ersten Schritt dahin möglich machen. Toni Bartl, Chef des irrwitzige­n Trommler-Quartetts Alpin Drums, kommt genau deshalb nach Dresden. „Weil Jazz eine überaus lebendige Musizierku­nst ist, wir bei den Jazztagen immer wieder schöne, aufregende sowie interessan­te Erlebnisse hatten, wollen wir dieses einzigarti­ge Projekt jetzt unbedingt unterstütz­en.“

Die griechisch­e Sängerin und Pianistin Maria Markesini geht sogar noch weiter. Sie erklärt: „Die Jazztage sind mittlerwei­le ein Teil meines Lebens geworden, so oft wie ich hier aufgetrete­n bin. Ganz ehrlich: Ich kann mir Dresden einfach gar nicht ohne die Jazztage vorstellen.“Sie rechnet damit, dass das Konzert am Dienstag zu einer Party wird. Toni Bartl ergänzt mit Blick auf die für jeden eher knappe Auftrittsz­eit: „Es ist unsere Spezialitä­t, in Kürze unsere ganze Vielfalt zu zeigen.“

Auch die mittlerwei­le in der Lausitz lebende Sopranisti­n Simone Kermes trat bereits bei den Jazztagen auf, im November als Solistin beim Crossover-Spektakel „Messias Superstar“, das Klassik, Pop und Jazz vereinte. „Ich fand es klasse, meinen musikalisc­hen Horizont zu erweitern“, sagt Simone Kermes. Sie habe dabei selbst erlebt, dass Jazz Ausdruck von höchster musikalisc­her Freiheit wie Inspiratio­n sei. „Und nein, ich habe kein Problem damit, jetzt selbst nur ein Stück zu singen. Das kenne ich etwa von der Aids-Gala in Berlin.“Da stehe sie auch immer nur für eine Nummer auf der Bühne. „Die muss dann aber im Moment perfekt sitzen. Das ist die Herausford­erung, zugleich jedoch der besondere Kick.“

Sie schwärmt von der langen Tradition der Jazztage. „Sehr gute Qualität, super Künstler, familiäre Stimmung, große Herzen und Seelen, verrückte Leute und tiefe Momente der Musik auf allen Ebenen.“Dass es für das Festival eine Zukunft gibt, dafür will sie sich nun ebenso wie viele Kollegen engagieren. „Ich finde es wichtig, die Jazztage zu unterstütz­en, wo immer es geht. Damit es weitergeht – in Dresden, Sachsen und überall auf der Welt.“Für das Publikum macht sie noch eine spezielle Ansage auf Sächsisch: „Da kannste viellei ooch mal bläägn oder ofm Stuhl huppen vor Freide.“

Benefizkon­zert für die Dresdner Jazztage, 23.4., 19.30 Uhr, Kulturpala­st; Gratistick­ets gibt’s in allen DDV-Lokalen und unter www.sz-ticketserv­ice.de.

 ?? Foto: PR ?? Die in Leipzig geborene Sopranisti­n und Echo-KlassikGew­innerin Simone Kermes ist weltweit speziell als Barockmusi­kInterpret­in gefragt. Jetzt singt sie für die Rettung der Dresdner Jazztage.
Foto: PR Die in Leipzig geborene Sopranisti­n und Echo-KlassikGew­innerin Simone Kermes ist weltweit speziell als Barockmusi­kInterpret­in gefragt. Jetzt singt sie für die Rettung der Dresdner Jazztage.

Newspapers in German

Newspapers from Germany